Elwin - Goldrausch (German Edition)
Seite und legte so einen schmalen Weg zum Eingang frei, der vorher überhaupt nicht zu erkennen war. Er ging zur Tür, öffnete sie sachte und sah hinein. Die Station war verlassen. Er gab Zeichen, die anderen folgten ihm und traten ein. Batto und Genor besprachen sich leise mit Sina und verließen die Station. Lautlos schloss Sina die Tür von innen.
»Meine Freunde passen auf«, antwortete sie auf Groohis fragenden Blick.
Elwin blickte sich um. Der Boden der Hütte war aus Holz gezimmert. Ein sorgfältig gebautes Bettgestell stand an der rechten Wand. Die Liegefläche war mit Seilen geflochten. Die Matratze aus Stroh wurde entfernt, Reste lagen auf dem Boden. Vor dem Bett stand ein Tisch aus Holz mit vier Stühlen. Darüber hing an einem Seil eine vertrocknete Brennnessel von der Decke. Geschirr aus Ton und ein paar einfache Messer lagen auf einem kleinen Tisch in der Ecke. Eine kurze steile Leiter führte zu einem Zwischenboden.
Groohi zog einen Stuhl heran, betrachtete ihn abwägend, schüttelte den Kopf, stellte ihn zurück und setzte sich schließlich auf den Boden. Sina hatte ihn beobachtet. Er bemerkte ihren Blick.
»Was ist?«, grollte er. »Warum siehst du mich so an? Wenn ich mich darauf gesetzt hätte, wäre er unter mir zerbrochen. Wie kann man nur so einen Stuhl bauen? Leute wie mich kennt man hier wohl nicht.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Es stimmt, einem wie dir bin ich noch nie begegnet«, meinte sie trocken.
»Und auch einem wie deinem Freund noch nicht.« Interessiert betrachtete sie Elwin von Kopf bis Fuß. »Weder ihm noch einem anderen seiner Art. Aus welcher Familie stammst du?«
»Kuscheltiermacher!«, antwortete Groohi schmunzelnd an Elwins Stelle.
Sina verstand keinen Spaß.
»Ich weiß nicht, was für seltsame Käuze ihr seid. Was ich weiß, ist, dass ihr unser Dorf überflogen und meine Leute mit diesen schrecklichen Raubvögeln in Angst und Panik versetzt habt. Und damit nicht genug. Ihr habt uns auch noch die Bande der Orlanden und deren Krieger auf den Hals gehetzt.«
»Blödsinn«, brummte Groohi und betrachtete seine Wunde. »Meine Jacke ist zerrissen, meine Hand ist verletzt, und jetzt beschimpfst du uns auch noch. Das haben wir nun von unserer Hilfe.«
Sina zeigte sich unbeeindruckt. »Du sprichst von Hilfe? Haha!« Sie hob die Stimme: »Wir haben gerade euer Leben gerettet. Schon vergessen? Eure Dummheit hat unser Volk gefährdet. Diese Kerle wissen, dass wir euch geholfen haben. Sie werden überall nach euch suchen und uns jetzt erst recht jagen. Wir haben Familien mit Kindern und leben in großer Gefahr. Unsere Vorräte sind zuneige gegangen. Wie sollen wir auf den Wiesen nach Essen suchen, wenn die Starks mit Bögen und Messern schon auf uns warten? Wir müssen jetzt schon weite Wege zurücklegen, um ihnen aus dem Weg zu gehen.« Sie atmete schnell vor Aufregung, ihre Nasenspitze zuckte. Sie machte eine kurze Pause und wechselte dann das Thema.
»Königin Mala hat euch also geschickt. Worüber macht sie sich denn Sorgen?« Mit verschränkten Armen sah sie zu Elwin, der gerade seine nasse Schofahn-Jacke auszog. Der bemerkte ihren Blick und sagte: »Jemand aus diesem Ort schickte ihr eine merkwürdige Nachricht. Sie war in Sorge um die Haromos und bat uns nachzusehen, was hier vorgefallen ist.«
»Und das haben wir nun davon«, brummte Groohi und bemühte sich mit dem rechten Arm, seinen Kopf trocken zu reiben.
Sina starrte ihn an, ihr kleines graues Gesicht war hart und unnachgiebig.
»Niemals würde sie zwei Kerle wie euch auf fliegenden Ungeheuern schicken. Sie weiß, wie sehr wir uns vor diesen Vögeln fürchten. Warum kam sie nicht selbst? Na, was ist?«
Groohi lachte.
»Sieh her, unsere tapfere Kämpferin weiß auch nicht alles.« Bedeutsam schüttelte er den Kopf. »Meine Liebe, du solltest mal bei deinen Leuten nachhaken. Palbur kann bestimmt dein Wissen über die Feenkönigin auffrischen. Dann wüsstest du, dass sie niemals ohne Einladung kommt und vorher immer ihre Kundschafter schickt.«
Verdutzt sah sie ihn an. »Palbur? Wer hat dir von ihm erzählt?«
Groohi stand auf und genoss ihre Unsicherheit.
»Königin Mala sagte, er sei ein Anführer in eurem Stamm. Ich kenne ihn nicht. Eigentlich darf nur er eine Nachricht direkt an die Königin schicken. Es scheint, als habe ein anderer ohne sein Wissen gehandelt, jemand, der schlau genug ist und weiß, was zu tun ist.« Er machte eine Pause und sah Sina an. »Und ich glaube auch zu wissen, wer es war«,
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