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Elton John - Bego, M: Elton John

Elton John - Bego, M: Elton John

Titel: Elton John - Bego, M: Elton John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bego
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knallrosa färbte, auf den Namen „Sharon“ hörte und zu den Spielen des FC in verrückten Schwulenoutfits aufkreuzte!
    Die TV-Komiker und die Boulevardpresse nahmen Eltons öffentliche Enthüllungen über sein Sexualleben zum Anlass, endlos Schwulenwitze über ihn zu reißen, was Elton, der es nicht schaffte, die Gags zu ignorieren, in eine tiefe Depression stürzte. Ohne ein neues Album und ohne eine vor der Tür stehende Tour gab es nichts, was ihn ablenken konnte, und so vergrub er sich in Woodside, um sein sowieso schon angeknackstes Ego zu trösten.
    Hinzu kam, dass sich damals das Aussehen und der Klang der Rockmusik dramatisch veränderte. Im Juli des vorangegangenen Sommers hatte Richard Branson auf einer Party seine neueste musikalische Entdeckung vorgestellt – die Sex Pistols. Mit ihren Stachelhaaren, den zerrissenen Jeans und ihrem Straßenpunk-Look gaben sie das exakte Gegenteil zum schrillbunten Pop-Art-Image von Elton John und Kiki Dee ab. Die Sex Pistols sahen eher so aus, als würden sie auf der Yellow Brick Road pissen, als über sie zu flanieren.
    1977 war ein Jahr, das in Amerika von ein paar wenigen sehr populären und sich extrem gut verkaufenden Alben dominiert wurde. Blue Moves hielt sich noch gut in den Charts, insgesamt aber schafften es im ganzen Jahr nur sechs Alben auf Platz 1. Mit Wings Over America und Barry Manilow Live standen zwei Live-Alben jeweils eine Woche lang an der Spitze. Der Soundtrack für Barbra Streisands Film A Star is Born hielt sich sechs Wochen auf Platz 1, Linda Rondstadts Album Simple Dreams fünf Wochen lang. Die Gewinner des Jahres aber waren die Eagles mit Hotel California, das acht Wochen lang an der Spitze rangierte, und Fleetwood Mac mit ihrem Album Rumours, das einen neuen Rekord aufstellte und die Top-Position 31 Wochen lang für sich monopolisierte. Eltons einstige Vorherrschaft in den Höhen der Charts war unverkennbar vorbei, was aber weniger daran lag, dass er aus der Mode gekommen war, als vielmehr daran, dass die Musik, die er machte, sich veränderte hatte.
    Im Nachhinein war sich Elton bewusst, mit Blue Moves etliche Fehlentscheidungen getroffen zu haben. „Wir hatten auch schon vorher auf jedem Album was Neues ausprobiert, aber Blue Moves war besonders drastisch. Ich war mir bewusst, dass wir an der Spitze unserer Karriere angelangt waren und dass sich das jetzt abflachen würde. Und wir machten ein eindeutig unkommerzielles Album. Das war keine Absicht, aber es ist voller schöner Songs und die Band ist großartig. In meinen Augen ist Blue Moves ein sehr herbes Album. Wir waren müde, fühlten den Druck und brauchten eine Pause. In solchen Situationen entsteht Rauheit, und einige der Texte sind voller Verzweiflung. Ich liebe dieses Album.“ (8)
    Blue Moves hatte Elton völlig ausgelaugt, und ihm gingen die Ideen aus. Die Geschwindigkeit, in der er neue Musik produzieren musste, war höllisch. „Es nahm selbstzerstörerische Ausmaße an“, sagte Elton, „gute Aufnahmen einzuspielen, wenn du wegen der Tourneen jedes Mal nur etwa drei Wochen Zeit im Studio hast.“ (9)
    Während sich Elton die Zeit mit handtuchbeschürzten Fußballspielern vertrieb, koppelten seine Plattenfirmen eifrig Singles aus Blue Moves aus. In den USA und Großbritannien kletterte „Bite Your Lip (Get Up And Dance)“ jeweils auf Platz 28, die nur in Großbritannien veröffentlichte Single „Crazy Water“ schaffte es auf Platz 27.
    Derweil beharrte der mit Elton in juristische Rangeleien verwickelte Dick James darauf, dass der Sänger ihm noch ein weiteres Album schulde, eine Forderung, der das Album Elton John’s Greatest Hits Volume II seine Existenz verdankt. Die von DJM im Oktober in Großbritannien und von MCA im November in den USA herausgebrachte Platte spiegelte mit den Bestplatzierungen 21 in den USA und 6 in Großbritannien Eltons nachlassende Popularität wider. Sein Abonnement auf den Spitzenplatz der Albumcharts war definitiv abgelaufen.
    Eine andere Sache, die Elton zu der Zeit umtrieb, war sein Haar, besser gesagt sein Mangel daran. Er war im März 1977 30 Jahre alt geworden, hatte aber oben auf dem Kopf praktisch keine Haare mehr. Auf der Innenseite von Blue Moves prangt ein Porträtfoto in Pin-up-Größe von Elton mit einer unsäglichen Überkämmer-Frisur. Die Technik der Haartransplantation beschränkte sich zu der Zeit gemeinhin noch auf die „Puppenhaar“-Variante, bei der kreisrunde Haarstreifen auf die kahlen Stellen verpflanzt wurden, um

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