Ella auf Klassenfahrt
Weihnachtsmann.
»Ist das nicht gefährlich?«, fragte seine Frau, während der Lehrer das Seil hinter dem Moped im Schnee auslegte.
»Nicht so gefährlich wie Hierbleiben«, sagte der Lehrer. Dann wandte er sich an uns und sagte: »Also dann, haltet euch gut an dem Seil fest!«
Durch den Wald über dem See drangen schon die ersten Sonnenstrahlen, als wir uns in einer langen Schlange hinter dem Moped aufstellten und einer nach dem andern das Seil ergriffen. Die Frau des Lehrers saß auf dem Gepäckträger hinter dem Lehrer. Das sah ziemlich komisch aus, denn das kleine Moped war unter den beiden kaum noch zu sehen.
»Hält das Moped das aus?«, schrie die Frau des Lehrers, um das Knattern des Motors zu übertönen.
»Das ist ein Spitzenteil!«, schrie der Lehrer zurück und gab Gas.
Zuerst passierte gar nichts. Nur das Seil straffte sich, und das Moped fuhr auf der Stelle und bespritzte uns von oben bis unten mit Schnee. Aber dann, gerade als der Weihnachtsmann vor die Tür trat, um nachzusehen, was das draußen für ein Lärm war, gab es einen Ruck im Seil, und es ging los.
Als wir am Weihnachtsmann vorbeisausten, winkte ihm der Lehrer siegessicher zu, aber das hätte er lieber nicht tun sollen. Pekka verstand das nämlich so, dass er auch winken sollte. Er winkte wie verrückt mit beiden Händen, und dazu musste er natürlich das Seil loslassen. Und als er das Seil losließ, blieb er natürlich stehen. Und alle, die hinter ihm kamen, fuhren natürlich auf ihn drauf. Am Ende lagen sie alle miteinander auf einem großen Haufen im Schnee. Nur der Rambo, Timo, ich, Hanna, Tiina und Mika hingen noch an dem Seil, als der Lehrer auf die Straße einbog. Als wir zurückschauten, sahen wir, wie der Weihnachtsmann sich am Kopf kratzte, während seine Frau den andern aus dem Schnee half.
Wir fanden es natürlich traurig, dass so viele aus unserer Klasse als Wichtel beim Weihnachtsmann bleiben mussten. Aber vielleicht war es auch praktisch, dass wir in Zukunft Freunde haben würden, die Wichtel waren. Ich hoffte, dass die Wichtel nächstes Weihnachten endlich mal meine Wunschliste bis ganz zum Ende lasen.
Auf der Straße fuhr das Moped dann richtig schnell. Es hatte jetzt natürlich auch weniger zu ziehen. Wir hörten den Lehrer vor Freude und die Frau des Lehrers vor Angst schreien, während wir die Straße entlangsausten. Auf beiden Seiten gab es hohe Schneewälle. Wenn was schiefging, würden wir wenigstens weich landen.
Dann ging es auf einmal steil bergab, und wir merkten, dass wir schneller wurden als das Moped. Der Lehrer gab Gas wie wild, aber das nutzte nichts. Wir holten ihn langsam, aber sicher ein. Wir waren schon so schnell, dass uns die Augen tränten und keiner mehr was sehen konnte. Daran lag es wahrscheinlich auch, dass Mika, der als Letzter am Seil hing, den Buckel hinter einer kleinen Senke nicht sah und kerzengerade drüberfuhr. Wir anderen sahen nur seinen hellen Schneeanzug durch die Luft segeln, als er abhob und im hohen Bogen über den Schneewall links neben der Straße flog.
»Ich hab’s gewusst!«, hörten wir Mika schreien, bevor er irgendwo weit hinter dem Wall im Tiefschnee landete.
»Fliegen um die Zeit Kraniche?«, rief die Frau des Lehrers. »Ich meine, ich hätte eben einen fliegen sehen.«
Darauf gab der Lehrer noch mehr Gas. Wir waren nur noch fünf am Seil, und das Moped wurde immer schneller. Wir aber auch.
Und hinter der nächsten Kurve stand ein Rentier.
Es war erst genauso überrascht wie wir, als es uns kommen sah. Dann senkte es den Kopf.
»Pass auf, es greift an!«, schrie die Frau des Lehrers.
»Ich bin gut im Ausweichen!«, schrie der Lehrer zurück.
Und das war er wirklich. Er kurvte sauber um das Rentier herum. Nur Hanna und Tiina, die jetzt die Letzten am Seil waren, schafften es leider nicht. Sie blieben am Geweih des Rentiers hängen. Das sah ziemlich komisch aus, fanden wir andern, aber wir hatten leider keine Zeit, darüber zu lachen, weil das Moped gleich wieder schneller wurde.
Nur der Rambo, Timo und ich hingen jetzt noch an dem Seil, und auf einmal tat die Frau des Lehrers etwas, womit wir nicht gerechnet hatten: Sie löste das Seil vom Gepäckträger.
Für eine Weile fuhren wir danach noch hinter dem Moped her. Aber dann machte die Straße eine Rechtskurve, und von da an nahmen wir unseren eigenen Weg.
Wir fuhren geradeaus weiter, erst über den Schneewall links von der Straße und dann immer bergauf. Wir waren so schnell, dass wir es bis auf die
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