Ella und die Tischoma
mit deinen Fußballfreunden unterwegs bist, tust du so, als wäre ich nicht da, oder du redest mich blöd an. Und vor allem lügst du mich an!“
„Tu ich nicht!“
„Doch, das tust du! Von wegen deine Oma würde kommen! Pah! Und ich hab dir geglaubt. Mama hat dich gesehen! Wenn du keine Lust hattest, warum hast du nicht abgesagt? Ist es so schwierig, die Wahrheit zu sagen?“
„Du hast keine Ahnung, du dumme Kuh! Lass mich in Ruhe!“ Eddie packte seine Sachen. Ella hörte die Haustüre knallen.
Kapitel 16
Die Kleiderfrage
„Hast du Lust, mit Chili Gassi zu gehen?“, fragte Ella Katharina nach der letzten Schulstunde.
Katharinas Augen funkelten. „Gerne! Soll ich dich abholen? Um zwei?“ Ella nickte.
Zu Hause packte Ella einen Rucksack: Leckerlis für Chili, Kekse für Katharina und sie, Wasser und einen Ball. Wie sehr sich Katharina mit ihr über Lilly freute! Überhaupt war Katharina sehr nett. Mama hatte wieder einmal recht! Ella verstand nicht, weshalb sie Katharina anfangs nicht leiden mochte und warum sie unbedingt zu den coolen Mädchen gehören wollte. Cool waren sie nicht. Arrogant und zickig traf es eher. Erst nach der misslungenen Party war Ella bewusst geworden, wie doof sie waren und wie sehr sie Katharina schätzte. Entschuldigt hatten sich Henriette, Lotte und Helena bis heute nicht. In den Pausen steckten die drei ihre Köpfe zusammen, beäugten ihre Mitschüler, vor allem Ella und Katharina. Bestimmt lästerten sie über Katharinas Gewicht und darüber, dass Ella jetzt mit ihr befreundet war. Befreundet? Hatte Ella soeben „befreundet“ gedacht?
Katharina und sie waren Freunde! Echte Freunde! Dieser Gedanke zauberte ein Lächeln auf Ellas Lippen. Ein weiterer Wunsch war in Erfüllung gegangen. Katharina und Ella, die neuen besten Freundinnen. Ella und Lilly Munte, die große und die kleine Schwester. Zum ersten Mal seit dem Umzug war sie glücklich. Wenn sich Eddie noch entschuldigte, war ihr Glück perfekt.
Katharina und Ella liefen durch den Wald, den beiden voran Chili, der sich ständig umdrehte und ordentlich bellte. „Wahnsinn! Chili gibt Gas!“, keuchte Katharina.
Ella nahm einen Ast. „Chili!“ Ella wedelte mit dem Ast, der Hund kam angefetzt. Ella warf den Ast ein paar Meter nach vorne. „Hol das Stöckchen!“, forderte Ella Chili auf. Er raste dem fliegenden Ast hinterher und brachte ihn zehn Sekunden später zurück. Chili gab ihn Katharina.
„Das ist ein Liebesbeweis!“, jubelte Ella. „Er mag dich!“
Sie spazierten eine Weile durch den Wald. Ella war verwundert. Interessierte es Katharina nicht, warum Eddie gestern türenknallend das Hexenhäuschen verlassen hatte?
Sie warfen das Stöckchen noch ein paar Mal, bis Katharina stehen blieb. „Magst du mir von deinem Streit mit Eddie erzählen?“ Ella schüttelte den Kopf. „Okay“, sagte Katharina und es klang kein bisschen beleidigt.
Sie lächelte Katharina an und sie gingen schweigend nebeneinander her. Mit Sophie wäre so eine Situation undenkbar gewesen. Sie hätte Ella noch am gleichen Abend angerufen und so lange gequengelt, bis Ella mit der Wahrheit herausrückte. Beim Gassigehen hätte sie alles noch einmal diskutieren wollen.
„Hast du schon ein Kleid?“, fragte Ella.
Katharina schüttelte den Kopf. „Auf das kommt es nicht an.“ Katharina lachte. „Na ja, zumindest mir nicht. Ich bin mir sicher, dass Lotte, Henriette und Helena seit Monaten kein anderes Thema mehr bereden als das Kommunionkleid. Zwischen Lotte und Henriette ist bestimmt ein Wettbewerb entfacht. Beide wollen dauernd bewundert werden. Schade, dass sich Helena so mitziehen lässt.“
Ella stimmte ihr zu.
„Und du? Hast du schon eines?“
Ella schüttelte den Kopf. „Mama und ich gehen am Wochenende einkaufen. Zuvor will sie aber gucken, wo ihr Kommunionkleid ist. Vielleicht passt es mir. Dann trage ich es und in neun Jahren Lilly.“
„In manchen Orten ist es üblich, dass alle die gleichen Kutten tragen. Das finde ich toll. Vor Gott sind alle Kinder gleich. Er bevorzugt niemanden. Mit einer Kutte wird dies noch deutlicher. Schade, dass sich der Pfarrer nicht gegen Lottes und Henriettes Mutter durchsetzen konnte. Ich bin mir sicher, Lotte und Henriette haben Brautkleider. Das ist doch blöd. Als ginge es um eine Modenschau oder den schönsten Kopfschmuck.“
Ella grübelte. Katharina sprach wie eine Erwachsene. „Meine Eltern würden mir ein solches Kleid kaufen. Ich will aber keines. Wenn es schon weiß sein muss,
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