Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elric von Melnibone

Elric von Melnibone

Titel: Elric von Melnibone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
die Kampfbarken, die nun die am Horizont auftauchenden Galeeren verfolgten, in ein unbekanntes urtümliches Zeitalter.
    Die Sohn des Pyaray segelte der Flotte ein gutes Stück voraus und richtete bereits ihre Katapulte, als die anderen den Feind noch gar nicht gesichtet hatten. Schwitzende Sklaven hantierten vorsichtig mit der flüssigen Masse der Brandgeschosse; mit langen Gießlöffeln schütteten sie sie in die Bronzeschalen der Katapulte. Der glosende Stoff flackerte im Zwielicht der ersten Morgendämmerung. Nun kamen Sklaven die Treppe zur Brücke herauf und brachten Platinteller mit Wein und Nahrung für die drei Drachenprinzen, die seit Beginn der Verfolgung dort oben ausharrten. Elric hatte nicht die Kraft zu essen; dafür ergriff er einen hohen Kelch mit goldenem Wein und leerte ihn. Das Getränk war stark und belebte ihn ein wenig. Er ließ sich einen zweiten Kelch einschenken und stürzte diesen so schnell herunter wie den anderen. Dann starrte er nach vorn. Es war beinahe Tag. Am Horizont machte sich ein purpurner Lichtstreifen bemerkbar. »Sobald sich die Scheibe der Sonne blicken läßt«, sagte Elric, »Feuer frei für die Brandgeschosse.«
    »Ich gebe den Befehl.« Magum Colim wischte sich die Lippen, legte den Knochen aus der Hand, den er abgenagt hatte, und verließ die Brücke. Elric hörte seinen schweren Schritt auf der Treppe. Urplötzlich hatte der Albino das Gefühl, von Feinden umgeben zu sein. Magum Colim hatte sich während des Streits mit Prinz Yyrkoon recht seltsam verhalten. Elric versuchte solche törichten Gedanken abzuschütteln. Aber das Gefühl des Beengtseins, die Selbstzweifel, der aggressive und unverhüllte Spott seines Cousins - dies alles verstärkte die Empfindung, daß er in der Welt allein stand, ohne Freunde. Selbst Cymoril und Dyvim Tvar waren schließlich doch nur Melniboneer und kannten die seltsamen Zwänge nicht, die ihn motivierten und sein Handeln bestimmten. Vielleicht wäre es angebracht, sich von Melnibone loszusagen und als anonymer Glücksritter durch die Welt zu ziehen und jedem zu dienen, der seine Hilfe brauchte.
    Der mattrote Rand der Sonne zeigte sich über der fernen schwarzen Wasserlinie. Vom Vorderdeck des Flaggschiffes ertönte ein mehrfaches Dröhnen: die Katapulte schossen ihre flammende Munition in den Himmel; ein pfeifendes Kreischen verhallte, und es sah aus, als spränge ein Dutzend Meteore durch den Himmel, auf die fünf Galeeren zu, die höchstens noch fünfunddreißig Schiffslängen entfernt waren.
    Elric beobachtete, wie zwei Galeeren in Brand gerieten; die drei übrigen begannen im Zickzack zu fahren und wichen den Feuerbränden aus, die im Wasser landeten, eine Zeit lang wild flackerten und schließlich, noch immer brennend, in der Tiefe versanken. Neue Brandgeschosse wurden vorbereitet, und Elric hörte Yyrkoons laute Stimme auf der anderen Seite der Brücke; er spornte die Sklaven zu größerer Leistung an. Nun änderten die fliehenden Schiffe ihre Taktik; offenbar erkannten sie, daß sie sich nicht mehr lange halten konnten. Sie glitten auseinander und segelten auf die Sohn des Pyaray zu, so wie es die Schiffe im Meereslabyrinth getan hatten. Elric bewunderte nicht nur den Mut dieser Männer, sondern auch ihr seemännisches Können und die Schnelligkeit, mit der sie zu dieser logischen, wenn auch hoffnungslosen Entscheidung gelangt waren.
    Die Sonne stand hinter den wendenden südländischen Schiffen. Drei stolze Silhouetten näherten sich dem melniboneischen Flaggschiff, während roter Sonnenschein das Meer verfärbte, wie im Vorgriff auf das kommende Blutvergießen.
    Das Flaggschiff feuerte eine neue Salve von Feuerbällen ab, und die erste Galeere versuchte zu wenden und auszuweichen. Zwei der glosenden Kugeln trafen das Deck, und nach kurzer Zeit war das ganze Schiff in Flammen eingehüllt. Brennende Männer sprangen ins Wasser. Brennende Männer schössen Pfeile auf das Flaggschiff ab. Brennende Männer sanken langsam an ihren Stellungen in den Wanten zusammen. Die brennenden Männer starben, d as brennende Schiff aber fuhr weiter; jemand hatte das Steuer festgezurrt und die Galeere auf die Sohn des Pyaray gerichtet. Das brennende Schiff bohrte sich krachend in die goldene Flanke der Kampfbarke, und etliche Flammen zuckten auf das Deck hinab, das die Hauptkatapulte trug. Ein Kessel mit Feuermasse stürzte um, und schon rannten aus allen Teilen des Schiffes Männer herbei, um die Flammen zu löschen. Elric grinste, als er erkannte,

Weitere Kostenlose Bücher