Ellas geheime Träume – Ein riskantes Spiel (German Edition)
Telefon erzählen, das hässliche Entlein aus dem Sekretariat wurde mit dem Taxi von der Arbeit abgeholt!
Schreckliche Geschichten überFührerscheinentzug, Klinikaufenthalte und Prostitution würden die Runde unter jenen machen, die keine anderen Hobbies hatten, als sich das Maul über Andere zu zerreißen.
Was soll’s , dachte Ella, wenn sie die Wahrheit wüssten, wären sie vermutlich viel fassungsloser als wenn sie mich tatsächlich auf dem Regenheimer Straßenstrich beobachten würden.
Die Wahrheit war, dass sie in diesem Augenblick neben einer von Alan Lancefield beauftragten Stylingberaterin saß, die ihr innerhalb der nächsten Stunden einen völlig neuen Look verpassen würde.
Das Taxi hielt mitten auf der größten und teuersten Einkaufsstraße der Stadt. Aufmunternd nickte ihr die Einkaufsberaterin, eine Asiatin, deren Name Ella nicht verstanden hatte, zu. Ella trug noch immer das Samt-Top vom Vorabend und kam sich zwischen all den Reichen und – mehr oder weniger – Schönen, die den breiten Bürgersteig entlang flanierten, ziemlich schäbig vor. Dieses Gefühl nahm noch zu, als sie gemeinsam einen noblen Friseursalon betraten. Beschämt griff sie sich in den buschigen Pferdeschwanz, der nach der vergangenen Nacht noch widerspenstiger wirkte als sonst.
Doch es half nichts: Wenige Minuten später fand sie sich auf einem Friseurstuhl wieder, hinter dem die Stylingberaterin munter mit einer Starfriseurin diskutierte, während Ellas lange Zotteln shampooniert und gewaschen wurden. Anschließend drückte ihr ein Auszubildender ein Glas Sekt in die Hand, das sie unter seinen erstaunten Augen in einem Zug leerte. Inzwischen war man sich hinter Ellas Rücken über ihre künftige Frisur einig geworden und sie beschloss, sich einfach überraschen zu lassen – schlimmer, als ihr Haar jetzt aussah, konnte es ja kaum werden. Vermutlich – nein, hoffentlich – wussten diese beiden Menschen, die ihre Haarstruktur analysierten und mit Fremdworten um sich warfen, was sie da taten. Augen zu und durch!
Das Ergebnis verblüffte Ella. Die Friseurin hatte ihr Haar ein wenig ausgedünnt, es gekürzt und Stufen hinzugefügt, die ihre Naturwelle vorteilhaft betonten. Wow. Ella fuhr sich durch die schulterlangen Korkenzieherlocken, die sich dank Haarschnitt und Pflegeprodukten nun gar nicht mehr struppig, sondern weich anfühlten.
In den nächsten Stunden wuchs ihre noch Verblüffung weiter. Die Stylingberaterin zerrte sie in mehrere exklusive Boutiquen, ließ sie verschiedene Kleidungsstücke anprobieren, lobte ihren schlanken Körperbau und stellte Outfits zusammen, in denen Ella den übrigen Besuchern der Einkaufsmeile glich. Sie erkannte sich selbst kaum wieder, war jedoch sicher, dass Frau Weißenborn und den andern Lästermäulern bei ihrem Anblick der Mund offen stehen bleiben würde. Die Materialien waren weich und fließend – sie fühlten sich vollkommen anders an als die kratzigen Synthetik-Klamotten aus Ellas Stammdiscounter.
„Was ist mit der Bezahlung?“ fragte sie unsicher, während sie beobachtete, wie die Asiatin diverse Outfits und Accessoires mit Kreditkarte bezahlte. Eigentlich lag die Antwort auf der Hand – und doch konnte Ella es nicht recht glauben. Gibt er solche Unsummen wirklich für MICH aus? dachte sie. Eines der Outfits – bestehend aus einem eleganten Bleistiftrock mit hellen Nadelstreifen und passendem Blazer, einem unifarbenen, paillettenbesetzten Top, schwarzer Strumpfhose und Pumps mit samtiger Oberfläche – behielt sie auf Anraten der Stylingberaterin gleich an. In einer Schaufensterscheibe betrachtete sie die sexy S-Kurve ihres Körpers, ihre neue Frisur und die unzähligen Taschen, die sie bei sich trug. Fast hätte sie sich selbst nicht wiedererkannt.
„Na los, sieh dich an, Mädchen!“ sagte der Visagist, der ihr mit einem Make-Up den letzten Schliff verlieh. Wohlwollend lächelte er sie aus seinem glattrasierten Gesicht heraus an.
Langsam hob Ella den Blick – und schaute in perfekt akzentuierte graue Augen, denen ein pflaumefarbener Lidschatten und dunkler Kajal noch mehr Ausdruck verliehen. Auf ihre hohen Wangenknochen war ein wenig Rouge aufgetragen worden, und ihre Lippen glänzten unter einer dünnen Schicht Lipgloss. Die duftigen Locken umrahmten schmeichelhaft ihr Gesicht, und von den Überresten des rotblaugrünen Horns auf ihrer Stirn war dank Camouflage-Make-Up nichts mehr zu sehen.
Bin ich das? dachte Ella und hätte sich am liebsten selbst für eine
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