Elkes Sommer im Sonnenhof
hast. Eine Entscheidung über die
Angelegenheit könnt Ihr aber frühestens im September
erwarten. Mit freundlichem Gruß
der Stuttgarter
Rundfunk.“
Elke strahlte. „Fein!“ sagte sie. „Ich glaube
bestimmt, daß aus der Stellung was wird!“
Der Großvater lächelte glücklich. „Wißt ihr, was
mich an der ganzen Sache am meisten freut? Daß unsere Emilie solch Prachtkind
ist! Sie stickt große Decken, um ihren Eltern zu helfen, und nun hat sie sich
das mit dem Rundfunk auch noch ausgedacht!“
Schon machte Katje den Mund auf, um
klarzustellen, daß nicht Emilie, sondern Elke es sich ausgedacht hatte, aber da
trat Elke ihr kräftig auf den Fuß. Sie wollte nicht, daß Katje das sagte.
„Au!“ schrie Katje auf. „Nimm dich doch ein
bißchen in acht!“
Elke sagte: „Entschuldige bitte!“ und wandte
sich dann an den Großvater. „Emil hat einen feinen Brief geschrieben. Der mußte
ja was nützen!“
Von der Glückslocke sagte sie nichts. Die ging
nur die drei Freundinnen etwas an und allenfalls noch Achim.
Ja, natürlich! Auch noch Achim! Jetzt mußte er
doch eigentlich daran glauben, daß die Locke Glück brachte.
Übrigens traf einige Tage später auch vom
Hamburger Rundfunk noch eine Antwort ein. Die Kinder hatten sie schon gar nicht
mehr erwartet. Der Brief war sehr freundlich geschrieben, enthielt aber eine
Absage. Neueinstellungen kämen zur Zeit leider nicht in Frage, hieß es.
Dieser Brief löste jetzt, da aus Stuttgart so
verheißungsvolle Nachricht gekommen war, natürlich keinen Kummer mehr aus.
DER
ENTENDIEBSTAHL
Lisbeth, die Köchin vom Sonnenhof, stemmte ihre
dicken Arme empört in die Seiten. Ihr rotes, kugelrundes Gesicht flammte vor
Entrüstung. Gestern abend noch hatte eine wohlgenährte Ente im Verschlag neben
der Waschküche gesessen. Sie hatte das Tier einem Händler abgekauft und es noch
ein paar Tage am Leben gelassen, weil sie nicht gleich Verwendung für es gehabt
hatte. Eigenhändig hatte sie ihm gestern abend noch einmal frisches Trinkwasser
gegeben. Jetzt, wo die Ente geschlachtet werden sollte, war sie einfach
verschwunden!
Der Schlüssel hatte ordnungsgemäß an dem Haken
gehangen, wo er immer hing. Der Dieb mußte hier also genau Bescheid gewußt
haben. Wer konnte es sein?
Lisbeth verdächtigte gleich vier Personen auf
einmal der Tat. Erstens mochte Heinrich, der Stallbursche, so furchtbar gern
Entenbraten; er hatte das Tier vielleicht zu seiner Mutter heimgebracht.
Zweitens war es Minna, dem neuen Stubenmädchen, durchaus zuzutrauen, daß es die
Ente aus lauter Bosheit einfach hatte weglaufen lassen. Drittens konnte der
alte Mann, der gestern auf dem Hof vor der Waschküche den ganzen Tag Holz
gespalten hatte, die Ente mitgenommen haben, und viertens — ja, viertens war es
auch dieser Elke aus Hamburg zuzutrauen, daß sie das Schlachttier „befreit“
hatte, wie sie wohl sagen würde.
Sie war ja immer zu der Ente hingegangen und
hatte ihr Gras und Butterblumen gebracht, weil sie angeblich solchen „Appetit“
drauf gehabt hatte! Daß die Herrschaft auch Appetit auf Entenbraten hatte,
darum hatte sie sich nicht gekümmert. Oh, diese Gören von heute!
Man muß zugeben, eines sprach für Lisbeths
Verdacht, daß Elke die Übeltäterin war: die Kinder waren heute vormittag alle
drei in vergnügtester Stimmung. Sie sahen geradezu verschmitzt aus, und wer sie
beobachtete, konnte wirklich meinen, daß ihnen ein übermütiger Streich geglückt
war.
Aber nun war es so: Lisbeth hatte in ihrer
Empörung Frau Wendel gleich die vier Personen genannt, die ihrer Meinung nach
für den Entendiebstahl in Frage kamen. Ja, auch Elkes Namen hatte sie mit
genannt!
Gut, wenn Lisbeth also meinte, daß Elke und mit
ihr natürlich auch Achim und Katje den Unfug gemacht hatten, dann wurde eben
heute anstatt Entenbraten mit Gemüse und Kompott dicke Graupensuppe gegessen!
Mal sehen, was sie dazu sagten! Für Achim war Graupensuppe das Essen, das er am
wenigsten gern mochte.
Herr Wendel war heute nicht in sein Geschäft
gefahren. Er würde also mit der Familie Mittag essen und war auch sehr gespannt
darauf, wie die Kinder sich verhalten würden, wenn die Rede auf den Entendieb
kam.
Jetzt saßen sie alle in der Veranda, wo im
Sommer meistens gegessen wurde, und hatten ihre Suppe vor sich.
„Na, Entenbraten ist mir ja lieber, das muß ich
sagen“, meinte der Vater, die heiße Suppe umrührend.
„Ich mag gern Graupensuppe!“ erwiderte Elke.
„Ich
Weitere Kostenlose Bücher