Elton John - Bego, M: Elton John
würde er immer Reg bleiben, Elton hin oder her.
Keith Richards machte später im Rolling Stone ein paar gehässige Bemerkungen über Eltons Auftritt, und Mick Jagger behauptete: „Wir hätten ihn von der Bühne werfen sollen, aber das haben wir nun doch nicht gemacht.“ Elton war Berichten zufolge außer sich vor Wut, dass die Stones ihn in aller Öffentlichkeit derart brüskierten. Auch heute noch fragt der ehemalige Stones-Bassist Bill Wyman, wenn man ihn auf Elton John anspricht: „Du meinst Reg Dwight aus Watford?“ (42)
Die Aufnahmesessions von Rock Of The Westies standen im Zeichen hemmungslosen Kokain- und Alkoholgenusses. „An diese Zeit habe ich nur noch eine nebulöse Erinnerung, weil wir uns damals auf dem Höhepunkt unserer selbstzerstörerischen Phase befanden“, meinte Bernie Taupin später. „Der Jack Daniels floss in Strömen, und das Koks wurde direkt vom Mischpult geschnupft, aber irgendwie bekamen wir die Platte trotzdem fertig. Wie die Sessions verliefen, weiß ich überhaupt nicht mehr, und ich denke, dass es allen in der Band genauso geht, aber es hat sich trotzdem irgendwie gelohnt. Glücklicherweise sind wir heute alle noch am Leben.“ (43)
Am 9. August moderierten Elton John und Diana Ross die Fernsehübertragung von The Rock Music Awards aus dem Santa Monica Civic Auditorium. Zu den Nominierten zählten auch Eltons Freundinnen von LaBelle. Ihr Song „Lady Marmelade“ war in vier Kategorien aufgeführt, und Sarah, Nona und Patti konnten schließlich die Auszeichnung für die beste R&B-Single mit nach Hause nehmen.
Sarah Dash erinnert sich, dass Elton ihnen gegenüber stets sehr herzlich war. „Es ist einfach schön, jemanden wie Elton zu kennen“, sagte sie. „Er war schon immer ein wirklich cooler Typ. Viele andere Künstler, die ich auch schon lange kenne, haben sich im Lauf der Jahre sehr verändert, aber Elton ist einfach total nett und wir haben viel Spaß, wenn wir uns treffen. Er ist keiner von denen, die auf den Hollywood-Trip gegangen sind. Er ist heute noch genauso charmant wie damals in den Sechzigern, als er unser Pianist war.“ (44)
Am 25. August 1975 kehrte Elton für sechs Konzerte ins Troubadour von Los Angeles zurück, die unter dem Motto „Five Year Anniversary“ daran erinnern sollten, dass seine Karriere hier fünf Jahre zuvor richtig in Schwung gekommen war. Es erschien damals eine gute Idee, und es wäre vielleicht noch eine bessere gewesen, wenn er diesen Anlass mit Nigel und Dee zusammen gefeiert hätte – aber das war ja leider nicht möglich, da er die beiden gerade erst gefeuert hatte. Stattdessen brachte er seine neue, größere und lautere Band auf die Bühne eines Clubs, der bestenfalls als winzig bezeichnet werden konnte.
Einerseits waren die Shows sehr erfolgreich. Obwohl ein Ticket stolze 250 Dollar kostete, waren sie komplett ausverkauft, und für das Jules Stein Eye Institute an der University of California in Los Angeles, für das ein Teil der Eintrittsgelder verwendet werden sollte, kamen 150.000 Dollar zusammen. Unter den Zuschauern waren zudem zahlreiche Prominente, beispielsweise Cher, Tony Curtis und sogar Mae West.
Aber gerade jener Kritiker, der im August 1970 noch mit großem Trommelwirbel Eltons Ankunft in der Musikszene angekündigt hatte, sang inzwischen ein anderes Lied. Robert Hilburn schrieb in der Los Angeles Times : „Der Gedanke, Elton noch einmal im Troubadour zu erleben, hat große Erwartungen geweckt, und um die Tickets wurde geradezu gekämpft. Aber als er dann auf die Bühne kam, war es beinahe eine Enttäuschung. Er war von dieser großen Band begleitet, die in dem kleinen Raum beinahe betäubend laut war, die Leute drängten sich eng gegen die Bühne, und mit all den Promis und Stars im Publikum wirkte die ganze Veranstaltung sicherlich überwältigend, hatte aber die Magie verloren.“ (45)
Obwohl Elton weiterhin britischer Staatsbürger war, verdiente er Millionen von Dollar in den USA. Dieses Geld musste in dem Land versteuert werden, in dem er es eingenommen hatte, und wenn er die Summen dann anschließend auf sein britisches Konto überwiesen hätte, wären in Großbritannien möglicherweise ein zweites Mal Steuern angefallen. Elton verlegte sich daher auf verschiedene Strategien, um möglichst viel von seinem Geld behalten zu können. Dazu gehörte, dass er mehr Zeit als Ausländer mit Aufenthaltsgenehmigung in den USA verbrachte. John Reid klügelte einen Plan aus, nach dem Elton für einige Monate
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