Elwin - Goldrausch (German Edition)
nach. Es tat gut, wieder die Beine zu bewegen, um die schreckliche Kälte aus dem Körper zu jagen.
Elwin und Sina liefen zum See, Batto blieb mit der Fackel an der Eiche sitzen. Elwin suchte sich einen Ast und schlug damit dreimal ins Wasser. Kaum war der dritte Hieb vollbracht, stieg Catobi aus den Fluten empor.
»Ich habe mir Sorgen gemacht«, tadelte er, »es ist spät. Habt ihr die Fackel?«
Elwin berichtete ihm von ihrem gelungenen Diebstahl.
»Einen Augenblick, bin sofort zurück«, knurrte Catobi und tauchte ab. Wenige Minuten später trieb ein kurzer Baumstamm auf sie zu. »Ich habe alles vorbereitet. Hier, nehmt den, ich bringe euch den Rest.«
Elwin zog das Holz aus dem Wasser und legte es ins Gras. Bald hatte Catobi sechs weitere Stämme ungefähr gleicher Länge herangebracht. Das Holz war so stark wie Elwins Arme, und damit genau richtig, die Fackel zu tragen.
Sie legten fünf Stämme nebeneinander. Der mittlere zeigte mit einem kurzen Ast nach oben, dort sollte später die Fackel befestigt werden. Zu beiden Seiten hielten Sina und Catobi die Stämme. Elwin legte zwei weitere Hölzer quer darüber und band alles mit Seilen fest.
»Das wird nicht halten«, bemerkte Catobi mit einem kritischen Blick.
»Mehr Seile haben wir nicht«, entgegnete Elwin. »Wo hast du sie her?«
»Vom Floß der Orlanden, oben an den Hütten«, antwortete Catobi. »Wartet, ich besorge noch mehr«, sagte er und entschwand im See.
Elwin und Sina zogen die Seile noch einmal nach, standen auf und schlugen heftig mit den Armen um ihre Oberkörper. Die Kälte wollte nicht aus ihren Gliedern weichen. Schließlich kehrte Catobi mit weiteren Seilen zurück.
»Hier, nehmt die«, sagte er. »Ich habe Neuigkeiten, meine Freunde.«
Hastig nahm Elwin die Beute entgegen und vertäute erst einmal mit Sina das kleine Floß. Dann blickte er zu Catobi hinüber.
»Na, erzähl schon. Was gibt es Neues?«, drängte er.
»Die Orlanden sind in eure Hütten gezogen«, begann Catobi und sah Sina an.
»Wissen wir«, brummte sie und half Elwin, ein weiteres Seil festzuziehen.
»Zwei Banditen stehen draußen und halten Wache. Ihr solltet heute Nacht nicht dorthin zurückkehren.«
»Ist das alles? Dafür hast du so lange gebraucht?«, zischte Sina.
»Willst du nun hören, was ich erfahren habe, oder nicht?«, murrte Catobi.
Da sie schwieg, erzählte er: »Die Männer sprachen von einem Spion, sie nannten ihn den Schattenmann. Sie sagten, Naplus ließ ihn von weit herkommen und würde ihm für seine Dienste fünf Naplonen zahlen.«
Sina lachte und sagte: »Schattenmann? Die Kerle sprachen von einem Schattenmann?«
»Wer ist das?«, fragte Elwin. »Kennst du ihn?«
»Kinderkram, Märchen. Jedem unartigen Kind erzählt man die Geschichte vom Schattenmann. Ein geheimnisvolles Wesen, nur ein Schatten. Es schleicht sich an, verschmilzt mit den Schatten des Tages oder der Dunkelheit der Nacht, dann packt es das böse Kind, bestraft es oder nimmt es mit. Ganz besonders liebt der Schattenmann die Nacht. Man sagt, sein Schatten ist die Schwärze der Dunkelheit.«
Sie sah Catobi spöttisch an.
»Die haben dich bemerkt und erzählten ein Märchen. Wahrscheinlich sitzen sie im Warmen und lachen sich schief über deine Dummheit.«
»Nein, du hättest ihre Stimmen hören müssen. Einer sagte, er fühle sich nicht wohl bei diesem Gedanken. Niemand solle den Schattenmann rufen, auch nicht der Lord. Der andere schimpfte über das viele Geld, das Naplus ihm zahle und wofür sie schuften müssten.
Jedenfalls wollten die Kerle dem Schattenmann nicht begegnen und sagten, er müsse sich irgendwo hier im Wald aufhalten. Sie trösteten sich mit dem Gedanken, dass sie heute nicht mehr hinausmüssen.«
Sina schüttelte den Kopf und brummte: »Das ist Quatsch!«
»Lasst uns das Floß ins Wasser schieben«, schlug Elwin vor, ohne auf Catobis Geschichte einzugehen.
Zu dritt packten sie an und schoben das Floß in den See. Catobi übernahm das schwimmende Gefährt.
»Ich bleibe in eurer Nähe«, erklärte er noch. »Ruft mich, sobald die Fackel brennt.«
Als sie zur Eiche zurückkehrten, fanden Sina und Elwin ihr Versteck unter den Wurzeln verlassen vor.
»Wo ist Batto?«, fragte Sina erschrocken. »Kannst du ihn sehen?«
Die beiden schauten sich um, riefen leise seinen Namen, aber Batto antwortete nicht.
»Er wird wieder irgendwo im Wald unterwegs sein«, beruhigte Elwin. »Du weißt doch, wie er ist. Er kann nicht eine Minute ruhig sitzen.«
Sina hob
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