Ella in den Ferien
Nein, nein, das groÃe Buch der Natur sagt man nur so, es ist bildlich gesprochen, versteht ihr?«, sagte die Reisetante.
Klar verstanden wir das. Und es störte uns auch gar nicht. Bilderbücher fanden wir noch viel spannender als welche, die nur geschrieben sind.
Was die Reisetante dann austeilte, waren allerdings ganz kleine Büchlein, richtig mickrig waren die. Es waren zwar Bilder von Pflanzen, Vögeln, Fischen und Insekten drin, aber wir fanden es trotzdem ungerecht, dass die Reisetante das groÃe Buch anscheinend für sich behalten wollte.
»Es gibt kein groÃes Buch der Natur in echt, ich habâs euch doch erklärt«, stöhnte die Reisetante.
»Aber gerade hast du doch noch versprochen, dass wirâs heute kennenlernen. Wie können wir was kennenlernen, das es gar nicht gibt?«, fragte Timo.
»Ich glaube ganz bestimmt, dass manâs kennenlernen kann. Wir haben sogar den Weihnachtsmann kennengelernt, obwohl es ihn angeblich nicht gibt«, sagte Hanna, und sie hatte vollkommen recht. Wir alle wussten, dass der Weihnachtsmann der Vater unseres Lehrers war. Wir hatten ihn bei einem Besuch in Lappland kennengelernt 4 , aber das würden wir der Reisetante natürlich nicht erzählen. Wir zwinkerten dem Lehrer zu, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte.
»Was schneiden die denn plötzlich für Grimassen?«, fragte die Reisetante den Lehrer. »Soll das eine Verschwörung werden?«
»Aber nein«, sagte der Lehrer. »Solche Zuckungen sind bei ihnen ganz normal.«
»Aha«, sagte die Reisetante und versuchte, es noch mal zu erklären. Das groÃe Buch der Natur stehe jedem offen, der es lernen wolle, erklärte sie uns. Und wir erklärten ihr, dass wir es ja alle lesen wollten , aber wenn sie es uns nicht zeige, dann ginge das eben nicht. Da schüttelte sie nur den Kopf, und wir fanden alle, dass sich die Reisetante heute Morgen ein bisschen seltsam benahm.
Gleich nach dem Kopfschütteln teilte sie uns dann in zwei Gruppen auf. Zur ersten gehörten auÃer ihr selbst Mika, Tiina, Timo und Hanna. Zur anderen Gruppe gehörten auÃer mir der Lehrer, Pekka und der Rambo. Die Reisetante erklärte, dass wir einen Wettkampf machen würden, und die Gruppe, die auf der Insel mehr Tiere und Pflanzen fand und bestimmte, sollte der Sieger sein. Von dem groÃen Buch sagte sie kein Wort mehr.
»Die Gruppenaufteilung ist unfair«, quengelte der Lehrer.
»Sei still und tu, was man dir sagt!«, forderte ihn die Reisetante auf.
»Was ist denn der Preis für den Sieger?«, wollte Timo wissen.
»Ich schlage vor, dass das älteste Mitglied der Siegergruppe für den Rest der Reise die Kapitänsmütze tragen darf«, schlug der Lehrer vor, aber die Reisetante hörte es anscheinend nicht.
»Der höchste Preis ist die Zufriedenheit mit der getanen Arbeit«, verkündete sie und führte ihre eigene Gruppe ins Innere der Insel.
In unserer Gruppe wunderten wir uns, dass der Lehrer uns nirgendwohin führte. Stattdessen streckte er sich auf dem Steg zum Schuppen aus und faltete die Hände hinter dem Kopf.
»Es lohnt sich nicht, kopflos auf der Insel herumzurennen«, versicherte er uns. »Wir halten uns an die Vögel. Davon gibt es hier auf dem bequemen Steg genauso viele wie anderswo auch. Ihr sagt mir, was ihr für Vögel seht, und ich bestimme sie. Ich bin ein Meisterbestimmer, falls ihr das noch nicht wisst.«
Dann schloss er die Augen, und wir hörten ihn nur noch leise murmeln.
»AuÃerdem falle ich sowieso nur ins Wasser, wenn ich auf den Uferfelsen herumbalanciere â ich bin doch nicht blöd«, murmelte er.
So kam es, dass der Lehrer sicher auf dem Steg lag, während wir nach Vögeln Ausschau hielten. Wir fanden alle, das war eine klasse Idee.
Ich war die Erste, die einen Vogel sah.
»Er ist weià mit schwarzen Flügeln und einem gelben Schnabel mit einem roten Punkt darauf«, meldete ich.
»Eine Seemöwe, Larus marinus «, sagte der Lehrer, und wir schrieben es auf.
»Ein weiÃes Vieh, sehr groà mit einem langen Hals«, meldete Pekka.
»Ist der Hals gebogen?«, wollte der Lehrer wissen.
»Ja«, sagte Pekka.
»Ein Höckerschwan, Cygnus olor «, wusste der Lehrer, und wir schrieben es auf.
»Ich schnatter dem grünköpfigen Federklops eins auf den weiÃen Backenfleck, wenn ich ihn beschreiben muss«,
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