Ella auf Klassenfahrt
das hatten wir ganz allein Pekka zu verdanken. Ohne das Wespennest, das er an dem Tag gefunden hatte, wäre das Foto nämlich ein ganz normales Klassenfoto geworden. Komisch eigentlich, dass die Wespen so spät im Herbst noch so munter waren. Wahrscheinlich kam es davon, dass Pekka das Nest auf die Heizung gelegt hatte.
»Die Jury beeindruckt insbesondere die lebhafte Stimmung und die ungewöhnliche Aufstellung der Schüler, die sich sehr positiv von der Steifheit des gewohnten Klassenfotos abhebt«, stand auf der Urkunde, die wir geschickt bekamen. Und außerdem hatten wir die Reise gewonnen.
»Bitte schön!«, sagte die Stewardess und servierte uns Brötchen und Limonade.
»Die spricht aber gut Finnisch dafür, dass sie aus dem Ausland ist«, sagte Pekka, der wieder mal gar nichts kapiert hatte.
Wir anderen sagten nichts. Wir hatten sowieso alle den Mund voll. Alle außer unserem Lehrer. Dem tätschelte die Stewardess nur durch die Gitterstäbe den Kopf. Die Hunde bekamen Hundewürstchen, und wir können uns getäuscht haben, aber gleich darauf knurrte jemand, und es hörte sich an wie der Lehrer.
4
Nach der Landung mussten wir eine Weile auf den Lehrer warten. Auch auf dem Flughafen von Kittilä gab es ein Laufband, und es fuhren viele Koffer in vielen Größen und vielen Farben vorbei, die alle nicht uns gehörten. Dann kam endlich die Extrakabine mit den Hunden und unserem Lehrer. Mit den Gitterstäben vorne sah die Kabine fast wie ein Käfig aus. Nach dem Lehrer und den Hunden kam leider nichts mehr. Unser Gepäck war nämlich ins Ausland geflogen.
»War ein Extraplatz, zwar ein bisschen teurer als ein normaler Sitzplatz, das war’s aber wert«, sagte der Lehrer lächelnd zu dem Flughafenonkel, der ihn aus dem Käfig ließ.
»Schönen Dank für die gute Gesellschaft, macht’s gut!«, sagte der Lehrer zu den Hunden und strich seine zerknitterten Kleider glatt.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte die Frau des Lehrers. Sie sah ein bisschen besorgt aus.
Der Flughafen von Kittilä war nicht besonders groß. Eigentlich bestand er nur aus einem einzigen Raum mit vielen Fenstern. Aus den Fenstern konnte man sehen, dass Lappland trotz des kleinen Flughafens ein großes Land war. Es lag unheimlich viel Schnee, und in der Ferne sah man weiße Berge.
»Fjälls«, korrigierte uns Timo. »In Lappland heißen die Berge Fjälls.«
»Im Ausland ist alles so anders«, staunte Pekka. 1
Wir drückten uns die Nasen an der Fensterscheibe platt und sahen zu, wie alle anderen Reisenden in Busse und Taxis stiegen und in Richtung der Fjälls davonfuhren. Draußen war es so schön, dass es uns überhaupt nicht mehr leidtat, dass wir ins falsche Flugzeug gestiegen waren.
»Wir fliegen mit dem nächsten Flugzeug zurück«, sagte der Lehrer und ging zum Ticketschalter.
»Zwanzig Flugtickets zurück in die Zivilisation, bitte! Bei ihnen kann man doch mit Dirham bezahlen?«, fragte der Lehrer. Er hatte nämlich nur ausländisches Geld. Das hatte er extra schon vor dem Flug gewechselt.
»Darf ich hier endlich meinen Pass vorzeigen?«, fragte Pekka, der dem Lehrer zum Schalter gefolgt war.
»Den Rest können Sie behalten«, sagte der Lehrer und legte dem Onkel am Ticketschalter ein dickes Bündel Geldscheine auf die Theke.
»Wie sagt man auf Ausländisch: Ich möchte einen Stempel in meinen Pass?«, fragte Pekka den Lehrer.
»So leicht werden Sie mich nicht los«, sagte der Lehrer, als der Schalteronkel ihm kopfschüttelnd das Bündel Scheine zurückschob.
»Und mich auch nicht!«, sagte Pekka, als der Schalteronkel ihm seinen Pass zurückgab.
»Wenn wir nicht fliegen können, dann laufen wir eben zurück«, beschloss der Lehrer, als der Schalteronkel vor Lachen und Kopfschütteln nichts mehr sagen konnte.
»Liebling, vergiss nicht, du hast nur noch einen Schuh«, sagte die Frau des Lehrers, und da hatte sie natürlich recht. Den anderen hatte er ja nicht wiederbekommen.
»Wie wär’s, wenn wir die ganze Bande dem Weihnachtsmann verkaufen? Der wohnt hier oben und braucht immer mal wieder neue Wichtel, die ihm zur Hand gehen. Glaubst du, dass wir für das Geld zwei Flugtickets bekommen würden?«, sagte der Lehrer ganz leise zu seiner Frau.
Wir sollten es nicht hören, aber wir hörten es trotzdem. Wir hören alles.
»Jetzt beruhige dich doch. Erst mal bringe ich hier alles in Ordnung«, sagte die Frau des Lehrers und drückte ihn aufs Laufband. Da sahen wir, dass er wieder sitzen konnte. Zum Glück war das Laufband
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