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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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dafür nicht sogar dankbar sein? Elli war sich nicht ganz sicher. Andererseits — konnte sie mit Sicherheit sagen, dass sie nicht eines Tages selbst in einem Alten- oder, noch schlimmer, in einem Pflegeheim versauern würde? Sich wie Rosemarie den Tod herbeizuwünschen, war das nicht schrecklich?
    »Frau Sattler?« Das war unverkennbar die Stimme von Anna Trautmann. Dass die Heimleiterin sie während der Filmvorführung störte, war äußerst ungewöhnlich. Was wollte Frau Trautmann wohl von ihr? »Kann ich Sie mal für einen Moment sprechen?«
    Ausgerechnet jetzt. Andere mitten in einem guten Film zu stören, zählte zu den Dingen, die Elli ganz und gar nicht schätzte. Der Imperativ in der Stimme der Heimleiterin war jedoch kaum zu überhören. Was blieb ihr da anderes übrig, als sich wunschgemäß mit der »Finanzierungsquelle« in das dazugehörige Büro zu verziehen?
    »Einen Kaffee vielleicht?« Frau Trautmann fuchtelte bereits an der Kaffeemaschine herum, dem einzigen Deko-Highlight in dem ziemlich schmucklos eingerichteten Büro.
    Um die Zeit? Elli wusste, dass sie nach einer Tasse Kaffee zu so später Stunde die halbe Nacht über senkrecht im Bett stehen würde. Immerhin war nun klar, dass eine unangenehme Nachricht auf sie wartete.
    Die Heimleiterin, die Elli in dem blauen Kostüm an eine in die Jahre gekommene überschminkte Avon-Beraterin erinnerte, ließ sie nicht lange zappeln. »Frau Sattler, Ihre Vorführungen kommen bei den Bewohnern gut an, darüber müssen wir gar nicht reden. Es ist nur so: Die weitere Finanzierung erweist sich als problematisch.«
    »Aber das Kulturreferat hat doch...«, versuchte Elli zu protestieren.
    »Das Kulturreferat hat leider den Geldhahn zugedreht. Ich war gestern auf dem Gemeindeamt. Die Stadtkasse ist leer. Es tut mir sehr leid, aber ich fürchte, daran lässt sich nicht rütteln.«
    Oje! Keine Filmvorführungen mehr, weder im Sonnenhain noch auf Jugendfreizeiten oder städtischen Feiern, überlegte Elli auf dem Weg zurück in den Gemeinschaftsraum. Kein Publikum mehr. Niemand, dem sie ein maßgeschneidertes Angebot für einen unterhaltsamen Filmabend unterbreiten konnte. Dass sie künftig am Monatsende ein paar hundert Euro weniger in der Tasche haben würde, kam ja noch erschwerend hinzu. Dabei hatte sie sich erst vor kurzem diesen sündhaft teuren Beamer gekauft.
    Ich werde ihn bei eBay einstellen, kam ihr spontan in den Sinn, als sie das Gerät nach der Vorführung zurück in die Transportbox stellte. Wie sich die Dinge im Leben doch immer wiederholten. Josef und sie hatten ihr Lichtspieltheater seinerzeit ebenfalls zu einem Spottpreis veräußern müssen.
    »Der Film war sehr schön«, riss sie eine Stimme aus den Gedanken.
    War das nicht Rosemarie? Tatsächlich. Die alte Frau hatte sich offenbar doch noch zur Vorführung aufgerafft.
    »Welchen Film bringen Sie denn das nächste Mal mit?«, wollte ein Rentner wissen, der immer in der ersten Reihe saß.
    Angesichts der positiven Resonanz war nicht daran zu denken, den Zuschauern die Wahrheit zu sagen. Ein Blick in die erwartungsfrohen Augen dieses Mannes genügte Elli, um eine Blitzentscheidung zu treffen, und sie nahm sich vor, zumindest die Kinoabende im Sonnenhain unentgeltlich fortzuführen.
    »Mal sehen. Auf alle Fälle einen guten Film.« Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
    Der Mann nickte zufrieden und schloss sich dem träge auf den Ausgang zutrappelnden Pulk der anderen Heimbewohner an.

    Zapp! Zapp! Zapp! Anders als mit der TV-Fernbedienung konnte Elli ihrer inneren Unruhe und Rastlosigkeit nicht begegnen. Ablenken um jeden Preis. Dazu ein Gläschen Wein und auf die bald einsetzende bleierne Müdigkeit hoffen. Remy weg, Kunden weg, mobiles Kino weg. Was für ein toller Tag! Irgendeine wohltuende Natur- oder Tierdokumentation müsste auf den vielen Kanälen doch aufzutreiben sein. Nichts war beruhigender, als Buckelwalen beim Schwimmen zuzusehen. Eine Hai-Doku täte es allerdings auch. An Tagen wie diesem musste man Kompromisse eingehen. Mal sehen!
    ARD: Eine Podiumsdiskussion über eine weitere Erhöhung des Rentenalters. Mit achtzig noch in der Videothek? Ob sie sich dann nach den Filmen in den unteren Regalen überhaupt noch ohne zu ächzen würde bücken können? Zapp! ZDF: Zulassung von Diabetestabletten, von denen man angeblich Juckreiz bekam. Um Gottes willen! Unwillkürlich musste Elli sich am linken Ohr kratzen. Zapp! SAT 1: Randale auf den Straßen Berlins. Gut zu wissen, dass in

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