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Ella und der Neue in der Klasse

Titel: Ella und der Neue in der Klasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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ausgedacht.
     
    »Hört zu, ihr Männer und ihr Frau’n,
    der Paavo ist uns abgehau’n.
    Könnt ihr uns sagen, wo er ist:
    Wo ist der Paavo hin,
    wo ist der Paavo hin,
    wo ist der Paavo hingebra-ha-haust?«
    Wo ist der Paavo hin,
    wo ist der Paavo hin,
    wo ist der Paavo hingebraust?
     
    Es war eine klasse Strophe. Die Zuschauer jubelten, und die Eishockeyspieler schmissen ihre Handschuhe in die Luft. Drei von den Blau-Weißen kamen uns sogar die Hände schütteln und sagten, sie fänden die neue finnische Nationalhymne ganz klar schöner als die alte. Dann kamen zwei Blau-Gelbe und sagten, so wie Hanna die schwedische Nationalhymne gesungen habe, hätten sie sie noch nie gehört, und sie seien ganz gerührt. So hörte es sich jedenfalls an, richtig verstanden haben wir sie natürlich nicht. Sie sprachen ja Schwedisch, und Schwedisch kriegen wir erst in der Fünften.
    Als er mit uns vom Eis ging, war der Onkel mit dem Mikrofon nicht mehr so rot. Von ihm aus könne man unser schönes Lied bei allen Länderspielen singen, sagte er. Es passe viel besser zu einer Sportveranstaltung als die alte feierliche Hymne. Doch, das könne er sich gut vorstellen, auch wenn zum Beispiel ein finnischer Rennfahrer ein Formel-I-Rennen gewann. Man brauche es ja nicht unbedingt zu singen. Genauso gut könne es ein Mann im Holzfällerhemd auf dem Akkordeon spielen.
    Dann schob uns der Onkel durch dieselbe Hintertür nach draußen, durch die wir gekommen waren.
    Wir wunderten uns, als wir sahen, dass der riesige Wachmann gerade eine Vatertagskarte studierte, aber er sah dabei so nachdenklich aus, dass wir ihn lieber nicht störten.
     
    3 Für alle, die nicht zufällig Schwedisch und Finnisch können: »Sverige« ist Schwedisch und heißt »Schweden«, und »Suomi« ist Finnisch und heißt »Finnland«.
     

Was nun?
    Wir schauten Timo an. Er hatte die Hände tief in den Taschen vergraben und scharrte mit der Spitze seines Schuhs über den Asphalt.
    »Ich finde, wir sollten nach Hause gehen«, murmelte er.
    »Aber wir sind doch auf der richtigen Spur. Wir müssen nur warten, bis wir die nächste Karte finden«, sagte Hanna.
    Wir anderen nickten.
    »Außerdem müssen wir Paavo befreien«, sagte ich. »Wir können ihn doch nicht im Stich lassen.«
    »Wir wissen ja nicht mal, ob er in Schwierigkeiten steckt und ob er unsere Hilfe überhaupt braucht«, zweifelte Timo. »Es kann genauso gut sein, dass er uns loswerden will.«
    »Und warum verteilt er dann die Vatertagskarten?«, fragte Hanna.
    »Um den Weg zurück zu finden«, sagte Timo. »Genau wie Hänsel und Gretel.«
    Das war natürlich auch möglich. Darauf waren wir noch gar nicht gekommen. Vielleicht wollte Paavo gar nicht, dass wir ihm folgten, und hinterließ die Spuren nur für sich. Einer nach dem anderen überlegte sich jetzt, ob es nicht doch Zeit war, nach Hause zu fahren. Das heißt, Hanna überlegte es sich wahrscheinlich nicht, weil sie dann ja kein Filmstar werden konnte.
    »Erinnert ihr euch, wo Hänsel und Gretel am Ende gelandet sind?«, fragte Timo ernst.
    Uns lief es kalt über den Rücken. Hänsel und Gretel waren im tiefen Wald bei der bösen Hexe gelandet. Und natürlich fielen uns da die sieben Doofen wieder ein, die sich irgendwo im tiefen Dschungel der Fernsehprogramme in einem öden Haus auf dem Sofa fläzten.
    »Ich frage mich nur, warum Paavo sich eigentlich von uns getrennt hat. Wir sollten doch alle zusammen seinen Vater treffen«, sagte ich und schaute Timo dabei so streng an, wie ich konnte. Ich ahnte nämlich was.
    Timo sagte nichts. Aber als er den Blick hob, sah ich, dass seine Augen ein bisschen gerötet waren.
    »Was hast du am Bahnhof zu Paavo gesagt?«, fragte ich.
    »Dass ich seinen Vater im Bus gesehen habe«, sagte Timo kleinlaut.
    »Ehrlich? Du hast ihn gesehen?«, wunderte sich Hanna.
    »Nein. Ich weiß ja nicht mal, wie er aussieht«, sagte Timo. »Falls es ihn überhaupt gibt …«
    »Und warum hast du’s dann behauptet?«, wollte Tiina wissen.
    »Ich hatte Angst, dass Paavos Vater doch noch auftaucht und ich die blöde Wette verliere«, sagte Timo so leise, dass man die Ohren spitzen musste, um es zu hören. »Das war dumm von mir.«
    Wir fanden auch, dass es dumm von ihm war, ganz dumm sogar, weil Paavo jetzt nur wegen ihm in einer blöden Fernsehsendung festsaß. Wir mussten ihn so schnell wie möglich finden und befreien. Wir wussten nur leider nicht, in welche Richtung wir gehen sollten.
    »Wie wär’s, wenn wir den Hund da fragen«,

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