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Ella in den Ferien

Ella in den Ferien

Titel: Ella in den Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Parvela
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kennt wirklich eine Menge Meerestiere, das muss man ihm lassen. Von ein paar davon hatten wir noch gar nichts gehört. Aber schließlich war er ja Lehrer, und wenn er Direktor der Schwimmenden Schule werden wollte, musste er sich damit natürlich auskennen. Wahrscheinlich wären ihm noch viel mehr Tiere eingefallen, wenn er beim Schreien nicht ein bisschen zu nah an den Rand des Felsens gehopst und ins Wasser gefallen wäre.
    Â»Klasse Idee!«, juchzte Pekkas Vater und hopste hinterher.
    Meine Freunde und ich hatten keine Lust, ins Wasser zu hopsen. Die Abendluft war schon ein bisschen kühl, und wir fanden es gemütlicher, am Feuer zu sitzen und uns von den letzten Sonnenstrahlen wärmen zu lassen. Die Sonne stand noch hoch, obwohl es schon später Abend war.
    Von dem Schiff sah man bald nur noch den qualmenden Schornstein und eine lange Spur im Wasser.
    Â»Komisch«, sagte der Lehrer, als er aus dem Wasser war und sich am Feuer wärmte. »Es war, als hätten sie das Feuer überhaupt nicht bemerkt.«
    Â»Vielleicht ist heute einfach nicht unser Tag«, überlegte seine Frau.
    Â»Nicht unser Tag, ha!«, lachte der Lehrer bitter. »Und was soll das heißen? Heute ist der letzte Freitag im Juni, wenn ich mich nicht verrechne. Heißt das, an dem Freitag merken Seeleute nicht, dass jemand in Seenot ist? Oder ist es vielleicht der internationale Tag der Schiffbrüchigen, die nicht gefunden werden? Oder der Tag der Leuchtfeuer, die keiner sieht?«
    Â»Nein, es ist nur Mittsommer«, sagte die Frau des Lehrers und nahm ihn zärtlich in den Arm.
    Genauso war es. Es war Mittsommer, und überall auf den Inseln und an den Stränden wurden Feuer angezündet und gefeiert und getanzt. Da war unser Feuer und unser Gehopse für die Seeleute natürlich nichts Besonderes gewesen. Um Mitternacht saßen wir immer noch, und als die Sonne nur noch ein winziges bisschen über den Horizont blinzelte, sahen wir in der Ferne tausend kleine Lichter blinken. Und wehten nicht aus weiter Ferne auch Akkordeontöne übers Meer?

Mittsommerzauber
    Tiina hatte dann die entscheidende Idee, und es wunderte uns schon nicht mehr, nicht mal Timo, der sonst die entscheidenden Ideen hat.
    Â»Es liegt daran, dass ich ein Süßwasserhirn habe und sie ein Salzwasserhirn«, erklärte er.
    Wir wussten natürlich nicht, ob das stimmte, weil er es auf einer Insel mitten im Salzwasser sagte, aber Tiinas Hirn arbeitete auf Hochtouren, das stand fest.
    Â»An Mittsommer gibt es den Mittsommerzauber. Die Mittsommernacht ist eine Zaubernacht«, erklärte sie uns.
    Â»So wie die Weihnachtsnacht eine heilige Nacht ist«, wusste Hanna.
    Â»Wenn man in der Mittsommernacht zum Beispiel sieben Blumen unter sein Kopfkissen legt und nackt schläft, kann man im Traum sehen, wen man mal heiratet«, erzählte Tiina.
    Â»Toll«, sagten Hanna und ich.
    Â»Wir brauchen das aber nicht zu machen, oder?«, fragten die Jungs.
    Â»Wenn man in der Mittsommernacht dreimal nackt um die Sauna rennt und hinterher einen Saunaquast aufs Dach wirft, zeigt der Stiel des Quasts dorthin, woher der oder die zukünftige Liebste kommt«, wusste Tiina.
    Â»Toll«, sagten Hanna und ich.
    Â»Und wenn man den Quast unten in der Sauna braucht?«, fragte Pekka.
    Â»Wenn man in der Mittsommernacht neun eingelegte Heringe isst und sich schlafen legt, kommt der Bräutigam oder die Braut in der Nacht und bringt einem zu trinken«, erzählte Tiina.
    Â»Toll«, sagten Hanna und ich.
    Â»Und wer ist bei dem Zauber nackt?«, fragte Pekka.
    Â»Die Heringe«, sagte Hanna.
    Â»Ich setz jeden auf den Heringstopf, wenn ich wegen einem blöden Zauber nackt sein muss«, drohte der Rambo.
    Sonst fand er die Mittsommerzauber aber trotzdem toll. Wir alle fanden sie toll. Schade war nur, dass es auf der Insel keine sieben Blumen gab und leider auch keine Saunas und keine eingelegten Heringe. Tiina erklärte uns aber, dass das alles nicht wichtig sei. Wichtig war nämlich nur, dass irgendjemand nackt war. Alle guten Mittsommerzauber hatten gemeinsam, dass es Nacht und dass irgendjemand nackt war. Alles andere war nicht wichtig.
    Â»Ich will aber niemand im Traum sehen«, nörgelte Timo. »Stellt euch vor, ich seh zum Beispiel die Reisetante.«
    Â»Oder ich den Lehrer«, schauderte ich.
    Â»Oder ich Pekka«, erschrak Hanna.
    Â»Oder jemand sieht meine Mutter«, seufzte

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