Elton John - Bego, M: Elton John
„Ich habe das Gefühl“, erklärte er, „dass wir im vergangenen Jahr viel stärker zu einer Einheit zusammengewachsen sind. Wir sind zufriedener und haben viel mehr Spaß bei den Konzerten.“ (20)
Aber hatte die Band denn kein Problem damit, dass er nach wie vor der Arbeitgeber war? „Das war schwierig, als wir noch zu dritt waren, Nigel, Dee und ich, weil ich damals der einzige war, den die Presse interviewen wollte. Nachdem wir jetzt aber vier oder fünf Jahre miteinander gespielt haben, haben wir eine enge und sehr spirituelle Beziehung, deswegen finde ich es nur gerecht, dass wir uns jetzt Elton John Band nennen sollten. Es geht nicht nur um mich. Na gut, ich schreibe die Songs, aber bei den Aufnahmen sind wir ziemlich gleichberechtigt.“ (21)
Nach blumigen Aussagen wie diesen hätte man vermuten können, dass Nigel, Dee, Ray und Davey seine besten Freunde waren. Bis er ohne Vorwarnung zwei von ihnen feuerte. Dabei stand die Veröffentlichung von Captain Fantastic & The Brown Dirt Cowboy unmittelbar bevor, auf dessen Cover die ganze Band noch zusammen abgebildet war, einmal davon abgesehen, dass sie auch die Musik maßgeblich geprägt hatte. Außerdem stand die nächste große Konzerttournee an. Wäre es da nicht sinnvoller gewesen, jene Musiker mit auf die Bühne zu nehmen, die am Schaffensprozess einen großen Anteil gehabt hatten? Elton sah das offenbar anders.
Dee und Nigel bekamen einen Anruf von Elton und erfuhren so, dass ihre Dienste nicht mehr länger gebraucht wurden. „Ich glaube nicht, dass es Dee oder Nigel besonders gefallen hat“, überlegte Elton. „Aber ich habe mit ihnen nicht darüber geredet, weil man bei solchen Sachen sowieso nie wirklich ehrlich sein kann. Ich wollte einen kompletten Bruch. Es war ziemlich schwierig und traurig, aber wir trennten uns in aller Freundschaft.“ (22)
Welche Gründe hatten Elton, der kurz zuvor noch die große Einheit der Elton John Band beschworen hatte, dazu bewogen, die Hälfte seiner Mannschaft kommentarlos zu feuern? „Ich möchte mir einen meiner lebenslangen Träume erfüllen“, erklärte er. „Ich wollte schon immer mit einer richtig guten Rock’n’Roll-Band spielen. Die alte Band hatte keinen echten Drive, wir haben uns halt so vorangeschleppt.“ (23) Nach all den schönen Worten, die er nur wenige Wochen zuvor für seine Band gefunden hatte, holte der launische Elton plötzlich zwei neue Leute an Bord.
Als Schlagzeuger warb Elton Roger Pope von der Kiki Dee Band ab. Kenny Passarelli wurde der neue Bassist, und für die Tournee heuerte Elton zusätzlich seinen alten Freund Caleb Quaye als Leadgitarristen an, den er schon seit ihrer gemeinsamen Zeit bei den Londoner Musikverlagen kannte. Als zweiter Keyboarder stieß James Newton Howard zur Band, und für einzelne Konzerte, beispielsweise den Gig im Londoner Wembleystadion, verstärkte der Gitarrist Jeff „Skunk“ Baxter die Truppe, der ansonsten in den Diensten der Doobie Brothers stand.
Elton prahlte lauthals mit seinen neuen Mitstreitern: „Nun, Roger wollte ich mir ohnehin unter den Nagel reißen. Kikis Gruppe war ja innerhalb gewisser Grenzen recht erfolgreich, aber Roger und Caleb haben mehr Aufmerksamkeit verdient. Sie sind beide hervorragende Musiker. Von ihren musikalischen Fähigkeiten her können Caleb und David Johnstone, in gewissen Grenzen auch Ray, einfach alles spielen. Und jetzt, wo Kenny und James mit dabei sind, bin ich tatsächlich der schlechteste Musiker in der Band. Ich werde härter arbeiten müssen als bisher, um mit ihnen mitzuhalten, und das wird dazu führen, dass ich mich verbessern werde.“ (24) Auch drei neue Backup-Sänger stießen dazu: Brian und Brenda Russell sowie Donny Gerard.
Anlässlich der Veröffentlichung von Captain Fantastic fand für 60 Plattenfirmenmitarbeiter und Pressevertreter eine Party im Studiokomplex von Universal in North Hollywood statt, bei der das Album vorab präsentiert wurde. In einem der Vorführsäle der Studios wurde zum einen die Musik gespielt, aber auch das Artwork des Albums als Diashow gezeigt. Zunächst war es so geplant gewesen, erst einmal die erste Seite der Platte laufen zu lassen, dann eine kleine Pause zu machen und anschließend Seite 2 aufzulegen. Doch schon während der ersten Hälfte zeigte sich, dass die Soundqualität grottenschlecht war.
Als das Saallicht wieder angeschaltet wurde, bekam John Reid einen Wutausbruch. Er packte den Mitarbeiter, der die Abspielgeräte bediente, und fing eine
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