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Ella auf Klassenfahrt

Ella auf Klassenfahrt

Titel: Ella auf Klassenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Parvela
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mit flehendem Blick zu seiner Frau, und sie nickte ihm aufmunternd zu.
    »Ich möchte aber nicht in deine Fußstapfen treten«, sagte der Lehrer. » Ihr wolltet hierher ziehen, ich nicht . Und ich möchte auch nicht hier weitermachen. Ich hab schon eine schöne Arbeit. Ich bin Lehrer. Ich mag meine Arbeit, und ich denke nicht daran, jemals etwas anderes zu machen.«
    »So, so. Sieht ganz so aus, als wäre morgen ausgezeichnetes Langlaufwetter. Langlaufen am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen«, sagte der Weihnachtsmann, als hätte er dem Lehrer gar nicht zugehört. Dann stand er ächzend auf, streckte sich und ging schlafen.
    Der Lehrer blieb sitzen und stocherte im Feuer. Er sah auf einmal irgendwie geschrumpft aus, geschrumpft und älter. Wenn man ihn so anschaute, sah er seinem Vater erstaunlich ähnlich ... Und da kapierten wir endlich: So wie wir Wichtel werden sollten, so sollte der Lehrer Weihnachtsmann werden. Der Lehrer hatte uns doch nicht nach Lappland gebracht, um uns dem Weihnachtsmann zu verkaufen. Der Lehrer war unschuldig. Der Weihnachtsmann selbst hatte uns ins falsche Flugzeug und hierher gelockt wie eine Spinne in ihr Netz. Uns graute bei dem Gedanken, aber es half nichts, wir mussten der Wahrheit ins Auge sehen. Es ging um einen Generationenwechsel, wie Timo sagte, der solche Wörter kennt. Der alte Weihnachtsmann, seine Frau und die alten Wichtel wollten sich zur Ruhe setzen, und der neue Weihnachtsmann mit seiner neuen Frau und seinen neuen Wichteln sollten ihre Arbeit übernehmen. Der Lehrer wollte das nur nicht, und wir wollten es auch nicht. Und das hieß: Wir mussten dem Lehrer helfen. Und uns selbst natürlich auch.
    »Auf dem Foto sitzt euer Lehrer auf dem Schoß des Weihnachtsmanns«, sagte die Frau des Weihnachtsmanns.
    Auf dem Foto saß der Lehrer wirklich auf dem Schoß des Weihnachtsmanns und zog ihn am Bart. Wir sahen ganz genau, wer der Mann mit dem Bart auf dem Foto war.
    Es war alles so unglaublich offensichtlich.

13
    Wir Mädchen lagen in unseren Betten und hatten Mitleid mit dem Lehrer. Es musste schrecklich sein, wenn man entscheiden sollte, ob man lieber Lehrer oder Weihnachtsmann sein wollte. Bestimmt war er tief in seinem Innern furchtbar hin- und hergerissen. Er hatte gesagt, dass er Lehrer bleiben wollte. Aber was, wenn er sich tief drinnen trotzdem langsam aber sicher in den neuen Weihnachtsmann verwandelte? Natürlich hatten die beiden Berufe etwas gemeinsam: Man musste Kinder mögen. Aber das war es dann auch schon. Sonst arbeitete der eine bei Tag und der andere am Abend und bei Nacht. Der eine blieb meistens am selben Fleck, und der andere war in der ganzen Welt unterwegs. Da war es schwer, wenn man sich für eins von beiden entscheiden musste. Unser Lehrer tat uns richtig leid.
    Wir Mädchen beschlossen, ihm zu helfen.
    Am Morgen klopfte jemand schon vor Sonnenaufgang an die Tür unserer Hütte. Es war der Lehrer. Er wollte, dass wir uns anzogen und schnell nach draußen kamen.
    Kurz darauf standen wir im Dämmerlicht des Morgens im Schnee und blinzelten mit schläfrigen Augen in die Runde. Der Lehrer hatte unsere Skier vom See geholt und sagte, wir sollten sie so schnell wie möglich unterschnallen.
    Wir wunderten uns natürlich. Am Abend hatte er noch selbst gesagt, dass er Langlaufen hasste. Hatte er sich in der Nacht doch noch alles anders überlegt? Hatte der Weihnachtsmann tief in ihm drinnen gewonnen? Wir schauten uns an und zuckten die Achseln, während er im Schuppen verschwand.
    Als er wieder herauskam, hatten wir unsere Skier angeschnallt, und diesmal war alles gut gegangen. Unsere Füße waren in den Schuhen, wie es sich gehörte. Wir waren richtig stolz, dass wir das so schnell gelernt hatten.
    Der Lehrer hatte keine Skier an. Er schob ein Moped.
    »Liebling, was ist das?«, fragte seine Frau und schaute das rostige Ding mit sorgenvoller Miene an.
    »Mein altes Moped. Ich hab’s vom Geld von meinem ersten Ferienjob bezahlt«, erzählte der Lehrer stolz.
    Wir versuchten zu raten, was der Sohn des Weihnachtsmanns wohl für einen Ferienjob gehabt haben könnte. Wir hatten noch keine Antwort gefunden, als der Lehrer auch noch ein dickes Seil aus dem Schuppen brachte.
    »Liebling, was hast du vor?«, fragte seine Frau mit noch sorgenvollerer Miene.
    »Abhauen. Wir fliehen«, sagte der Lehrer und befestigte ein Ende des Seils am Gepäckträger des Mopeds.
    Wir atmeten erleichtert auf. Der Lehrer war eindeutig noch unser Lehrer und kein angehender

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