Elwin - Goldrausch (German Edition)
die tiefen Äste der Sträucher und Bäume an und schaute darunter. »Ich hoffe, du hast recht«, murmelte sie, »aber ich glaube es nicht. Er hätte mir etwas gesagt. Außerdem ist er am Bein verletzt.«
Sie kniete sich hin, kroch unter einen Strauch, der an die Wurzeln der Eiche grenzte, und kam mit der Fackel in der Pfote wieder heraus.
»Ich kenne Batto. Er hat ganz bestimmt die Fackel noch rasch versteckt, damit niemand sie mitnimmt und unseren Plan gefährdet. Es muss etwas Schreckliches vorgefallen sein.«
Sina reichte ihm die Fackel, kniete sich hin und suchte erneut den Boden um die Eiche ab.
»Hier stand jemand mit großen Stiefeln«, berichtete sie. »Er war so groß wie dein Freund, aber nicht so schwer.«
»Du meinst, ein Stark hat Batto entdeckt?«, fragte Elwin.
»Ja«, antwortete sie angstvoll. »Vielleicht hat er Batto mitgenommen, vielleicht ist Batto auch vor ihm geflüchtet. Ich weiß es nicht.«
Sina stand auf und beschloss: »Wir warten hier. Wenn er nicht bis zum Einbruch der Dunkelheit zurückkehrt, gehen wir weiter zum Lager der Starks, entzünden die Fackel und geben sie Catobi.«
Damit war Elwin nun gar nicht einverstanden und erwiderte: »Lass uns nach Batto suchen. Wir können nicht hier sitzen und nur warten. Vielleicht ist ihm etwas zugestoßen.«
Sina widersprach ihm entschieden: »Wir machen es so, wie ich gesagt habe. Batto kennt unsere Regeln, er weiß, die Gemeinschaft geht vor. Haben wir alles getan, um unser Dorf zu befreien, suchen wir nach ihm.«
Elwin sah Sina schweigend an. Er wusste, in ihrem Kopf rauschten die Gedanken um Batto wie in einem Sturm. Ihr Freund konnte nicht weit weg sein und sie würde alles tun, um ihn sofort zu befreien.
Feuer der Nacht
Mehrere Stunden waren vergangen, schon brach die Dämmerung herein. Elwin war pitschnass und fror. Sina saß unter der Eiche, das Gesicht tief in den Pfoten vergraben.
Sina und er hatten noch einmal die nächste Umgebung abgesucht, aber Batto blieb spurlos verschwunden. Als wären die vergangenen Tage nicht beschwerlich genug gewesen, trieb jetzt ein unheimlicher Spion sein Unwesen. Hatten doch Groohi und Batto von ihrem Gefühl berichtet, beobachtet zu werden. Naplus würde den Schattenmann niemals so gut bezahlen, wäre er nicht sein Geld wert. Der Schattenmann hatte wahrscheinlich Batto entführt und war damit ihre größte Gefahr.
An eine Rückkehr zu den Hütten war auch nicht zu denken. Dabei hatte Elwin doch gehofft, im Trockenen zwei Hölzchen aneinander zu reiben, Feuer zu entfachen und die Fackel zu entzünden. Dann hätten sie Catobi mit dem Floß gerufen, um das Licht auf seine zerstörerische Reise zu schicken. Wie er nun erkannte, war diese Vorstellung entschieden zu einfach.
»Lass uns zum Lager der Starks gehen«, sagte Elwin schließlich in die Dämmerung hinein.
Sina schwieg.
»Hör zu. Wir schleichen uns an, vielleicht sehen wir Batto. Der Schattenmann hat ihn bestimmt ins Lager mitgenommen, um von Naplus die Belohnung zu erhalten. Was denkst du?«
Sina atmete kräftig durch und blickte auf.
»Ich dachte, der Schattenmann ist eine Erfindung, eine Kindergeschichte. Nun hat er wahrscheinlich Batto entführt. Mich erschreckt die Vorstellung, dass der Schatten uns gefolgt ist, unsichtbar und lautlos.« Sie hob den Kopf und blickte in die Baumkronen, von denen der Regen tropfte.
»Batto und ich spielten bereits als Kinder zusammen. Wir müssen uns nur ansehen und wissen, was der andere denkt. Wir erlebten viele Gefahren und sind immer zusammen in unser Dorf zurückgekehrt. Ich weiß nicht, ob wir noch eine Chance gegen Naplus haben. Aber ich weiß, ich werde Batto niemals im Stich lassen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
Sina stand auf, schloss Elwin in die Arme und sagte: »Wir führen unseren Plan zu Ende. Noch können wir uns wehren. Ich fürchte mich nicht vor dem Schattenmann. Er macht auch Fehler.« Sie drückte Elwin noch mal fest und beschloss dann mutig: »Ich gehe vor!«
Das Geräusch des Regens mischte sich mit dem Rauschen des Windes, die Bäume schwankten und knarrten beharrlich. Es war der Klang des Waldes, stetig und beruhigend. Elwin lauschte umsichtiger als je zuvor. Sina dachte an Batto und machte sich Vorwürfe, auch wenn sie es nicht sagte.
Unterwegs sahen sie ein kleines Lagerfeuer, das die Starks am Wegrand entzündet hatten. Drei Männer standen mit dem Gesicht zur wärmenden Glut und sprachen mit gedämpfter Stimme. Aus Ästen hatten sie ein notdürftiges
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