Ellas geheime Träume – Ein riskantes Spiel (German Edition)
beschlagenen Scheiben vorbei.
Sie stimmten sie nun nicht mehr traurig, ahnte sie jedoch, dass sie mit ihren neuen Freunden noch einige schöne Stunden inmitten der kleinen Buden verbringen würde. Auch die Vorfreude auf Federicos Design-Lektionen ließen die Gedanken an Alan in den Hintergrund rücken.
Vor ihrer Haustür kramte sie nach dem Schlüssel, den sie schließlich im Innenfutter ihrer Handtasche ertastete. Während sie ihn mühsam herausfischte, erklang hinter ihr eine Männerstimme.
„Frau Wilkens?“ Hinter Ella erklang die Stimme Kevin Moleskis.
Sein Tonfall war höflich und vorsichtig. Sie atmete tief durch und beschloss, endlich herauszufinden, was er von ihr wollte – schließlich wollte sie sich den schönen Abend nicht durch Grübeleien verderben lassen.
Sie wandte sich also zu ihm um und begegnete seinem Blick so fest und selbstsicher, wie sie nur konnte. Dabei hielt sie den Schlüssel fest umklammert; in einem Selbstverteidigungskurs hatte sie einmal gelernt, dass man im Notfall mit einem kleinen, scharfen Gegenstand auf die Augen des Angreifers zielen sollte.
„Ja?“
Moleski wirkte erleichtert über ihre Reaktion und trat langsam näher. Als er in seiner Jackentasche zu kramen begann fragte sie sich, ob er irgendeine Waffe zücken würde, gegen die sie mit ihrem Haustürschlüssel wohl einigermaßen chancenlos wäre. Stattdessen hielt er ihr jedoch einen Ausweis entgegen.
„Ich bin von der Polizei und würde mich gern mit Ihnen unterhalten. Es hat keinen Sinn davonzulaufen, Frau Wilkens.“
Polizei. Damit hatte sie nun tatsächlich nicht gerechnet. Ella nahm ihm den Ausweis aus der Hand, las unsicher den Namen darauf und betrachtete das Foto. Es war eine Aufnahme, auf der Moleski etwa 20 Jahre jünger und zudem wesentlich sportlicher aussah; dennoch handelte es sich ganz offensichtlich um dieselbe Person. Ihr fiel wieder ein, wie Alan reagiert hatte, als sie ihm am vergangenen Abend von der Begegnung mit Moleski erzählt hatte.
Versprich mir, dass du nicht mit ihm sprechen wirst, hatte er gesagt. Das würde nicht nur mir, sondern auch dir eine Menge Ärger einbringen. Er hatte eine Drohung ausgesprochen, die sie fast erfolgreich verdrängt hätte. Nun jedoch sah alles ganz anders aus.
„In Ordnung“. Sie nickte und folgte dem Beamten zu seinem Wagen.
-16-
„Würden Sie mir jetzt endlich verraten, was das alles zu bedeuten hat?“ fragte Ella. Sie saß auf einem Stuhl in Kevin Moleskis Büro und sah ihn mit einer Mischung aus ängstlicher Erwartung und Neugierde an.
Als sie zu ihm ins Polizeiauto gestiegen war, hatte sie noch halb damit gerechnet, dass er sich als Gangster entpuppen und verschleppen würde. Nun hatte sie die Gewissheit, dass dem nicht so war – und dennoch blieb eine wichtige Frage offen: Was für Informationen glaubte er, von ihr erhalten zu können?
Über seinen Schreibtisch hinweg sah Moleski, der sich als Kriminaloberkommissar entpuppt hatte, sie eindringlich an, als wolle er auf diese Weise herausfinden, ob ihre Unwissenheit echt war. Schließlich antwortete er mit einer Gegenfrage.
„Wie und wann haben Sie Alan Lancaster kennengelernt? Und was ist seitdem geschehen?“
Ella schien es ratsam, einfach ehrlich zu sein – sie hatte ja bis auf das kurze Abenteuer mit Alan, von dem Moleski ohnehin zu wissen schien, tatsächlich nichts zu verbergen. So berichtete Ella dem Kommissar, wie sie den Unternehmer kennengelernt und wie sehr er sich um sie bemüht hatte. Als sie von dem Einkaufsbummel mit der Stylistin erzählte, runzelte Moleski die Stirn.
„Haben Sie sich gar nicht gefragt, warum Herr Lancefield so großzügig war?“ fragte er, indem er sich in seinem Drehstuhl ein Stück zu Ella vorbeugte und einen vertraulichen Tonfall anschlug. Ella schwieg einen Moment.
„Doch“, sagte sie. „Doch, ich habe mich das sogar mehrere Male gefragt. Alan wollte sogar eine Ausstellung in der Hellwig-Galerie organisieren! Eine Ausstellung mit meinen Bildern!“ An seiner Reaktion merkte sie, dass er nicht gerade ein Kunstfanatiker war. „Ich habe mich gefragt, warum er für mich solch einen Aufwand betreibt – aber gleichzeitig habe ich es genossen“, fuhr sie fort. „Welche Frau wird nicht gern von… von solch einem Mann umschwärmt?“ Das Wort ‚umschwärmt‘ passte nicht zu Alan, nicht einmal ‚erobert‘ wäre zutreffend gewesen. Vielmehr hatte er Ella gesehen und sie noch im selben Moment zu seinem Eigentum erklärt.
„Wann werden Sie ihn
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