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Elric von Melnibone

Elric von Melnibone

Titel: Elric von Melnibone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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versunken. Die brennenden Schiffe ließen an den feuchten Wänden der Meereshöhlen seltsame Schatten tanzen, als entböten die Seelen der Sterbenden einen letzten Gruß, ehe sie in die Wassertiefen entschwanden, wo der Überlieferung zufolge noch immer ein Chaoskönig herrschte und seine unheimlichen Flotten mit den Seelen all jener bemannte, die auf den Ozeanen der Welt im Kampfe untergingen. Vielleicht sahen sie aber einem milderen Geschick entgegen, in den Diensten Straashas, des Lords der Wassergeister, der in den oberen Bereichen der See herrschte.
    Einige wenige waren dem Tod auch entgangen. Irgendwie waren diese südländischen Seeleute, an den mächtigen Kampfbarken vorbeigekommen, waren durch den Kanal zurückgefahren und muß-ten bereits wieder das offene Meer erreicht haben. Dies wurde dem Flaggschiff berichtet, wo Elric, Magum Colim und Prinz Yyrkoon nun wieder gemeinsam auf der Brücke standen und die Vernichtung betrachteten, die sie bewirkt hatten.
    »Dann müssen wir sie verfolgen und auslöschen!« sagte Yyrkoon. Er schwitzte, und sein dunkles Gesicht schimmerte; seine Augen leuchteten fiebrig. »Wir müssen ihnen nach!«
    Elric zuckte die Achseln. Er fühlte sich geschwächt. Er hatte keine Drogen bei sich, die seine Kräfte wieder auffrischen konnten. Er wollte nach Imrryr zurückkehren und sich ausruhen. Er war des blutigen Gemetzels überdrüssig, hatte genug von Yyrkoon und vor allen Dingen von sich selbst. Der Haß auf seinen Cousin zermürbte ihn, denn er haßte diesen Haß; das war das schlimmste.
    »Nein«, sagte er. »Laßt sie ziehen.«
    »Sie ziehen lassen? Ungestraft? Ich bitte dich, mein Lord König. Das ist doch nicht unsere Art!« Prinz Yyrkoon wandte sich an den alternden Admiral. »Ist das unsere Art, Admiral Magum Colim?«
    Magum Colirri zuckte die Achseln. Er war ebenfalls müde, doch insgeheim stimmte er Prinz Yyrkoon zu. Ein Feind Melnibones mußte bestraft werden, wenn er nur daran dachte, die Träumende Stadt anzugreifen. Trotzdem sagte er: »Der Herrscher muß entscheiden.«
    »Laßt sie ziehen«, wiederholte Elric. Er stützte sich schwer auf die Reling. »Sie sollen die Nachricht in ihre barbarischen Länder tragen. Sie sollen verkünden, daß die Drachenprinzen sie vernichtet haben. Diese Nachricht wird sich schnell herumsprechen. Ich glaube, daß wir in der nächsten Zeit vor Angriffen sicher sind.«
    »Die Jungen Königreiche sind voller Dummköpfe«, erwiderte Yyrkoon. »Sie werden nicht glauben, was sie hören. Es wird immer neue Angreifer geben. Am besten schreckt man sie ab, indem man keinen Südländer am Leben oder in Freiheit läßt.«
    Elric tat einen tiefen Atemzug und versuchte das Schwächegefühl zu bekämpfen, das ihn zu überwältigen drohte. »Prinz Yyrkoon, du beanspruchst meine Geduld.«
    »Aber mein Herrscher, mir liegt doch nur das Wohl Melnibones am Herzen. Du möchtest doch sicher nicht, daß dein Volk dich für schwach hält. Daß es meint, du gingest einem Kampf mit nur fünf südländischen Galeeren aus dem Wege?«
    Diesmal gab der Zorn Elric Kraft. »Wer sollte behaupten, daß Elric schwach ist? Du etwa, Yyrkoon?« Er wußte, daß seine nächsten Worte sinnlos waren, doch er konnte sie nicht zurückhalten. »Nun denn, verfolgen wir die armseligen kleinen Boote und versenken sie. Aber beeilen wir uns. Ich habe von der ganzen Sache genug.«
    Als sich Yyrkoon abwandte, um die Befehle weiterzugeben, stand ein geheimnisvolles Leuchten in seinen Augen.
    Der schwarze Himmel wurde bereits grau, als die melniboneische Flotte das offene Meer erreichte und Kurs nach Süden nahm - hin zum Kochenden Meer und dem südlichen Kontinent, der sich dahinter erstreckte. Die Barbarenschiffe würden nicht durch das Kochende Meer fahren - das vermochte angeblich kein Schiff der Sterblichen -, sondern darum herum. Doch so weit würden sie überhaupt nicht kommen: die riesigen Kampfbarken waren zu schnell. Die Rudersklaven waren voll eines Mittels, das Kraft und Arbeitstempo etwa zwanzig Stunden lang erhöhte, ehe sie daran zugrunde gingen. Außerdem füllten sich jetzt die Segel in der frischen Brise. Goldene Berge, die schnell über das Meer glitten - so sahen diese Schiffe aus; ihre Konstruktionspläne waren ein Geheimnis, sogar für die Melniboneer (die einen großen Teil ihrer Überlieferungen vergessen hatten). Durchaus verständlich, daß die Männer aus den Jungen Königreichen Melnibone und seine Erfindungen haßten, denn es sah in der Tat so aus, als gehörten

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