Ella in den Ferien
Tannenzweigen gebastelt hatten, und warfen sie oben aufs Zelt. Mika und der Rambo sollten inzwischen die neun Dosen Thunfisch essen, die noch übrig waren, das musste als Ersatz für die neun eingelegten Heringe reichen. Timo würde dann den Vater der Reisetante spielen. Er trug die Kapitänsmütze auf dem Kopf, und mit Kohle aus dem Mittsommerfeuer hatten wir ihm einen Seemannsbart und eine schwarze Augenklappe gemalt.
»Noch Fragen?«, fragte Tiina.
»Ich verstehe nicht, warum ich einen Kapitän spiele, wenn die Reisetante im Traum ihren Vater sehen soll«, wunderte sich Timo.
»Sonst noch Fragen?«, fragte Tiina, der Timos Frage offenbar zu blöd war.
Wir andern hatten keine Fragen mehr, also konnten wir anfangen. Erst rannte Pekka dreimal um das Zelt der Reisetante, dann warf ich den ersten Tannenquast oben aufs Zelt, und der Rambo und Mika versuchten, mit einem scharfen Stein die erste Thunfischdose zu öffnen. Timo stand schon mit verschränkten Armen vor dem Zelteingang.
»Es funktioniert nicht«, sagte Timo.
»Ãberhaupt nicht«, gab Hanna zu.
»So kriegen wir die verflixten Thunfischdosen nie auf«, schimpfte Mika.
»Irgendwas stimmt hier nicht«, vermutete auch Tiina und schaute dabei Pekka an.
»Okay«, sagte Pekka und zog die Unterhose aus. Dann rannte er wieder um das Zelt.
Und schon passierte was. Der Rambo beschloss nämlich genau da, alle Thunfischdosen auf einmal zu öffnen. Er stapelte sie alle neun übereinander, hob einen riesengroÃen Stein über den Kopf und pfefferte ihn auf den Thunfischdosenstapel. Es gab einen lauten Knall, dann regnete es Thunfisch aus der Dose. Es regnete natürlich auch auf das Zelt der Reisetante.
»Ja, regnet es denn?«, hörten wir ihre schläfrige Stimme.
»Ein bisschen«, gestand Timo.
»Der Regen riecht komisch, exotisch irgendwie«, sagte die Reisetante, und das stimmte. Er roch nach Thunfisch.
»Das hier ist auch eine exotische Insel«, sagte Timo.
»Wo bin ich?«, fragte die Reisetante gähnend.
»In einem Traum«, sagte Timo.
Jetzt warfen Hanna und Tiina ihre Saunaquaste oben auf das Zelt.
»Was war das?«, fragte die Reisetante.
»Exotische Saunaquaste«, erklärte Timo.
»Komischer Traum«, stellte die Reisetante fest. »Aber das ist er eigentlich schon die ganze Zeit. Ich träume nämlich, wir wären auf einer einsamen Insel gestrandet, die es auf keiner Seekarte gibt. â Ist das hier dieselbe Insel?«
Timo schaute zu Tiina, die den Kopf schüttelte.
»Nein, eine andere«, sagte Timo.
Tiina machte ihm Zeichen, dass er weiterreden sollte.
»Und ich bin dein Vater«, sagte Timo mit verstellter Stimme.
»Deine Stimme hört sich so jung an«, sagte die Reisetante.
»Ich bin dein Vater, als er noch jung war«, erklärte Timo.
»Ach so«, sagte die Reisetante. »Aber Moment, damit ich alles richtig verstehe: Ich träume also, dass ich wach in meinem Zelt liege, das auf einer exotischen Insel steht. Auf das Zelt prasseln exotisch riechender Regen und exotische Saunaquaste, und dann steht auch noch mein Vater vor dem Zelt. Mein Vater war übrigens fast zwei Meter groÃ, und du siehst mir ein ganzes Stück kleiner aus, soweit ich das durch den halb offenen ReiÃverschluss des Zelteingangs sehen kann.«
»Wie ich schon sagte: Ich bin dein Vater, als er noch jung war«, sagte Timo.
»Du trägst eine Kapitänsmütze auf dem Kopf. Bist duâs wirklich, Vater?«
»Aber ja. Und wir sind auf genau der Insel, nach der ich damals gesucht habe.«
»Verstehe«, sagte die Reisetante. »Dann gibt es die Insel also wirklich?«
»Aber ja«, versicherte ihr Timo.
»Und wo liegt die Insel?«
»An einem exotischen Ort.«
»Verstehe«, sagte die Reisetante wieder.
»Hör gut zu!«, rief Timo jetzt mit dröhnender Stimme. »Wenn du aufwachst, sollst du mich und die Insel suchen!«
»Verstehe«, sagte die Reisetante brav.
Dann war es still. Nur das Patschen von Pekkas nackten Füssen war noch zu hören. Tiina machte ihm Zeichen, dass er stehen bleiben sollte, aber er sah es nicht. Wir anderen hielten den Atem an. Nur Mika kratzte noch Thunfisch von den Zelten. Nachts kriegt er manchmal schrecklichen Hunger.
Dann hörte man das Ratschen, als die Reisetante den ReiÃverschluss ihres Schlafsacks öffnete.
»Schauen wir
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