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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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freundlich. Ich wollte Galen für seine Hilfe danken, aber die Worte blieben mir im Halse stecken. Wer mich da aus farblosen Augen ansah, war nicht der Partner meines Vaters. Es war ein Wesen von Galens Art: haarlos, bleich und hager, mit den gleichen maskenhaft starren Gesichtszügen – aber eindeutig nicht der Botschafter der Allianz, sondern eine ihm auf unheimliche Weise ähnelnde Frau. Ich stotterte einen Gruß und setzte mich hölzern an den Tisch. Tom und Nikal lächelten sich verschwörerisch an. Tom sagte leichthin: »Ich hole uns unser Frühstück, Ell. Morgen bist du dann dran.«
    Befangen hockte ich zwischen der fremden Frau, die mich unverwandt ansah, und meinem still in sich hineinlachenden Vater. »Geht es dir wieder besser?« fragte die Fremde. Ich zuckte zusammen. Sogar die Stimme glich der Galens, sie klang genauso flötenähnlich und geschlechtslos wie seine. Ich nickte verlegen. Die schmalen, grausamen Lippen der Frau kräuselten sich unmerklich. »Gehe ich recht in der Annahme, daß sie dir nichts gesagt haben, Elloran?«
    Ich wußte nicht, was ich antworten sollte. Tom schob zwei Tabletts mit Tellern und dampfenden Bechern auf den Tisch und setzte sich neben mich. Er entfaltete eine Serviette und breitete sie über seinen Schoß, wobei er mir kleine, amüsierte Seitenblicke zuwarf. Ich wurde das Gefühl nicht los, daß die beiden Männer sich herzlich auf meine Kosten amüsierten.
    Die Frau seufzte und legte ihre Finger auf mein Handgelenk.
    – Ärgere dich nicht über sie, Elloran. Sie sind manchmal wirklich unerträglich.
    »G-Galen!« entfuhr es mir laut und entgeistert. Seine innere Stimme war unverwechselbar. Tom kicherte entzückt. Ich warf ihm einen wütenden Blick zu.
    »He, Prinzessin«, sagte Nikal besänftigend. »Sei nicht böse, hm? Wir wollten dich nicht aufziehen.« Galen ließ ein gutturales Geräusch hören, das einem Lachen recht nahe kam. Ich schielte zu ihr hoch, und sie zwinkerte mir wahrhaftig zu. Ich zwinkerte zurück und bewahrte ansonsten eine eiserne Miene.
    »Galen«, flehte Tom. »Sag du doch was!«
    »Ach, jetzt soll ich euch plötzlich aus der Patsche helfen? Das könnte dir so passen«, parierte Galen scharf. »Ich schlage vor, ihr entschuldigt euch bei Elloran, vielleicht lassen wir dann wieder mit uns reden.« Ich verbiß mir ein Grinsen. Nikal verzog das Gesicht, aber Tom sprang auf und machte eine seiner großartigen Verbeugungen, ehe er schwungvoll vor mir niederkniete und meine Hand ergriff.
    »Edle und hochherzige Dame, verzeiht Eurem unwürdigen Diener sein abscheuliches Benehmen. Ich verspreche bei meinem Herzen, das ohnehin Euch allein gehört, daß solcherlei schändliches Tun nie wieder Euer Auge, Ohr und Gemüt belästigen soll!« Er drückte mir einen leidenschaftlichen Kuß auf die Hand und preßte dann seine Hand aufs Herz. Sein Gehabe war das eines Narren, aber in seinen Augen stand echtes, tiefes Gefühl. Ich war wider Willen gerührt und gebot ihm mit einer hoheitsvollen Handbewegung, sich zu erheben.
    »Eure Entschuldigung klingt lieblich an Unser Ohr«, erwiderte ich huldvoll. »Wir vergeben Euch Euer unbotmäßiges Betragen, Sänger der Krone.« Dröhnende Stille hing über dem Tisch. Ich blinzelte verlegen und blickte die anderen an. Galen sah mit einem fast mitleidig zu nennenden Ausdruck in ihren kalten Augen auf meinen Vater. Tom hatte sich abgewandt und schien mit einem heftigen Gefühl zu kämpfen.
    »W-was ist los?« fragte ich unsicher. »Habe ich was Falsches gesagt?«
    Nikal löste sich aus seiner Erstarrung und lächelte mir schwach zu. »Nein, Kind, nein. Es ist nur ... du hast gesprochen wie die Herrscherin, die du bald sein wirst. Das war ein wenig – hm – überraschend.«
    Wir widmeten uns schweigend unserem Mahl. Dann schob Galen ihren Becher von sich und verschränkte ihre Finger mit denen meines Vaters. Er nickte kurz und räusperte sich. »Prinzessin, was willst du wissen?«
    Ich holte tief Luft. »Es gibt vieles, was ich nicht verstehe«, begann ich zögernd. »Aber zuerst solltet ihr mir verraten, was mit Galen geschah.« Ich wandte mich der asketischen Frau an meiner Seite zu und sah sie bittend an. »Du warst ein Mann, und jetzt scheinst du eine Frau zu sein. Was bist du nun wirklich?«
    »Ich bin beides«, entgegnete das Wesen gelassen. »Mein Volk ist anders geartet als das deine. Wir wachsen als hanhju auf; das, was du ›T'svera‹ nennen würdest. Wenn die Zeit unserer Reife gekommen ist, nehmen wir zuerst

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