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Ella auf Klassenfahrt

Ella auf Klassenfahrt

Titel: Ella auf Klassenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Parvela
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erschrocken.
    »Singen?«, sagte Mika weinerlich.
    »Ich geb jedem eins auf die Nase, der mich fröhliche Lieder singen lassen will«, sagte der Rambo.
    »Wichtellieder sind doch bestimmt auch nur ganz klein?«, sagte Pekka, aber darauf kriegte er keine Antwort.
    Außer ihm hatten jetzt nämlich auch die Jungs den Ernst der Lage begriffen. Es war ganz klar, dass wir abhauen mussten, wenn wir Mädchen keine Bärte kriegen und die Jungs nicht fröhliche Lieder singen wollten.
    »Moment mal!«, sagte Timo, als er sich vom ersten Schreck erholt hatte. »Ich versteh nur eins noch nicht: Warum will der Lehrer plötzlich mit uns fliehen, wenn er uns erst absichtlich hierher gebracht hat?«
    »Weil er das Langlaufen hasst«, wusste Hanna.
    »Stimmt«, sagte Timo, der alles weiß. »Wahrscheinlich hat ihn der Weihnachtsmann erpresst«, fuhr er fort. »Er hat gedroht, dass er ihm und seiner Frau und seinem Kind keine Geschenke bringt, wenn er ihm keine Wichtel liefert und ihnen nicht auch gleich das Skilaufen beibringt.«
    Genau! So machte alles einen Sinn. Unser Lehrer war so ein guter und mitfühlender Mensch, dass er bereit war, mit uns zu fliehen, obwohl er und seine Familie vielleicht nie wieder Weihnachtsgeschenke bekommen würden. Er war bereit, die Weihnachtsgeschenke seiner Familie zu opfern, nur um uns zu retten.
    Wir fanden den Gedanken schrecklich, dass der Weihnachtsmann zu seinem eigenen Kind derart gemein sein konnte. Wie konnte er nur seinen eigenen Verwandten keine Geschenke bringen? Man sollte doch denken, dass niemand so viele Geschenke bekam wie der Sohn und die Verwandten des Weihnachtsmanns.
    »Obwohl: Mein Vater ist Elektriker, und das Deckenlicht in meinem Zimmer funktioniert schon über ein Jahr nicht mehr«, sagte Hanna.
    »Mein Vater hat ein Kleidergeschäft, und ich soll immer nur die alten Klamotten meiner großen Schwester auftragen«, sagte Tiina.
    »Mein Vater ist Schriftsteller, und meint ihr, er liest mir jemals eine Gutenachtgeschichte vor?«, sagte ich.
    »Mein Vater ist Pekka, und … äh … ich bin auch Pekka«, sagte Pekka.
    »Aha«, sagte Timo, und dann sagte eine Weile keiner mehr was.
    »Wie nennt man eigentlich das Enkelkind des Weihnachtsmanns?«, fragte Hanna irgendwann.
    »Christkind«, wusste Timo.

12
    Der Weihnachtsmann saß schweigend in seinem Schaukelstuhl und starrte ins Kaminfeuer. Sein Sohn, unser Lehrer, saß neben ihm auf einem Hocker und schwieg auch. Wir saßen um den Tisch, und die Frau des Weihnachtsmanns zeigte uns Fotos aus der Zeit, als unser Lehrer noch klein war. Auf den Fotos sahen sie alle seltsam normal aus. Der Weihnachtsmann zum Beispiel hätte ein ganz normaler junger Vater sein können.
    »Als Baby hast du ausgesehen wie ein rosa Schweinchen«, sagte die Frau des Lehrers.
    Der Lehrer stocherte mit dem Schürhaken im Feuer und sagte nichts.
    »Die guten Skier!«, seufzte der Weihnachtsmann. »Verbrennt der die guten Skier …«
    Wir sahen, wie der Lehrer einen Augenblick zögerte, bevor er antwortete.
    »Jawohl«, sagte er dann mit fester Stimme.
    »Die guten Skier!«, seufzte der Weihnachtsmann wieder. »Ins Feuer geschmissen und verbrannt …«
    »Auf dem Foto hier ist euer Lehrer genauso alt wie ihr jetzt«, sagte die Frau des Weihnachtsmanns, aber wir schauten gar nicht richtig hin. Wir warteten nämlich auf die Antwort des Lehrers.
    »So gut waren sie gar nicht«, sagte der Lehrer.
    »Es waren Olympiaskier. Ich hab sie dir damals zu Weihnachten geschenkt«, sagte der Weihnachtsmann.
    »Und ich hab sie nie gemocht«, sagte der Lehrer.
    Wir schauten einander an. Wir wunderten uns, dass der Weihnachtsmann seinem eigenen Sohn etwas geschenkt hatte, was dem nicht gefiel. Uns hatte der Weihnachtsmann immer Geschenke gebracht, die wir mochten. Außer Mika natürlich, der behauptete, dass er immer nur weiche Päckchen bekam.
    »Aber du hast doch das Langlaufen so geliebt«, sagte der Weihnachtsmann.
    »Ich hab Langlaufen immer gehasst«, sagte der Lehrer. »Du hast mir nur nie zugehört.«
    »Unsinn!«, sagte der Weihnachtsmann. »Jeder liebt das Langlaufen. Für morgen kannst du meine Skier haben. Während ihr lauft, fahr ich dir neue kaufen.«
    »Paps, ich will nicht langlaufen«, sagte der Lehrer.
    Seine Stimme hörte sich jetzt fast wütend an.
    »Ich werde langsam alt«, sagte der Weihnachtsmann ernst. »Wenn du in meine Fußstapfen treten und hier weitermachen willst, dann musst du langlaufen, da beißt die Maus keinen Faden ab.«
    Der Lehrer schaute

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