Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elric von Melnibone

Elric von Melnibone

Titel: Elric von Melnibone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
seine Einführungen in die Dämonenwelten. Kriegerpriester aus Phum, wir müssen einen Pfad von ganz normaler Beschaffenheit finden, wenn wir das Denkmal da drüben erreichen wollen.«
    Der Kriegerpriester aus Phum zog ein rotes Taschentuch aus der Tunika und schnaubte sich ausgiebig die Nase. Als er fertig war, senkte er die Hand, half Elric hoch und begann am Rand des Sumpfes entlangzugehen, wobei er das schwarze Denkmal nicht aus den Augen ließ. Es dauerte einige Zeit, bis sie doch einen Weg fanden, keinen natürlichen Pfad, sondern eine Platte aus schwarzem Marmor, die sich in die Schwärze des Sumpfes erstreckte, glitschig und feucht und beileibe kein sicherer Untergrund.
    »Ich möchte beinahe annehmen, daß dieser Weg falsch ist - ein Weg, der uns in den Tod lokken soll«, sagte Rackhir unschlüssig, während er und Elric die lange Platte betrachteten. »Aber was haben wir noch zu verlieren?«
    »Komm«, sagte Elric, stellte einen Fuß auf den Stein und begann vorsichtig darauf entlangzugehen. In der Hand hielt er eine Art Fackel, ein Bündel knisternder Schilfstengel, die ein unangenehm fahles gelbes Licht und erhebliche Mengen eines grünlichen Rauches verströmten - aber es war besser als gar nichts.
    Rackhir folgte ihm, doch ehe er einen Schritt machte, tastete er mit seinem ungespannten Bogen vor. Dabei pfiff er leise eine komplizierte Melodie. Ein Angehöriger seiner Rasse hätte sie erkannt als Lied des Sohnes des Helden der Hohen Hölle, der im Begriff ist, sein Leben zu opfern - eine bekannte Melodie in Phum, vor allem in der Kaste der Kriegerpriester.
    Elric empfand das Lied als Ärgernis und Ablenkung, sagte aber nichts; er konzentrierte sich voll darauf, auf der glatten Fläche des Marmorsteins nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Dennoch schien die Platte nun leicht zu schwanken, als schwämme sie nur auf der Sumpfoberfläche.
    Sie hatten etwa die Hälfte des Weges zum Denkmal zurückgelegt, das sich nun deutlich abzeichnete: ein großer Adler mit ausgebreiteten Flügeln, Schnabel und Krallen drohend zum Angriff ausgestreckt. Ein Adler aus demselben schwarzen Marmor wie die Platte, auf der sie in Balance zu bleiben versuchten. Elric fühlte sich an ein Grabmal erinnert. War hier ein urzeitlicher Held begraben? Oder war das Mal für die Schwarzen Schwerter errichtet worden - sollte es sie einschließen, damit sie nie in die Welt der Menschen zurückkehren und Menschenseelen stehlen konnten?
    Der Stein begann stärker zu schwanken. Elric versuchte sich in der Senkrechten zu halten, taumelte aber zuerst auf einem, dann auf dem anderen Fuß, und die Fackel zuckte wild hin und her. Beide Füße glitten unter ihm fort, er flog in hohem Bogen in den Sumpf und war sofort bis zu den Knien unter Wasser.
    Er begann zu sinken. Irgendwie gelang es ihm, die Fackel festzuhalten, in deren Licht er den rotgekleideten Bogenschützen erkennen konnte, der sich angestrengt vorbeugte.
    »Elric?«
    »Hier, Rackhir.«
    »Du sinkst ein?«
    »Der Sumpf scheint entschlossen zu sein, mich zu verschlucken, aye.«
    »Kannst du dich flach hinlegen?«
    »Ich kann mich nach vorn beugen, aber meine Beine sitzen fest.« Elric versuchte sich in dem Schlick zu bewegen, der ihn bedrängte. Plötzlich huschte etwas vor seinem Gesicht vorbei und stieß dabei eine Art leises Keckem aus. Mit großer Mühe bezwang Elric die Angst, die in ihm aufstieg. »Ich glaube, du mußt mich verloren geben, Freund Rackhir.«
    »Was? Soll ich die Chance verlieren, aus dieser Welt fortzukommen? Du mußt mich für selbstloser halten, als ich bin, Genosse Elric. Hier.« Vorsichtig ging Rackhir auf dem Stein in die Knie und streckte einen Arm in Elrics Richtung. Beide Männer waren mit klebrigem Schleim bedeckt; beide zitterten vor Kälte. Rackhir streckte sich immer mehr, und Elric beugte sich, so weit es ging, und versuchte die Hand zu erreichen, aber es klappte nicht. Und mit jeder Sekunde wurde er tiefer in die stinkende Jauche des Sumpfes gezogen.
    Im nächsten Augenblick hob Rackhir den Bogen und streckte ihn aus. »Halt dich am Holz fest, Elric. Geht das?«
    Elric beugte sich vor und streckte jeden Knochen und Muskel seines Körpers - und konnte den Bogen knapp erreichen.
    »Jetzt muß ich. ah!« Rackhir hatte an dem Bogen gezogen und festgestellt, daß seine Füße abzugleiten begannen und der Marmor heftig schwankte. Er ließ einen Arm nach hinten schnellen, um sich am gegenüberliegenden Rand der Marmorplatte festzuhalten, während die andere

Weitere Kostenlose Bücher