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Ella in den Ferien

Ella in den Ferien

Titel: Ella in den Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Parvela
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ein bisschen müde aus, aber das war auch kein Wunder, wenn man den ganzen Tag Steine umdrehte.
    Â»Das ist alles vollkommen nutzlos«, sagte sie, während sie den Holzstoß umrundete.
    Â»Wieso?«, fragte der Lehrer.
    Â»Weil wir sowieso nicht gerettet werden können, bevor ich aufwache.«
    Die Reisetante hatte die Augen halb geschlossen.
    Â»Bildest du dir immer noch ein, dass das hier alles nur dein Traum ist?«, fragte der Lehrer besorgt.
    Â»Ich bilde mir den Traum nicht ein, ich träume ihn. Das ist ein großer Unterschied.«
    Â»Du siehst müde aus. Wie wär’s, wenn du schlafen würdest?«, schlug der Lehrer vor.
    Â»Unsinn. In einem Traum kann man nicht schlafen«, sagte die Reisetante.
    Â»In kann dich auch gern aufwecken. Aus dem Traum, meine ich. Möchtest du, dass ich dich vom Felsen ins Wasser schubse, oder soll ich dir lieber mit meinem einzelnen Schuh auf die nackten Zehen treten?«, wollte der Lehrer wissen.
    Â»Komisch«, sagte die Reisetante abwesend.
    Â»Das ist überhaupt nicht komisch«, sagte der Lehrer. »Ich schubse dich ins Wasser und verspreche, dass es kein bisschen komisch wird.«
    Dann wollte er die Reisetante packen und wartete nur kurz, weil sie gerade das Fernglas hob und an ihm vorbei aufs offene Meer sah.
    Â»Dieser Traum ist komisch«, sagte sie. »Sehr komisch sogar. Da draußen kommt nämlich ein Schiff, das mich sehr an das meines Vaters erinnert.«
    Als wir das hörten, drehten wir uns alle blitzschnell um. Wir waren so mit dem Holzstoß beschäftigt gewesen, dass wir das Schiff, das auf die Insel zusteuerte, gar nicht bemerkt hatten. Es war ein großes Schiff mit einem qualmenden Schornstein. Die Reisetante stellte ihr Fernglas scharf.
    Â»Nein«, hörten wir sie murmeln. »Das Schiff meines Vaters hatte zwei Schornsteine, das hier hat nur einen. Ein komischer Traum, ich sag’s ja …«
    Â»Das ist die Rettung!«, rief der Lehrer. »Das Feuer! Zündet das Leuchtfeuer an! Wo sind die Streichhölzer? Hat jemand meine Streichhölzer gesehen?«
    Er war ganz aus dem Häuschen, weil er seine Streichhölzer nicht finden konnte, aber zum Glück hatte seine Frau welche in der Tasche. Sie riss eine Seite aus ihrem Tagebuch und zündete sie an und mit der Seite dann das Feuer.
    Das Schiff war jetzt schon so nah, dass wir seine Motoren hören konnten. Wir spürten sie sogar. Sie stampften, dass der Boden unter unseren Füßen zitterte. Von unserem Leuchtfeuer stieg weißer Rauch auf, und wir hatten schon Angst, es könnte gar nicht richtig angehen, aber dann loderten aus der Mitte Flammen auf, und gleich darauf brannte es lichterloh. Wir mussten sogar ein paar Schritte zurücktreten, weil es so heiß war.
    Das Schiff war jetzt schon so nah, dass wir ein paar Seeleute erkennen konnten, die sich über die Reling beugten. Sie schauten in unsere Richtung, aber ob sie uns auch sahen, konnte man nicht wissen.
    Â»Macht was, damit man euch sieht! Hüpft und winkt und wackelt!«, befahl der Lehrer und begann selbst, auf und nieder zu hüpfen.
    Wir machten natürlich gern was, damit sie uns vom Schiff aus sahen. Hanna hüpfte und winkte und wackelte mit dem Kopf. Ich hüpfte und winkte und wackelte mit dem Zeigefinger. Timo hüpfte, winkte und wackelte mit dem Hintern. Tiina hüpfte, winkte und wackelte mit den Ohren. Mika hätte auch mit was gewackelt, wenn seine Mutter es ihm erlaubt hätte, und der Rambo drohte, jedem auf den Winker zu hüpfen, der von ihm verlangte, dass er mit irgendwas wackelte. Pekka machte auch nichts. Er briet sich seelenruhig ein Würstchen über dem Leuchtfeuer. Niemand wusste, wo Pekka das Würstchen herhatte. Vielleicht hatte er es an dem Abend eingesteckt, als uns allen schlecht wurde.
    Und dann bemerkten uns die Seeleute. Sie klatschten und winkten zurück, und einer von ihnen machte sogar ein Foto von uns. Das fanden wir klasse, und wir legten uns noch mal richtig ins Zeug. Nur der Lehrer war überhaupt nicht zufrieden, wahrscheinlich weil das Schiff keine Anstalten machte, Anker zu werfen.
    Â»Anhalten!«, schrie er. »Wir sind in Seenot! He, nicht vorbeifahren, ihr Seehunde! Anhalten, ihr Seeelefanten! Hört ihr nicht, ihr Seegurken! Anhalten, sag ich, sonst lass ich euch nachsitzen, ihr Seeschnecken! Seid ihr taub, ihr Seenüsse! He, ihr Seenasen, hört ihr nicht?!«
    Unser Lehrer

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