Ella und der Neue in der Klasse
ruhig.
»Was ist das?«, flüsterte der Onkel mit dem Bart der Rüschentante zu.
»Ich glaube, ein Kind«, flüsterte der Onkel mit der runden Brille.
»Interessant«, sagte die Tante, die aussah, als ob sie Kinder zum Abendbrot verspeiste.
»Na komm, du Racker, komm …«, lockte die Rüschentante, aber nur, bis der Rambo anfing zu knurren.
»Er wird doch nicht beißen?«, fragte sie die anderen in der Runde.
»Ist einer von Ihnen zufällig Paavos Vater?«, mischte sich jetzt Tiina ein.
Alle in der Runde schüttelten heftig den Kopf.
»Ich bin überhaupt kein Vater«, sagte der Onkel mit dem Bart.
»Ich auch nicht«, sagte die Tante, die aussah, als ob sie Kinder verspeiste.
»Ich zieh euch die Hammelbeine lang, wenn ihr uns nicht sagt, wo Paavos Vater ist«, drohte der Rambo.
»Entschuldigung? Könntest du das bitte wiederholen?«, fragte der Brillenonkel, der so schön vom Frieden zwischen den Menschen gesprochen hatte.
»Hast du die Ohren nur, damit die beknackte Brille hält?«, knurrte der Rambo.
»Mit der Verrohung der Sprache fängt es an«, sagte die Rüschentante bestürzt.
»Pass bloß auf, du, mein Vater ist stärker als deiner!«, sagte der Brillenonkel beleidigt.
»Und meiner auch!«, drohte der Onkel mit dem Bart, aber das konnte gar nicht sein, so steinalt wie er selber schon war.
»Ich nehm einen von euren Vätern und hau ihn dem anderen um die Ohren«, sagte der Rambo cool.
»Was für ein garstiger Junge, pfui!«, sagte die Rüschentante.
»Früher hätte man so einem eine ordentliche Tracht Prügel verpasst«, behauptete der alte Onkel mit dem Bart.
»Eine ordentliche Tracht Prügel hat noch niemandem geschadet«, schnaubte der Onkel mit der Brille.
»Ich weiß nicht, wie Lehrer das heutzutage aushalten. Ich muss es zum Glück nicht«, murmelte die Tante, die Kinder angeblich so lieb hatte.
»Bitte entschuldigen Sie die Störung!«, sagte Tiina höflich und zog den Rambo aus dem Studio. Er kam mit, aber man sah ihm an, dass er lieber noch geblieben wäre.
Die Tanten und Onkel Kinderexperten redeten jetzt darüber, ob es in den Kellern der Schulen kleine Gefängniszellen geben sollte oder ob dickere Zeigestöcke für die Lehrer reichten.
An der Stelle schaltete der Lehrer wieder um.
Auf dem neuen Kanal lief die Sendung mit den sieben Doofen, aber man sah leider immer nur das leere Haus, aus dem sie ausgerissen waren. Ein großer Unterschied sei das aber nicht gewesen, erzählte uns der Lehrer. In dem Haus sei auch vorher nie was Spannendes passiert.
Also schaltete der Lehrer wieder um, und diesmal gab es Nachrichten.
Eine Nachricht war, dass sich zum ersten Mal, seit es die Sendung gab, alle sieben Doofen gleichzeitig aus dem Haus geschmissen hätten. Die Zuschauer sollten wachsam sein, weil sich vermutlich alle noch in der Stadt aufhielten.
Außerdem zeigten sie in den Nachrichten den Kinderchor Purzelbaum, der in einem Heißluftballon auf dem Dach des Amtssitzes der Präsidentin gelandet war, um ihr ein Ständchen zu bringen. Die überraschte Präsidentin stand auf dem Hof, und der Chor sang das schöne Lied von der Oma, die im Hühnerstall Motorrad fährt. Neben der Präsidentin stand der Chorleiter, der seinen Chor den ganzen Tag gesucht hatte. So, wie der Lehrer ihn beschrieb, muss es der Onkel gewesen sein, der im Zug die Notbremse gezogen hatte.
Der Lehrer fand das Lied passend, aber gleich danach schaltete er wieder um.
Auf dem neuen Kanal fing gerade die letzte Folge der beliebten Serie »Die Tapferen und die Schönen« an. Das war die Lieblingsserie des Lehrers, von der er noch nie eine Folge verpasst hatte. Die letzte, die an dem Abend gesendet wurde, ging so:
Markku: »Mir scheint, es ist jemand an der Tür.«
Minna: »Denkst du ...?«
Markku: »Ja. Es könnte unsere lang verschollene Tochter sein.«
Minna: »Und wenn nicht?«
Markku: »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. – Ich wage es, die Tür zu öffnen.«
Minna: »Du bist so tapfer, Liebster!«
Markku: »Und du, Liebste, bist so schön!«
Markku und Minna wollten sich küssen, aber sie schafften es nicht mehr, denn da flog die Tür auf, und draußen stand Pekka in seinem Schottenrock.
»Was ist denn hier los?«, fragte er.
Markku: »Unsere geliebte Tochter, endlich!«
Minna: »Und wie schön sie ist!«
Markku: »Ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten!«
»Um wen geht’s hier eigentlich?«, wollte Pekka wissen.
Minna: »Um dich, liebes Kind. Wir sprechen von dir. Ach, wie sehr du auch
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