Ellorans Traum
war unbeschreiblich übel. Ein leises Wimmern löste sich von meinen tauben Lippen. Holt mich bitte hier raus! O Göttin, hilf mir!
Ein heller Summton klang durch die finstere Hölle, in der ich lag. Wieder und wieder schlug er an meine betäubten Ohren und schnitt durch meinen zerspringenden Kopf. Etwas zischte leise, und ein Lichtstrahl fiel in meine Augen. Eine Silhouette erschien in dem Licht und näherte sich mir. Ich sah ihr stumm und voller Panik entgegen.
»Ell, entschuldige. Du hast nicht geantwortet, deshalb bin ich einfach hereingekommen. Habe ich dich etwa geweckt?« Licht schien auf und beleuchtete die Gestalt, die sich besorgt über mich beugte. Türkisfarbene Augen und ein runder Kopf, spitze, behaarte Ohren und warme, zuverlässige Hände – »Tom!« Meine Stimme klang rauh und fremd in meinen schmerzenden Ohren.
Er griff nach meinen Händen, und die Besorgnis in seinen Augen vertiefte sich. » Chu-chula , was ist? Bist du krank?« Die Wände, die mit seinem Eintreten zurückgewichen waren, kamen wieder näher. Ich keuchte vor Schreck und entriß ihm meine Hände, um den drohenden Tod von mir abzuwenden. Er packte meine Schultern und hielt mich fest.
»Maggie, ich brauche Akim in Kabine fünf«, sagte er laut. »Ein Notfall!«
»Maddoc ist auf der Oberfläche«, antwortete die Frau gelassen. »Was für ein Notfall, Commander?« Tom fluchte unbeherrscht.
»Könntest du das bitte etwas genauer formulieren?« fragte die freundliche Stimme geduldig.
»Unser Gast ist krank«, erklärte Tom hastig, während er mir beruhigend über die Stirn strich. »Es sieht aus wie ein besonders schwerer Fall von Raumkoller – aber sie ist doch noch keine sechs Standards hier an Bord!«
»Ich schicke Galen«, entschied die Frau.
Tom hielt mich fest und streichelte mich. Seine Stimme murmelte sanft in mein Ohr. Ich entspannte mich etwas. Sein Duft nach Vanille war genauso beruhigend wie die Berührung seiner warmen, sanften Hände. Seine Hände ... Eine erneute Welle höchster Panik durchfuhr mich. Die Krallen, er hatte seine schrecklichen Krallen ausgefahren, er wollte mich damit töten! Ich schrie erstickt auf und versuchte, mich von ihm freizumachen, vor ihm zu fliehen. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer grauenhaften Fratze, er bleckte scharfe, lange Zähne, von denen giftiger Geifer herabtroff. Mit einem bösartigen Kreischen stürzte das Ungeheuer sich auf mich, um mich mit Zähnen und Klauen zu zerfleischen. Ich schrie wieder in höchster Todesangst.
– Ruhig, ganz ruhig. Niemand will dir etwas Böses.
– Galen!
– Leg dich wieder hin, Tochter. Ich werde dir helfen.
Schmerzhafte, kalte Berührung. Ich zuckte schwach zurück, aber dann ergab ich mich. Mein tobendes Bewußtsein beruhigte sich langsam. Wärme, Ruhe. Keine Angst mehr. Ich lag mit geschlossenen Augen und fühlte, wie meine Erinnerung zurückkehrte. Ich war auf dem seltsamen Schiff, das auf dem Meer der Sterne segelte. Nikal hatte mich hierhergebracht. Galen sprach sanft in meinem Kopf. Erklärte, besänftigte den tobenden Schmerz. Ich sank auf eine Ebene, die leichtem Schlummer glich, war aber dennoch bei Bewußtsein.
»Was ist mit ihr, Galen?« Die Frau – Maggie.
»Tom hatte recht. Es war ein schlimmer Anfall von Raumkoller.« Galen .
»Wie ist das möglich? Es dauert doch sonst Monate, ehe ein Kadett sich so etwas fängt.« Besorgt. Nikal.
»Ich habe eine Vermutung, aber ich weiß nicht, wie weit sie zutrifft. Ich stelle eine starke Desorientierung fest, die daher rühren könnte, daß wir sie von ihrem Planeten heruntergeholt haben. Ihr Organismus scheint das nicht ohne weiteres zu verkraften. Es handelt sich möglicherweise um eine Folge ihrer magischen Fähigkeiten; sie muß Vorfahren aus der Urbevölkerung ihres Planeten haben. Akim müßte uns nach einer Untersuchung mehr darüber sagen können.« Galen .
»Was tun wir jetzt?« Tom .
»Laßt sie ruhen, aber bei Licht. Jemand sollte bei ihr bleiben. Tom?« Galen.
»Ja, in Ordnung, Wunder. Ich kann dich ja rufen, wenn etwas passiert.« Tom .
Sie gingen hinaus. Ich lag in einer seltsam friedlichen Blase von Unwirklichkeit und fühlte Tom neben mir. Ich tastete nach seiner Hand, voller Scham wegen meiner vorherigen Panik. Vorsichtig öffnete ich meine Augen und sah ihn an. Er erwiderte meinen Blick und lächelte zögernd. Ich drückte seine Finger und lächelte zurück. Sein Blick verlor die Zurückhaltung.
»Hallo, chu-chula «, sagte er zärtlich.
»Hallo, Tom«,
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