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Ella in den Ferien

Ella in den Ferien

Titel: Ella in den Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Parvela
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Vorwarnung von der Seite des Stegs aus am Knöchel zu packen. Aber nicht einfach mit der normalen Hand: Pekkas Vater fasste immer erst ins Wasser und in das schlierige grüne Algenzeug, das um den Steg herum wuchs. Es war richtig unheimlich, wenn man loslief und einen plötzlich eine schleimige grüne Klaue am Knöchel packte.
    Wir wollten gerade eine neue Runde anfangen, und Pekkas Vater lauerte schon unterm Steg, als der Lehrer und die Reisetante mit den Armen voller Einkaufstüten aus dem Dorfladen zurückkamen. Meine Freunde und ich standen am Ufer. Diesmal mussten wir über den Steg zum Fischerschuppen zurück. Dass der Lehrer und die Reisetante einkaufen gegangen waren, hatten wir über das tolle Spiel ganz vergessen. Als die beiden näher kamen, sahen wir ihre nackten Füße. Sie hatten die Schuhe ausgezogen und sie mit zusammengebundenen Schnürsenkeln um den Hals gehängt, wahrscheinlich weil der Weg nach dem Regen ein bisschen matschig war.
    Â»Wofür steht ihr Schlange, wenn man fragen darf?«, fragte die Reisetante.
    Â»Der Steg ist geschlossen«, sagte Timo.
    Â»Er ist nämlich kaputt«, sagte Hanna.
    Â» Ihr solltet ihn auch nicht benutzen«, rief ich.
    Â»Er kann jederzeit einstürzen«, warnte Tiina.
    Â»Es setzt was, wenn ihr drübergeht«, verkündete der Rambo.
    Â» Ich kann jedenfalls nichts dafür, wenn was passiert«, sagte Mika mit weinerlicher Stimme.
    Â»Geht nur, das wird lustig!«, sagte Pekka erwartungsvoll.
    Die Reisetante sah den Lehrer fragend an, und der Lehrer schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er, »ich verstehe genauso wenig wie du.«
    Und da versuchten wir, wenigstens Pekkas Vater zu warnen. Er konnte da unten ja nicht wissen, dass die Reisetante und der Lehrer zurückgekommen waren.
    Â»Achtung, Troll, es kommt ein großer Ziegenbock!«, rief ich mit lauter Stimme.
    Â» Zwei große Ziegenböcke«, verbesserte mich Hanna.
    Â»Oder eigentlich ein großer und ein kleiner Ziegenbock, ein Böcklein, könnte man sagen«, stellte ich richtig.
    Â»Kann man eben nicht «, sagte Timo, der fast alles weiß. »Ein Ziegenbock und eine Ziege muss es heißen.«
    Â»Jedenfalls kriegt der Troll eins auf die Hörner, wenn er nicht achtgibt«, drohte der Rambo.
    Â»Na los, geht schon!«, drängelte Pekka, während der Lehrer und die Reisetante einander ansahen und sich zaghaft auf den Weg machten.
    Â»Deine Schüler lesen eindeutig zu viele Märchen«, bemerkte die Reisetante.
    Â»Mag sein«, gab ihr der Lehrer recht.
    Â»Ich sag’s dir noch mal: Märchen sind nicht gut für Kinder. Sie bringen sie dazu, an Sachen zu glauben, die es nicht gibt«, sagte die Reisetante.
    Â»Mag sein«, gab ihr der Lehrer recht.
    Und dann packte der hässliche Stegtroll zu.
    Der Ziegenbock und die Ziege hatten keine Chance, als der Troll ihnen durch die Ritzen des Stegs in die Fußsohlen pikste wie ein wild gewordener Specht. Der ganze Steg wackelte, als der Lehrer und die Reisetante kreischend auf und nieder hopsten, um dem Gepikse auszuweichen. Aber es war alles umsonst. Pekkas Vater war einfach viel zu schnell. Er traf bei jedem Versuch. Und der Lehrer und die Reisetante wussten nicht, was sie zum Hopsen brachte, denn mit den Einkaufstüten in den Armen konnten sie nicht mal ihre Füße sehen.

    Â»Seeigel! Das müssen Seeigel sein!«, kreischte der Lehrer.
    Â»Kugelfische! Das sind Kugelfische!«, kreischte die Reisetante.
    Â»Zackenbarsche!«, rief der Lehrer. »Es sind Zackenbarsche!«
    Â»Stachelrochen!«
    Â»Säbelfische!«
    Â»Rette sich, wer kann!«, rief die Reisetante und machte einen Riesensatz ins Wasser. Der Lehrer war so überrascht, dass er mitten im Hopsen stehen blieb. Sogar der Troll gab für einen Augenblick Ruhe und wunderte sich.
    Â»Sie sollte sich ein Beispiel an mir nehmen, aber doch nicht so«, seufzte der Lehrer und schaute über seine Tüten hinweg, ob die Reisetante bald wieder auftauchte. Als sie es prustend tat, sah er, dass sie ihre im Wasser treibenden Einkäufe retten wollte.
    Â»Jetzt sollte man eine Kamera haben«, ärgerte sich der Lehrer.
    Und genau dasselbe wünschten wir uns auch, als wir sahen, wie von seitlich unter dem Steg ein langer Arm auftauchte und eine schleimige grüne Klaue den Lehrer am Knöchel packte.
    Wir waren unheimlich stolz, dass unser Lehrer noch weiter

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