Elton John - Bego, M: Elton John
einen jugendlichen Haarwuchs nachzubilden. Elton war fest entschlossen, den Kampf um sein Haar aufzunehmen, egal was ihn das kosten würde – was sich aber als ein überaus schmerzhafter, kostspieliger und letztlich aussichtsloser Kampf entpuppen sollte.
Er fühlte sich „ausgebrannt“, in kreativer wie in persönlicher Hinsicht. „Ich hatte in sechs Jahren siebzehn Alben mit separaten Singles und Konzerttouren gemacht“, erklärte er im Rückblick auf diese Zeit. „Eine ziemlich eindrucksvolle Leistung, und wir hätten das nicht hinbekommen, wenn es uns nicht gefallen hätte. Aber am Ende, ’76, war alles irgendwie zu groß geworden. Außerdem wusste ich, dass ich einen Höhepunkt erreicht hatte, und ich wollte aussteigen, solange ich noch oben war.“ (10)
Auch die Tatsache, dass er so gut wie keine Zeit für sich privat hatte, zehrte an ihm. „Das ist mit ein Grund, warum ich aussteige, also für eine Weile keine Konzerte mehr gebe. Es ödet mich so an. Vor zwei Jahren musste ich drei oder vier Fans vor dem Hotel begrüßen und konnte dann in Ruhe die Lexington Avenue hinunter marschieren. Heute geht das nicht mehr. Ich werde damit nicht mehr fertig. Ich will nicht enden wie Elvis.“ (11)
Am 16. August 1977 starb der King im Alter von 42 Jahren. Sein Tod verstärkte nur noch Eltons tief sitzende Angst, er könnte ein ähnliches Ende finden, sollte ihm die Kontrolle über sein Leben noch weiter entgleiten.
Als Elton am 3. November 1977 bei dem Benefizkonzert im Empire Pool von Wembley auftrat, glaubten viele, dies sei seine triumphale Rückkehr auf die Konzertbühne. Der Abend geriet zu einem echten Ereignis, Elton holte sogar zwei namhafte Gaststars auf die Bühne: Kiki Dee für das Duett von „Don’t Go Breaking My Heart“ und Stevie Wonder für eine gemeinsame Interpretation von „Bite Your Lip (Get Up And Dance)“. Trotzdem war Elton, wie sich Ray Cooper erinnerte, in selten schlechter Stimmung. Nichts schien ihn an diesem Abend aufheitern zu können.
Irgendwann stand er auf und wandte sich ans Publikum. „Ich möchte Ihnen etwas mitteilen, etwas, das in Worte zu fassen mir sehr schwer fällt“, verkündete er. „Ich bin schon eine ganze Weile nicht mehr auf Tour gewesen, und ich habe mich schwer getan mit der Entscheidung, ob ich wieder auf Tour gehen soll oder nicht. Ich habe diesen Abend heute sehr genossen, vielen Dank. Aber ich habe mich entschieden, dass das hier meine letzte Show war, okay? Es gibt viel mehr im Leben, als auf Tournee zu gehen. Und jetzt noch ein letzter Song.“ (12)
„Das kam aus völlig heiterem Himmel“, erinnerte sich Cooper. „John Reid sprang auf und rief: ,Stoppt ihn! Holt ihn runter!‘“ (13)
„Ich hatte zu früh versucht, zurückzukommen“, erklärte Elton später. „Dieser Gig in Wembley, bei dem ich meinen Rückzug ins Privatleben ankündigte, war ein Benefizkonzert, zu dem ich mich hatte überreden lassen. Und plötzlich sah ich die ganze Maschinerie, die ganzen Gründe, warum ich aufhören wollte, und trotzdem machte ich es. Ich kam mir vor wie jemand aus Las Vegas.“ (14)
Frei von seiner alten Band, frei von seinem Vertrag mit Dick James, frei von seinem bisherigen Produzenten und frei von seinem bisherigen Songwriting-Partner, fing Elton an, mit ein paar neuen musikalischen Optionen zu experimentieren. Er hatte sich von praktisch allen aus seiner musikalischen Vergangenheit getrennt und einen Schlussstrich gezogen, und er hatte Lust, neue Dinge auszuprobieren. Er wollte mit neuen Leuten arbeiten und sich in neuen Stilrichtungen versuchen. Er war jetzt in der Tat ein „Single Man“.
Eltons erster musikalischer Ausflug in neue Gefilde hatte etwas mit einem von ihm schon lange gehegten Traum zu tun. Seit jeher hatte er für den Philadelphia Soul, den Phillysound von Gruppen wie den Spinners, den Three Degrees, Harold Melvin & The Blue Notes, Teddy Pendergrass und den Stylistics geschwärmt. Sie alle gehörten einer Motown-artigen Gruppe von Künstlern an, die hauptsächlich von Thom Bell oder dem Duo Kenny Gamble und Leon Huff für das Label Philadelphia International Records produziert wurden.
Im November 1977 flog Elton nach Seattle, wo er in den Kay Smith Studios sechs Tracks einspielte, die er mehrere Monate unter Verschluss hielt. Produziert wurden diese Elton John-Sessions von Thom Bell, der zuvor Hits für Dionne Warwick, Johnny Mathis, Denice Williams, Billy Paul und die Spinners produziert hatte. Für Elton war es das erste Mal
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