Ella und der Neue in der Klasse
schlug Pekka vor.
Der Hund, auf den er mit dem Finger zeigte, saß auf dem Parkplatz hinter der Eishalle, als hätte ihn jemand dort vergessen. Er war klein, fast schwarz und hatte viel zu große spitze Ohren. Als er den Kopf auf die Seite legte und uns anschaute, sah er aus wie eine Fledermaus auf vier Beinen.
»Wie süß!«, sagte der Rambo.
Wir sahen ihn mit großen Augen an. Es ist komisch, wenn ein Freund auf einmal so anders wird.
»Ich wollte sagen, dass ich jedem auf die Schnauze haue, der mir mit so einer Flohschleuder kommt«, stellte der Rambo klar.
Wir seufzten vor Erleichterung.
»Na komm!«, rief ich den Hund.
»Na komm, Hund!«, rief Tiina.
»Hierher!«, rief Hanna.
»Bleib bloß weg!«, rief Mika.
»Jetzt mach schon!«, befahl Pekka, und da erhob sich der Hund. Er trottete schwanzwedelnd auf uns zu, und als Pekka sich zu ihm runterbeugte, um ihn zu streicheln, leckte der Hund ihn sogar ab.
»Woher hast du gewusst, wie man ihn rufen muss?«, wunderten wir uns.
»Meine Mutter ruft meinen Vater so«, erklärte Pekka.
Es war dem Rambo nur so rausgerutscht, aber er hatte recht gehabt: Der Hund war wirklich süß. Aus der Nähe sah man, dass er klein war wie ein Dackel, nur kürzer. Seine Vorderbeine waren kräftig und die Hinterbeine fast so lang wie bei einem Hasen. Über den Augen und an den Pfoten hatte er goldene Flecken, aber auch in den Mundwinkeln, die sich leicht nach oben bogen, als würde er lachen oder lächeln.
»Wem er wohl gehört?«, fragte ich.
»Vielleicht ist jemand beim Eishockeyspiel und lässt ihn hier warten«, sagte Hanna.
»Niemand würde einen Hund so lange Zeit allein lassen«, sagte Timo.
Wir wünschten, der Lehrer wäre da gewesen, um uns zu erklären, was ein Hund allein auf dem Parkplatz der Eishalle zu suchen hatte. Der Lehrer weiß nämlich alles über Hunde, weil er selbst zwei hat. Oder eigentlich sind es keine Hunde, sondern Halbkojoten, aber das macht keinen so großen Unterschied. Jedenfalls war der Lehrer nicht da. Vielleicht war er ja schon zu Hause und wartete auf den Vatertag und die Vatertagsgeschenke, die er leider nicht bekommen würde, weil wir ihm keine gebastelt hatten. Wir mussten das Hunderätsel allein lösen und alle anderen Rätsel auch.
»Und was jetzt?«, fragte ich, als wir den Hund lange genug gekrault hatten.
»Wir rufen Paavo aus«, sagte Hanna entschlossen.
»Schon wieder?«, wunderte sich Tiina.
»Wir haben ihn doch schon zweimal ausgerufen, und nichts ist passiert«, nörgelte Timo.
»Doch es ist was passiert«, sagte Hanna. »Jedes Mal, wenn wir ihn ausgerufen haben, haben wir eine neue Karte gefunden.«
Das stimmte natürlich. Auf geheimnisvolle Weise waren wir bei der Spurensuche Schritt für Schritt vorangekommen, obwohl wir immer nur ziellos umhergeirrt waren und uns zwischendurch sogar aufgeteilt hatten. Immer hatte eins zum anderen geführt. Vielleicht machten wir doch alles richtig, obwohl wir gar nicht richtig wussten, was wir machten. Vielleicht waren wir im Spurensuchen alle Naturtalente. Oder Genies.
»Wisst ihr, was ich blöd finde? Dass der Rock keine Hosenbeine hat«, sagte Pekka.
Okay, vielleicht waren wir doch nicht alleGenies. Dann eben fast alle.
Als wir weiter über die Suche nach Paavo nachdachten, ging uns auf, dass es eigentlich nur einen Ort gab, wo wir Paavo noch ausrufen konnten. Was war nämlich der größte Lautsprecher der Welt? Genau: das Fernsehen! Also beschlossen wir, das Fernsehen anzusteuern.
»Leb wohl!«, sagte Hanna zu dem süßen Hund.
»War schön, dich kennenzulernen«, sagte Tiina.
»Bleib, wie du bist!«, empfahl ihm Timo.
»Die nächste Katze, die mir über den Weg läuft, kann sich auf was gefasst machen«, drohte der Rambo.
»Jetzt mach schon und setz dich hin, aber dalli!«, befahl Pekka.
Der Abschied von dem süßen Hund fiel uns schwer. Und dann folgte er uns einfach. Anscheinend hatten wir noch viel über Hunde zu lernen.
Hunger
Wir hatten schrecklichen Hunger. Von der Eishalle wehte uns Würstchenduft hinterher, und in den Restaurants der umliegenden Straßen saßen die Menschen beim Abendessen.
»Mein Magen knurrt«, beschwerte ich mich.
»Das war dein Magen? Ich dachte, das war der Hund«, sagte Pekka.
»Ich könnte ein Pferd verputzen«, sagte Tiina.
»Ich einen Elefanten«, sagte Timo.
»Ich einen Blauwal«, sagte ich.
»Ein Blauwal könnte uns verputzen«, gruselte sich Mika. »Mit einem Happs.«
»Wie sollen wir Paavo befreien, wenn wir vorher
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