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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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anfühlte: weich, warm und samtig.
    »Wie schön du aussiehst«, sagte Ranan und strich mir mit einem fingerdünnen Tentakel eine Haarsträhne aus der Stirn. »Als Frau gefällst du mir viel besser!«
    »Vorsicht«, knurrte Nikal. »Sie ist in mehreren festen Händen, Ran!« Ich wurde blutrot und dankte Ranan stammelnd für ihr Kompliment. Hinter mir klickte etwas über den Boden. Neugierig wandte ich mich um.
    »Chief, ich habe den Ladefehler in System zwei gefunden«, knarrte eine seltsam klingende Stimme. Ich konnte einen entsetzten Aufschrei nicht unterdrücken, als eine Gestalt wie aus einem Alptraum um einen der unzähligen Behälter bog, zwischen denen wir standen, und auf uns zusteuerte. Riesige, in allen Regenbogenfarben schimmernde Facettenaugen in einem ausdruckslosen Insektengesicht starrten mich an. Der Körper dieses Wesens war der eines menschengroßen, aufrechtgehenden Käfers, mit blauschillernden Flügeldecken und zwei Armpaaren, die jeweils in scherenähnlichen Händen endeten. Sein Gesicht war völlig starr, nur zwei lange Fühler vibrierten nervös, und die bedrohlich aussehenden Zangen, die sich dort befanden, wo in einem menschlichem Gesicht der Mund gewesen wäre, schabten leise übereinander.
    »Guten Morgen, Nikolai Sergeevic«, klickte das Wesen höflich. Seine knarrende Stimme schien irgendwo in der Höhe seiner Knie zu erklingen. Es streckte einen seiner Arme aus und reichte Ranan eine kleine schwarze Tafel, die Miniaturausgabe der Schrifttafeln an den Wänden.
    »Guten Morgen, Sskrxl«, antwortete Nikal. Das Wesen klickte mit seinen zangenförmigen Kiefern und entfernte sich wieder. Ich blickte ihm gebannt nach.
    »Was w-war das?« fragte ich leise. Ranan hatte sich für einen Augenblick entschuldigt und war nun in den Anblick der Tafel vertieft, die sie mit einem der äußeren Tentakel hielt. Mit drei der inneren tippte sie auf den Anzeigen herum, die vor ihr auf der Wand leuchteten, und gleichzeitig schälte sie mit ihren menschlichen Fingern einige Erdnüsse, die eines ihrer freien Tentakel dann zielsicher in ihren Mund beförderte. Mir wurde bei diesem Anblick schwindelig. Nikal sah mich amüsiert an.
    »›Das‹ war Fähnrich Sskrxl von Auriga II«, sagte er gedämpft. »Ein ganz reizender Insektoide mit einem etwas skurrilen Sinn für Humor. Du wirst ihn mögen, Prinzessin.« Ranan legte die Tafel beiseite und hielt mir mit einem langen Tentakel die Tüte mit den Erdnüssen hin.
    »Nimm dir, Elloran«, bot sie an. Ich bedankte mich und betrachtete voller Interesse die Bewegungen ihrer erstaunlich biegsamen und geschickten Gliedmaßen. Kein Wunder, dachte ich, daß sie sich immer so über ihre Lederarmbänder beklagt hat. Das muß ja für sie gewesen sein, als wenn man mir die Hände auf den Rücken gefesselt hätte. Nikal und Ranan unterhielten sich leise über etwas, das ich nicht verstand, und Ranan gestikulierte dabei heftig mit all ihren Tentakeln. Einige von ihnen waren länger und dünner als die anderen und erschienen besonders beweglich, andere wiederum waren fast doppelt so dick und mußten über große Kraft verfügen, wenn ich bedachte, mit welcher Leichtigkeit sie damals unseren Angreifern die Hälse gebrochen hatte. Ich schauderte, und Nikal legte, ohne hinzusehen oder sein Gespräch zu unterbrechen, seinen Arm um mich. Ranan lächelte mich an.
    »Bleibst du jetzt bei uns, Elloran?« fragte sie. Ich schüttelte den Kopf. »Schade«, sagte sie enttäuscht. Sie wollte fortfahren, aber Nikal gab ihr ein fast unmerkliches Zeichen, das sie verstummen ließ.
    »Zeig unserem Gast doch bitte den Maschinenraum«, sagte Nikal hastig und fuhr zu mir gewandt fort: »Ranan ist unsere Chefingenieurin, Prinzessin. Wahrscheinlich die beste der ganzen Flotte. Allerdings wird sie das nicht vor einer Disziplinarstrafe schützen, wenn der Commander entdeckt, daß sie wieder barfuß herumläuft«, setzte er stichelnd hinzu.
    Ranan kreischte empört auf. »Ich habe, wie du sehr gut weißt, die offizielle Erlaubnis, mich hier unten ohne Schuhe bewegen zu dürfen!« Sie funkelte ihn erbost an und schlang mir ein dickes Tentakel um die Schulter, um mich mit sich zu ziehen. Ich zuckte ein wenig zusammen, überließ mich dann aber ihrer Führung.
    Zwei verwirrende Stunden später setzte Nikal seine Rundreise mit mir fort. Mir schwirrte der Kopf von dem, was Ranan mir gezeigt und zu erklären versucht hatte. Zu behaupten, ich hätte viel davon begriffen, wäre stark übertrieben gewesen. Aber

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