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Ella in den Ferien

Ella in den Ferien

Titel: Ella in den Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Parvela
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Mutter, aber Mika setzte sich nicht.
    Â»Bestraft uns doch, das macht uns gar nichts aus!«, sagte Tiina furchtlos.
    Â»Verurteilt uns!«, bat Timo und stand auf.
    Â»Fesselt uns!«, verlangte Hanna und stand auf.
    Â»Werft uns ins Gefängnis!«, forderte ich und stand auf.
    Â»Ich klemm euch einzeln zwischen die Gitterstäbe, wenn ihr mich nicht einsperrt«, versprach der Rambo und sprang auf wie ein Boxer, wenn der Gong zur nächsten Runde ertönt.
    Â»Wenn meine Mama es erlaubt, will ich auch eingesperrt werden«, verkündete Mika.
    Â»Kommt überhaupt nicht infrage«, sagte Mikas Mutter. »Nachher erkältest du dich noch in der zugigen Zelle.«
    Wir standen in einer Reihe und starrten die Erwachsenen trotzig an. Wir waren bereit, uns furchtlos allem zu stellen, was uns die Zukunft bescherte. Es war klasse. Wir waren die drei Musketiere, außer dass wir zu sechst waren. Wir waren unbesiegbar, und das spürten die Erwachsenen. Sie saßen schweigend da und starrten uns an, als könnten sie nicht glauben, was sie sahen. Sogar der Reisetante fiel nichts mehr ein.
    Â»Jetzt wollen wir mal nicht übertreiben«, sagte die Frau des Lehrers, die als Erste wieder Worte fand.
    Â»Hier auf der Insel gibt es gar kein Gefängnis. – Wie wär’s, wenn wir euch erst mal nur unter dem Steg durch kielholen 3 «, schlug der Lehrer vor.
    Â»Unser Mika darf nicht tauchen. Er hat empfindliche Ohren«, lehnte Mikas Mutter den Vorschlag ab.
    Â»Immerhin: An Teamgeist fehlt es ihnen nicht. – Vielleicht wäre das ein Grund, die Strafe zu mildern«, gab überraschend die Reisetante zu bedenken.
    Â»Wenn wir die Häftlinge sind, wer passt dann eigentlich auf, dass wir nicht abhauen?«, fragte Pekka.
    Das hatten sich die Erwachsenen komischerweise noch gar nicht überlegt.
    Â» Ich könnte das übernehmen«, sagte Pekkas Vater begeistert. »Ich war schon als Kind immer gern Gendarm.«

    Jetzt, wo es einen Gendarm gab, wurde die milde Strafe so beschlossen.
    Wir mussten ins Gefängnis, und es war sehr lustig. Wir waren die Räuber und hauten ständig ab, und der Gendarm musste uns wieder einfangen. Er war aber ein netter Gendarm, und wir mussten nie lange im Gefängnis bleiben, weil er immer vergaß, die Zellentüren abzuschließen. Wir spielten, bis es Nacht wurde.
    Der Lehrer, die Frau des Lehrers, die Reisetante und Mikas Mutter redeten noch den ganzen Abend über Erziehung. Sie hatten jeder eine Meinung, und keine passte zur anderen. Bei der Erziehung handelte es sich scheinbar um eine echt komplizierte Sache, und wir waren froh, dass wir dafür noch zu klein waren.
    Â»Puh!«, hörten wir die Stimme des Lehrers im Nachbarzelt, als wir schon in unseren Schlafsäcken lagen. Draußen regnete es jetzt in Strömen.
    Â»Was ist?«, hörten wie die Frau des Lehrers.
    Â»Unser Kind ist noch so klein«, sagte der Lehrer. »Ich musste gerade daran denken, wie lange wir es noch erziehen müssen, bis es groß ist.«
    Â»Da sagst du was«, sagte die Frau des Lehrers. »Ich musste schon den ganzen Abend daran denken.«
    Â»Vater und Mutter ist man ein Leben lang«, seufzte der Lehrer.
    Als wir das hörten, mussten wir leise lachen: Den ganzen Abend hatten die Erwachsenen über den Sinn von Strafen geredet, und selber hatten sie lebenslänglich.

    3 Für Landratten: »Kielholen« war eine alte Seemannsstrafe, bei der jemand an einen Strick gebunden und unter dem Schiff hindurch durchs Wasser gezogen wurde.

Das große Buch der Natur
    Am nächsten Morgen war schönes Wetter. Der Regen hatte den Himmel blau gewaschen, das Meer schlug ruhige Wellen, und die Möwen segelten am Himmel wie Papierflieger. Die Wärme der Sonne trocknete den Steg, von dem ein Duft von Teer und Salz aufstieg.
    Wir standen fertig angezogen im Halbkreis um die Reisetante. Sie hatte sich in der Nacht erholt und offensichtlich beschlossen, es noch einmal mit uns zu versuchen.
    Â»Schluss mit den Fantastereien!«, hatte sie nach dem Frühstück ausgerufen. »Heute werden wir das große Buch der Natur kennenlernen.«
    Â»O-oh!«, sagte der Lehrer.
    Â»Ist was?«, fragte ihn die Reisetante.
    Â»Nein, nein, klasse Idee«, ermutigte sie der Lehrer.
    Meine Freunde und ich fanden die Idee auch klasse. Und natürlich wollten wir das Buch auch gleich sehen.
    Â»Ã„h … wie? Ach so …

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