Ellas geheime Träume – Ein riskantes Spiel (German Edition)
Händen aufschäumte und auf ihrem Körper verteilte, dachte sie an die Nacht zurück. Sie schloss die Augen, ließ das Wasser über ihr Gesicht perlen und sog den markanten Duft ein, der sie an Alan erinnerte. Sie benutzte seine Tagescreme, die vor dem Spiegel stand, und griff nach einer noch eingepackten Zahnbürste, die sie auf dem steinernen Vorsprung oberhalb des Waschbeckens entdeckte. Seltsam, dachte sie, während sie die Pappverpackung aufriss. Offenbar hat er alles genau geplant und vorbereitet. Diese kühle Berechnung irritierte Ella, die sich meist von ihrem Herzen leiten ließ und die mit strukturierter Planung wenig anfangen konnte.
Im Esszimmer betrat sie das Parkett, das sie vor einigen Stunden erstmals unter den Füßen gespürt hatte. Auf einem großen Tisch mit gemaserter Holzplatte und metallenen Beinen stand eine beeindruckende Auswahl an Speisen.
Ella setzte sich dorthin, wo ein Gedeck für sie bereit lag und langte kräftig zu. Es gab zwei Kannen mit Kaffee und Tee, drei verschiedene Fruchtsäfte, zwei große Platten mit Wurst, Schinken, Käse und Lachs. Unter einer Warmhalteglocke entdeckte sie frische Brötchen und Rührei. Zwischen je zwei Bissen betrachtete sie den großzügig geschnittenen Raum um sich herum und vergrub dabei die nackten Füße in dem hochflorigen Teppich unter dem Tisch. Alan scheint sich für moderne Kunst zu interessieren, dachte sie. Auch die Wände des Esszimmers wurden von Originalen geschmückt, die jedoch eine wärmere Farbgebung und rundere Formen aufwiesen und einen reizvollen Kontrast zu der übrigen Einrichtung bildeten.
Nachdem Ella ihren Teller leer gegessen hatte und sich langsam von ihrem ‚Thron‘ erhob, begann das Prinzessinnen-Gefühl zu verfliegen. Sie stand auf und holte ihre Kleidung aus dem Schlafzimmer, wo Alan – oder womöglich ein Angestellter, der auch das Frühstück bereitet hatte – sie fein säuberlich auf das Sideboard gelegt hatte. Langsam zog sie sich an und wanderte dann einmal durch das ganze Haus. Sie fand ein großzügiges Wohnzimmer, ein Arbeits- und ein Gästezimmer vor, sowie außerdem einen Fitnessraum und ein zweites Bad. Alles war geschmackvoll und teuer, und Ella fühlte sich von Schritt zu Schritt kleiner und unbedeutender. Ihr wurde bewusst, dass sie in dem Moment, in dem sie die Tür des Hauses hinter sich schließen und ins Taxi steigen würde, auch jede Verbindung zu dieser völlig anderen, luxuriösen Welt hinter sich lassen würde. Ein ganz normaler Arbeitstag würde anbrechen, voll gehässiger Sprüche und belangloser Alltagsaufgaben, die Ellas innere Leere nicht füllen konnten.
All ihre Hoffnung auf Veränderung schien in Alans Händen zu liegen – in den Händen eines Mannes, der all dies als Spiel betrachtete und von ihr dasselbe erwartete.
Durch die hohen Glasfenster beobachtete Kevin die Frau, die in Alan Lancefields Haus am Esstisch saß. Offenbar hatte der Unternehmer ein opulentes Frühstück für sie auftragen lassen. Und dass, wo er für gewöhnlich betrieb weit weniger Aufwand für seine Gespielinnen betrieb!
Langsam schlich Kevin sich näher heran, zückte seine Kamera und drückte mehrmals auf den Auslöser. Sie ist sehr attraktiv, dachte er, und sehr natürlich. Eigentlich passt sie gar nicht in Herrn Lancefields Beuteschema…
Kevin schoss weitere Bilder. Möglicherweise würde ihm diese Frau, die soeben mit gesundem Appetit einen Teller Rührei verspeiste, noch behilflich sein können, wenn der richtige Zeitpunkt kam. Ich werde sie im Auge behalten und herausfinden wer sie ist, sagte er sich, während er sich langsam hinter die hohen Hecken zurückzog, die das Grundstück im Regenheimer Nobelviertel umschlossen.
-10-
Während der Arbeitszeit ging Ella Federico und Simi sorgfältig aus dem Weg. Federico fertigte sie morgens mit einem Lächeln und einem kurzen Nicken ab, und als Simi mittags zur Tür hereinschaute, versuchte Ella, deren Einladung zum Mittags-Kaffee mit einem Hinweis auf die Akten abzuschmettern, die auf ihrem Schreibtisch lagen.
Simi blieb jedoch hartnäckig. Gut gelaunt wie immer setzte sie sich auf Ellas Schreibtischkante und schob dabei die Aktenberge demonstrativ zur Seite. Sie wippte unruhig mit den Beinen und schien ihre Neugierde wieder einmal kaum unterdrücken zu können.
„Du siehst heute verdammt gut aus, bellissima. Das ist sogarder blöden Weißenborn aufgefallen“, sagte sie schließlich mit verschwörerischem Lächeln. Dann fuhr sie in vertraulichem Ton
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