Elton John - Bego, M: Elton John
immer noch zurückgreifen.“ (31)
Der einzig wirklich eingängige Song dieses sperrigen Albums wurde gleichzeitig auch die einzige Hitsingle: „Someone Saved My Life Tonight“. Darin ging es natürlich um jenen schicksalshaften Abend in den Sechzigern, an dem Long John Baldry, der große „Sugar Bear“, Eltons Kopf aus Linda Woodrows Ofen gezogen hatte. Über die Instrumentierung sagte Elton: „Der Track hat den Beach Boys eine ganze Menge zu verdanken. Ich war und bin immer noch sehr beeinflusst von Brian Wilsons Arrangements und von Carl Wilsons wunderschöner Stimme.“ (32)
Das bizarre Design des Covers von Captain Fantastic & The Brown Dirt Cowboy stammte von den Künstlern Alan Aldridge und Harry Willock, während der charakteristische Schriftzug von Geoff Halpin entworfen worden war. Es fiel zweifelsohne sehr düster und gewöhnungsbedürftig aus: Abgesehen von gezeichneten Eltons und Bernies und den vier damals noch zur Band gehörenden Musikern wimmelten darauf zahlreiche recht schleimig wirkende Fische und Kröten, Krokodile und futuristische Geschöpfe herum, die allesamt sehr finster und befremdlich wirkten, wie beispielsweise eine Ratte, deren Augenlider aus Flammen bestanden, oder ein Frosch, der viel zu viele Ringe an seinen Fingern trug. Die Eigentümlichkeit dieses vom Thema her oft kalt wirkenden Albums wurde damit nur noch weiter betont.
Natürlich war es Elton, der hier als Captain Fantastic dargestellt wurde, als Keyboard-Held in Stiefeln und Zylinderhut. Bernie war auf der Coverrückseite in einer Glaskugel zu sehen, umgeben von den friedlichen Waldtieren, die er in seinem Reich am liebsten hatte. Den Titel Brown Dirt Cowboy hatte er wegen seiner Vorliebe für den Wilden Westen erhalten, für jene Songs, die Tumbleweed Connection geprägt hatten.
Das Vinylalbum war mit diversen Beilagen ausgestattet – es gab ein Booklet mit den Texten der Songs, die auf dem Album enthalten waren, aber auch der von „Dogs In The Kitchen“, einem Song, der es gar nicht auf die Platte geschafft hatte, war dort abgedruckt. Illustriert war das Booklet mit zahlreichen alten Fotos von Elton und Bernie, allein oder auch zusammen; Elton hatte auch ein Bild von Sheila und Derf hinzugefügt. Ein zweites Heft zeigte Presseausschnitte und Fotos von Elton mit Bernie, seiner Mutter und seinen Musikern und enthielt auch einen Schnappschuss von Elton mit Patti LaBelle und Cindy Birdsong, der in einem Passbildautomaten aufgenommen worden war, sowie eine Abbildung des Plattengeschäfts Musicland in der Berwick Street 44, in dem Elton früher gearbeitet hatte. Und es gab verschiedene handgeschriebene Notizen, Tagebucheinträge und erste Textentwürfe. Zusätzlich lag noch ein großes, zusammengefaltetes Poster des Albumcovers bei.
Gus Dudgeon, der sämtliche Hitalben von Elton John produziert hatte, hielt Captain Fantastic für ein echtes Meisterwerk. „Zunächst einmal war die ganze Band musikalisch noch nie zuvor so gut“, erklärte er. „Elton hat noch nie so hervorragend gespielt, und zudem sind es auch noch die besten Songs, die sie je geschrieben haben.“ (33)
Die Presse urteilte allerdings recht uneinheitlich. Manche Kritiker mochten das Album. Andere verabscheuten es. Charles Shaar Murray vom New Musical Express deutete mit dem Daumen ganz klar nach unten: „ Captain Fantastic wirkte wie eine Platte, die Elton unbedingt hatte machen wollen, aber es war doch etwas quälend, sie hören zu müssen.“ (34)
Greg Shaw schrieb im Phonograph Record : „Elton und Bernie scheinen eine neue Ebene erreicht zu haben. Nun, da sie sich ihres Erfolges sicher sein können, versuchen sie, bestimmte Erinnerungen zu exorzieren und ein paar alte Rechnungen zu begleichen. Dies ist das Jahr des Elton John, und es mag sich hier durchaus um die Platte handeln, die man rückblickend als richtungweisend für seine Karriere betrachten wird.“ (35)
John Tobler grübelte in ZigZag : „Wenn man die Platte unter dem konzeptuellen Aspekt betrachtet, dann ist es doch verwunderlich, dass gerade die jüngeren Ereignisse in der Geschichte von Elton und Bernie so negative Gefühle heraufbeschwören. Wenn man so viel Erfolg hat, sollte man dann nicht etwas von seiner Bitterkeit verlieren?“ (36) Offenbar nicht.
Jon Landau war im Rolling Stone überraschend freundlich und erklärte: „Erst einmal das Wesentliche. Dies ist eins von Elton Johns besten Alben. Es wird nicht von überbordenden Arrangements und einer ausgefallenen
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