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Elton John - Bego, M: Elton John

Elton John - Bego, M: Elton John

Titel: Elton John - Bego, M: Elton John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bego
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befindlichen – „Big Dipper“, einem „großen Löffel“ also, ins Auge sticht. Wie sich zeigt, hat auch der Matrose ein Auge auf den „Big Dipper“ des von Elton besungenen Freundes geworfen. Das Stück ist ein ziemlich unverhohlener Song über umherstreifende Homosexuelle auf der Suche nach schnellem Sex, die nach erfolgter Kontaktaufnahme in den örtlichen Vergnügungspark gehen und in einem der Fahrgeschäfte Oralsex haben.
    „,Big Dipper‘ war ein Joke“, erklärte Osborne, „aber definitiv auch ein Schwulensong. Elton trifft darin einen jungen Burschen, geht mit ihm auf die Achterbahn und bekommt einen geblasen. Wir mussten das ein bisschen verschleiern, erstens war es 1978 und zweitens wollten wir, dass das Fußballteam von Watford darauf mitsingt, und deshalb durfte der Text nicht übermäßig schwülstig sein. Ich wollte ein wenig von Eltons schelmischem Sinn für Humor in seine Songs bringen. Elton hatte gesagt, es sei an der Zeit, dass er einen schwulen Song aufnehme, und deshalb haben wir das gemacht. Graham Taylor, das ganze Team und alle, die sonst noch im Studio waren, haben auf dem Track mitgesungen.“ (17)
    Der – neben „Song For Guy“ – einzige große Hit auf A Single Man war „Part Time Love“, ein Song über den Gelegenheitssex der Siebziger. Die Singleauskopplung schaffte es auf Platz 22 der US- und Platz 12 der britischen Charts. Mit Platz 4 in England noch erfolgreicher war die Singleauskopplung des langsamen, fast schon klassisch klingenden Instrumentalstücks „Song For Guy“.
    „Song For Guy“ hatte eine ganz eigene Entstehungsgeschichte. Guy Burchett war Bürobote bei Rocket Records, als Elton an den Tracks für A Single Man arbeitete. Als Guy bei einem Motorradunfall auf regennasser Fahrbahn ums Leben kam, herrschte im Aufnahmestudio den ganzen Tag über sehr gedrückte Stimmung. Elton, der in jener Woche gerade an einem sanften Klavierstück arbeitete, beschloss spontan, es als Instrumental aufzunehmen und Guy Burchett zu widmen. Obwohl das Stück sowohl auf dem Album als auch in der Singleversion ein Instrumental ist, kann man an einer Stelle des Tracks Elton das Mantra „Live isn’t everything“ und „Everything isn’t live“ murmeln hören.
    In den Liner Notes der Single „Song For Guy“ schrieb Elton: „An dem Sonntag, an dem ich diesen Song komponierte, stellte ich mir vor, wie ich aus mir heraustrat und auf meinen unter mir liegenden Körper hinabblickte. Ich stellte mir vor, wie ich starb. Wie besessen von diesen Gedanken verfasste ich dieses Lied über den Tod. Am nächsten Tag erfuhr ich, dass unser 17-jähriger Botenjunge Guy an eben diesem Sonntag mit seinem Motorrad tödlich verunglückt war. Guy starb an dem Tag, an dem dieser Song entstand.“ (18)
    Ohne einen Gus Dudgeon in der Nähe, mit dem er seine Ideen hätte ausdiskutieren können, war Elton sich unschlüssig, welche Stücke er für A Single Man auswählen und welche er für später aufheben sollte. Also lud er ein paar Leute ins Studio ein, spielte ihnen alle achtzehn zur Auswahl stehenden Stücke vor und ließ sie auf bereitgestellten Notizblöcken schriftlich abstimmen. Elton hatte bei den für das Album aufgenommenen Songs so viele unterschiedliche Dinge ausprobiert, dass es unmöglich war, ein alle verbindendes Thema zu finden. So geriet das Album eher zu einem aus Einzelteilen zusammengesetzten Flickenteppich als zu einem aus einem Guss gefertigten Ganzen.
    Anders als sonst hatte Elton dieses Mal auch auf ein Staraufgebot verzichtet und stattdessen auf Davey Johnstone und Ray Cooper aus seinen früheren Bands sowie auf Studiomusiker gesetzt. Gewidmet war das Album Eltons neuem Fußballkumpel Graham Taylor.
    Auf dem Cover von A Single Man steht Elton in der Auffahrt zu Windsor Castle, herausgeputzt wie eine 1970er-Hommage an Oscar Wilde auf dem Weg, so darf man vermuten, zu einer abendlichen Opernaufführung, wobei das Outfit – schwarzer Zylinder, ein schwarzer, über die Knie hinabreichender Mantel und kniehohe Absatzstiefel – auch zu einer Beerdigung passen würde.
    A Single Man ist zweifelsohne Elton Johns am meisten missverstandenes Album. Musikalisch gesehen handelt es sich um eine höchst interessante Kollektion von Songs, die ein genaues Zuhören verlangen. Doch das „Elton geht zu einer Beerdigung“-Cover und die Tatsache, dass sich auf ihm kein einziger todsicherer Rock’n’Roll-Hit befand, verbauten dem Album von Anfang an den Weg nach ganz oben.
    In der Kritik

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