Elwin - Goldrausch (German Edition)
Leise fluchend wickelte er sein Taschentuch um die blutenden Finger. Sina sprang auf und hob eine Pfote als Zeichen zum Weitergehen.
Elwin rannte zu seinem Freund, sah entsetzt, dass dessen linke Hand blutete und im Gesicht Haut abgeschürft war. Die Jacke war am linken Arm eingerissen, Dornen hingen an seiner Hose.
»Du siehst ja schlimm aus!«, stieß Elwin hervor.
»Bin in die Dornen gefallen«, knurrte Groohi und blickte argwöhnisch auf den See. Die Krieger hatten mit ihrem Floß das Ufer erreicht, sprangen an Land und marschierten sogleich mit ihren Bögen und Dolchen los.
»Beeilt euch!«, rief Sina. Sie war schon weit vorausgelaufen. »Schnell! Reden könnt ihr später.«
Der Weg führte durch dichtes Unterholz, enge, verschlungene Pfade, die die Haromos bestens zu kennen schienen. Leicht gebeugt, konnten sie sogar laufen. Bestimmt durchstreiften sie die Wälder auf ihren Rundgängen täglich.
Auch Elwin machten diese engen Pfade nur wenig aus. Geduckt wie Sina lief er hinterher. Groohi hingegen war der Größte. Achtsam ging er an Hecken vorbei, zog den Kopf ein, dennoch griffen immer wieder Äste und Dornenbüsche nach ihm. Der Wald wollte ihn nicht in Ruhe lassen.
Endlich erreichten sie breitere Wege. Die fünf sprachen nur die nötigsten Worte miteinander. Sina verständigte sich meist über Zeichen mit ihren Kameraden. Sie wies Richtungen mit dem Kopf, hob oder senkte die Pfoten, mal eine, mal beide, so wie jetzt. Als Antwort trennten sich Batto und Genor, verschwanden im Wald, um bald darauf zurückzukehren. Die beiden liefen niemals einen geraden, direkten Weg. Wie Hasen änderten sie urplötzlich die Laufrichtung, ohne auch nur ein wenig langsamer zu werden. Elwin beneidete sie um ihr Geschick. Sina ging direkt vor ihm.
»Wohin führst du uns?«, fragte er. Sie antwortete mit einem kurzen harten Zischlaut und legte eine Pfote auf den Mund. Streng schaute sie zu Groohi. Unmut stand in ihren Augen. Die Haromos bewegten sich beinahe lautlos, Groohi jedoch nicht. Kleine Zweige brachen fortwährend unter seinen Füßen, Laub raschelte. Sina schüttelte verärgert den Kopf und ermahnte ihn, leise zu sein. Groohi tat sein Bestes. Er war nicht nur der größte der Gruppe, sondern auch der schwerste. Der Waldboden knackte und knirschte unter seinen Stiefeln, das konnte er einfach nicht verhindern.
Auch ihre Verfolger waren alles andere als leise. Ihre Schritte und vor allem ihre Rufe und Befehle waren weit zu hören. Ein Vorteil für die Haromos. So wussten sie, wo ihre Feinde waren und was sie taten. Die Starks suchten noch immer nach ihnen, waren aber weit zurückgefallen. Der Abstand wuchs von Minute zu Minute. Den schmalen gewundenen Pfad konnten sie mit ihren langen Bögen nicht durcheilen. Diesmal hielten die Dornen und das Dickicht die Richtigen fest.
Batto und Genor kehrten gerade außer Atem von einer Erkundung zurück und flüsterten mit Sina.
»Mir nach«, befahl sie leise und eilte mit ihren Begleitern voran.
»Blutet deine Hand noch immer?«, fragte Elwin.
»Mach dir keine Sorgen«, antwortete Groohi. »Es sieht schlimmer aus, als es ist. Laufen wir ihnen nach, wir dürfen sie nicht verlieren.«
Die Freunde folgten den Haromos. Groohi schimpfte leise über die Orlanden und schwor ständig Rache. An einer Buche blieb Sina stehen.
»Wir sind da«, sagte sie und deutete mit dem Kopf auf ein Dickicht direkt neben ihr am Waldrand.
»Wir sind wo?«, erwiderte Groohi und blickte sich fragend um.
»An einer unserer Stationen«, erklärte Sina kühl und hob einen Ast an. Mitten im Dickicht, von einer Brombeerhecke umwachsen und von deren Dornen geschützt, stand eine kleine schwarze Hütte.
»Unser Dorf ist weiter unten im Tal. Die Banditen kennen diese Station nicht. Eine andere haben sie gestern entdeckt und niedergebrannt«, bemerkte Sina.
»Wir wären zu den Hütten eures Dorfes gegangen«, erwiderte Elwin.
»Dann hätten euch die Starks direkt geschnappt«, antwortete sie. »Was glaubst du, warum wir in einem großen Bogen durch den Wald gelaufen sind.«
Wie gut, dass wir Sina und ihre Freunde getroffen haben, dachte Elwin und fragte: »Wozu benötigt ihr diese Stationen?«
»Das sind Treffpunkte für unsere Läufer. Sie ruhen sich hier aus, essen und trinken oder tauschen ihre Beobachtungen aus.«
»Läufer sind also Kundschafter!«
»Ja. Meistens jedenfalls. Sie können aber auch Boten sein, die schnell etwas überbringen oder abholen.«
Batto hob ein paar Dornenzweige zur
Weitere Kostenlose Bücher