Elvira, Rubina und Sabine
zuerst ihren Arm unter die Decke und dann die Hand an die undichte Stelle zwischen ihren Beinen. Frau Elstermeiers Kopf mit dem offenen Haar ruhte friedlich an Elviras Schulter.
Warum werden Sie nicht wach? Ach, wenn Sie doch bloß wieder wach würden! Wenn Sie es noch einmal täten!, dachte Elvira. Es müssen ja nicht wieder fünf Stunden sein!, dachte sie, ich bin ja so bescheiden, ein halbes Stündchen würde mir schon genügen.
Vorsichtig, um Frau Elstermeier ja nicht aufzuwecken, machte Elvira es sich selbst. Frau Elstermeier drehte sich wohlig grunzend im Schlaf, als Elvira still und heimlich schon wieder kam. Ihre Möse fühlte sich tatsächlich ein bisschen wund an.
Und es musste irgendetwas anderes sein, womit Frau Elstermeier kochte, irgendetwas anderes als Wasser.
Im Gingkowald
1
Rubina wachte auf und blickte auf das Poster des Tyrannosaurus Rex, mit blutigem Maul, das über ihrem Bett hing. Immer, wenn sie das Poster ansah, musste sie unwillkürlich die Macht und die Kraft des grausamsten Raubtiers aller Zeiten bewundern.
Noch vor dem Aufstehen zählte sie im warmen Bett vierzehn Stellen an ihrem Körper, vierzehn höchst unterschiedliche Stellen, die es bitter nötig hatten.
Nachdem sie die Stellen rasch befühlt hatte, fügte sie kurze Zeit später im Badezimmer der Liste drei weitere Stellen hinzu. Für mindestens fünf von ihnen wusste sie keine Worte. Aber wozu sie benennen – nötig hatten sie es!
Bei der zweiten Tasse Kaffee, schon wieder war er so eklig am Tassenrand herabgelaufen, versuchte Rubina, ihren nächtlichen Traum zu rekonstruieren, von dem sie nur noch in Erinnerung hatte, dass er heftig und nicht unschön gewesen sein musste, so, wie es sich alle Frauen wünschen. Dann versuchte sie, im Kopf die nunmehr siebzehn entdeckten Körperstellen in eine logische, hierarchische Ordnung zu fügen. anhand ihrer geografischen Lage, der Größe. Hautbeschaffenheit und der Berührungsempfindlichkeit in react/sec.
Schließlich aber entließ sie sich lieber wieder in ihren täglichen, sentimentalen Jungmädlchentraum, Variante Nummer 2,und träumte vor sich hin: Rubina lernt eine aufregende, sinnliche und auch kluge Person kennen. Und diese Person kommt einfach nicht mehr von ihr los. Weil Rubina so gebildet und so zärtlich ist.
Der Donnerstag schien also eher einer der Tage zu werden, an denen sentimentale Vorstellungen von wundersamen Begegnungen mit ungeahnt zärtlichen Fremden ihren Geist beherrschen würden.
Sie hatte frei und beschloss, heute ins Sauriermuseum zu gehen, denn das war fern von der Welt, noch ferner als der Zoo mit seinem Terrarium, in dem schläfrige Kleinechsen aufs Essen warteten.
Ganz zart berührte sie ihren Hals, legte sich kurzentschlossen aufs Bett und fuhr mit der Hand nach schnellem Erfolg heischend zwischen ihre Beine.
Dort war es schon nass, ohne dass sie großartig etwas hätte dazutun müssen. Das Sauriermuseum war mit lebendigem Gewächs und summenden Insekten ausgestattet. Rubina las gern bunt illustrierte Bücher über Dinosaurier. Die restaurierten Gebeine eines friedfertigen Diplodocus oder eines Brachiosaurus würden sie auch heute wieder in eine fremde, unheimliche Welt entführen.
Gleich würde sie aufbrechen, um ins Sauriermuseum zu gehen.
Gleich. Gleich.
Aber zuerst musste sie das hier noch zu Ende bringen.
2
Das Museum war an diesem Vormittag mitten in der Woche ausgestorben und leer.
Während sie das Eintrittsgeld zahlte und ihre Karte erhielt, bemerkte Rubina eine große, dunkelhaarige Frau, die hinter dem Eingang stand, einige Meter von ihr entfernt, die einfach nur dastand und Rubina anblickte.
Sie trug ein schwarzes, enges Kostüm, das den Eindruck von Reife und Strenge und auch den leichter Verwegenheit erweckte, worüber Rubina erschrak, und stand unter der Wandtafel, die alle Erdzeitalter und insbesondere die der Saurier veranschaulichte. Sie hatte eine Hand in die Taille gestützt und sah Rubina an. Lange. Unverblümt. Ernst, wie Rubina empfand.
Die Frau versperrte die Sicht auf die Tafel. Rubina würde jetzt unweigerlich in ihre Richtung und auf sie zugehen müssen, um mit ihrer Museumsbesichtigung zu beginnen; dann jedoch, kurz bevor Rubina sie erreicht hatte – sie ging sehr langsam, so als würde etwas, das eigentlich gar nicht da war, sie ängstigen und lähmen, sie überlegte schon hektisch, oh sie gleich an ihr vorbei- oder sie
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