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Ella und der Neue in der Klasse

Titel: Ella und der Neue in der Klasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Magen knurrte so laut, dass es wahrscheinlich bis nach drinnen zu hören war. Uns lief das Wasser im Mund zusammen.
    Der Lehrer seufzte. Das hörte man zwar nicht, aber man konnte es sehen. Er schob eine Gabel voll Spaghetti in den Mund, aber er machte ein Gesicht, als würden sie ihm nicht richtig schmecken. Dabei sah das Essen echt lecker aus! Wir wunderten uns noch, dass es dem Lehrer nicht schmeckte, als er den Kopf senkte, bis er mit der Stirn den Tisch berührte. Dann hob er den Kopf wieder und winkte dem Kellner. Kurz darauf ging der Kellner in die Küche und kam mit einer Rolle Alufolie zurück. Er kippte die Spaghetti des Lehrers auf ein Stück Folie und machte ein Päckchen daraus. Das brachte er dann nach draußen.
    »Der freundliche Herr am Fenstertisch schickt euch das hier«, sagte der Kellner und überreichte uns das glitzernde Päckchen.
    Er sah uns kopfschüttelnd an.
    »Arme Kinder!«, sagte er und kramte eine Handvoll Bonbons aus der Tasche.
    Der Kellner war lieb. Und der Lehrer natürlich auch. Nur jetzt gerade sah er ein bisschen traurig aus. Und er starrte die ganze Zeit auf das Steak auf dem Teller seiner Frau.
    Die Spaghetti waren extralecker. Wir aßen sie wie in dem Film mit Susie und Strolch, wo die beiden immer dieselbe Spaghetti essen und sich genau in der Mitte treffen. Hanna und ich aßen immer dieselbe Spaghetti, Tiina und der Rambo, Mika und Timo und Pekka und der Hund. Pekka war natürlich Susie, weil er einen Rock trug. Es war lustig, und natürlich hatten wir auch die Vatertagskarte bemerkt, die dem Kellner aus der Jackentasche schaute.

Wie im Film
    Ein dunkles Auto glitt lautlos heran und stoppte genau auf unserer Höhe. Der Fahrer beugte sich nach vorne und musterte uns durch die Windschutzscheibe. Uns wurde ein bisschen mulmig, obwohl wir nichts Falsches gemacht hatten. Vom Motor des Autos spürte man so ein kleines Vibrieren im Bauch. Nach einer Weile, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, gab der Fahrer Gas und brauste davon. Mir lief es kalt über den Rücken, obwohl es dafür gar keinen Grund gab.
    Erst als das Auto weg war, merkten wir, dass auch der Hund verschwunden war.
    »Wo ist er hin?«, wunderte sich Hanna.
    »Hat das Auto ihn mitgenommen?«, fragte Tiina.
    Das erschien uns nicht sehr wahrscheinlich, weil niemand eine Autotür gehört hatte.
    »Hierher, jetzt mach schon!«, riefen wir, aber der Hund blieb verschwunden.
    Erst als wir loswollten, kroch er unter einem geparkten Auto vor. So wie es aussah, hatte er sich dort versteckt. Er schaute ängstlich um sich, dann folgte er uns. Aber er wedelte nicht mehr so lustig mit dem Schwanz, und seine großen spitzen Ohren hingen schlapp herunter.
    »Was glaubt ihr, was mit ihm los ist?«, fragte ich die anderen.
    »Es muss irgendwas mit dem fremden Auto gewesen sein«, schätzte Timo.
    »Vielleicht fürchtet er sich vor Autos«, überlegte Tiina.
    »Aber er war doch auch unter einem Auto versteckt«, widersprach ihr Hanna. »Er würde sich doch nicht unter was verstecken, wovor er sich fürchtet.«
    »Vielleicht fürchtet er sich nur vor dunklen Autos«, sagte Tiina.
    »Ich fürchte mich zum Beispiel vor blauen Weihnachtsmännern«, sagte Pekka.
    »Die gibt’s doch gar nicht«, sagte ich.
    »Es gibt auch keine Gespenster, und vor denen fürchte ich mich auch«, sagte Pekka.
    Wir überlegten noch eine Weile, aber uns fiel keine bessere Erklärung ein. Der Hund fürchtete sich vor dunklen Autos, das musste es sein.
    Wir selbst fürchteten inzwischen, dass wir Paavo niemals finden würden. Genauso wenig wie seinen Vater, falls es ihn überhaupt gab. Die Stadt war wie eine unfassbar große Legokiste, in der man hundert Jahre nach dem richtigen Stein wühlen konnte. Je länger man wühlte, desto tiefer wurde der Stein vergraben.
    »Wir stecken in einer Sackgasse«, sagte Timo.
    Und wie immer hatte er recht: Die Straße, in die wir schon vor einer Weile eingebogen waren, endete an einem hohen Drahtzaun, und dahinter war nichts, nur ein riesengroßer finsterer Platz.
    Wir setzten uns hin und lehnten uns müde an den Zaun. Der Himmel war schwarz, die Nacht hatte ihre schwarzen Flügel über die Stadt gebreitet. Wir fühlten uns allein gelassen, und es ging uns nicht gut, obwohl wir seit der letzten Begegnung mit unserem großzügigen Lehrer wenigstens keinen Hunger mehr hatten.
    »Wenn das hier ein Kinofilm wäre, würde es jetzt bald eine überraschende Wendung geben«, sagte Tiina.
    »Im Film würde ein Held kommen und seine

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