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Ella und der Neue in der Klasse

Titel: Ella und der Neue in der Klasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wir dachten immer, es gäbe nur eins!«, rief die erste Stimme begeistert.
    »Öffnet die Tür, oder die böse Stiefmutter kommt uns holen!«, röchelte Pekka.
    »Nur eine?«, fragte die zweite Stimme misstrauisch. »Müssen es für sieben Schneewittchen nicht auch sieben Stiefmütter sein?«
    »Wir kriegen sie doch nicht auf«, sagte wieder der erste Doofe. »Das ist ja der Witz bei der Sache, dass man die Tür nicht aufmachen kann.«
    »Man darf es nicht, und die Kameras sehen alles«, sagte der zweite Doofe.
    Genau da wurde mir klar, warum der Schneewittchenplan nicht funktionieren konnte: Wenn die sieben Doofen in dem Haus gefangen waren, konnten sie natürlich nicht die Tür öffnen. Nicht mal, wenn Schneewittchen draußen stand. Wenn sie die Tür hätten öffnen können, wären sie auch nicht gefangen gewesen. Die Sache war ganz schön kompliziert, und verstecken brauchten wir uns eigentlich auch nicht, wenn die Tür sowieso geschlossen blieb.
    Wir kamen gerade um die Ecke, als Pekka es einfach mal selbst probierte. Er drückte die Türklinke runter, und die Tür ging auf. Sie hatte nur innen keine Klinke, das reichte, dass die sieben Doofen nicht rauskonnten. Zwei von ihnen standen jetzt vor uns. Sie hatten wirre Haare, einen wirren Blick und wahrscheinlich auch wirre Gedanken, jedenfalls sahen sie so aus. Wir starrten sie an und sie uns.
    »Cool, lauter Minischneewittchen«, sagte der erste Doofe.
    »Aber ein paar von ihnen sind Jungs«, sagte der andere.
    »Cool.«
    »Und eins muss ein Hund sein. Das ist bestimmt das, mit dem wir gesprochen haben.«
    »Cool.«
    »Aber wo ist sein Laserschwert?«
    Dann wollte Pekka was wissen. »Wo sind die anderen Doofen?«, fragte er.
    Da traten zwei beiseite, und wir marschierten ins Haus. Was wir sahen, war nicht schön. Überall lagen Sachen herum. Die Doofen schien das nicht zu stören, aber das wunderte uns nicht. Auch Schneewittchen musste bei den sieben Zwergen erst mal putzen. Wir hatten nur leider keine Zeit dazu. Wir mussten Paavo suchen.
    In einem Wohnzimmer fanden wir dann die fünf anderen Doofen. Es waren zwei Frauen und drei Männer, die sich auf Sofas fläzten. Alle hatten einen Zettel und einen Stift in den Händen und schauten ganz schön grimmig drein. Es sah aus, als hätte jeder mit jedem Streit.
    »Wer sind die denn?«, fragte eine der Frauen mit müder Stimme.
    »Alles Schneewittchen«, erklärte einer von den beiden, die an die Tür gekommen waren.
    »Der Hund auch?«, wunderte sich die zweite Frau.
    »Wahrscheinlich. Oder er ist einer von den Zwergen.«
    »Klein genug ist er«, stimmte einer der drei hingefläzten Männer zu.
    »Cool«, sagten alle anderen Doofen im Chor.
    Genau da wollte Pekka wieder was wissen. »Ist einer von euch zufällig ein Genie?«, fragte er.
    »Von uns? Keiner«, sagte einer der Männer von der Tür.
    »Wir sind alle nicht besonders schlau«, sagte der andere.
    »Und was macht ihr mit den Zetteln und Stiften?«, fragte Tiina.
    »Wir stimmen ab.«
    »Und worüber?«
    »Darüber, wer hier rausgeschmissen wird, weil ihn die anderen am wenigsten mögen.«
    »Wieso das denn?«, fragte ich.
    »Weil immer einer rausgeschmissen wird, bis nur noch einer übrig ist. Der hat dann gewonnen.«
    »Aber das ist ja fies! Das dürft ihr doch nicht machen!«, sagte Hanna sauer.
    »Nicht?«, wunderten sich die sieben Doofen.
    »Ich glaub’s nicht! Haben sie die Regeln schon wieder geändert?«, beschwerte sich eine der Frauen.
    »Man darf doch niemanden einfach rausschmeißen«, sagte Hanna, und der Meinung waren wir natürlich alle.
    »Wenn jemand was nicht kann, muss man ihm eben helfen«, sagte ich.
    » Jeder ist nämlich in irgendetwas gut«, sagte Timo.
    »Ich bin zum Beispiel gut im Zu-Hause-bei-meiner-Mutter-Bleiben«, sagte Mika.
    »Wir auch«, schnieften da die Doofen.
    »Wenn ihr hier gefangen seid, solltet ihr doch eher darüber abstimmen, wer weg darf«, riet ihnen Tiina.
    »Zum Beispiel der, den die anderen am meisten mögen«, hatte Hanna sich ausgedacht.
    »Coole Idee!«, freuten sich die sieben Doofen.
    »Ich mag mich selbst am liebsten«, sagte einer von den Männern.
    »Ich auch«, riefen alle anderen im Chor.
    Dann schrieben sie wie wild auf ihre Zettel und vergaßen anscheinend, dass wir überhaupt da waren.
    Erst als wir gingen, bemerkten wir die Vatertagskarte, die mitten in dem Durcheinander auf dem Wohnzimmertisch zwischen den Sofas lag.
    Zum Glück hatten wir die Tür nur angelehnt und konnten einfach rausspazieren.

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