Elwin - Goldrausch (German Edition)
dem Wald heraus und schritt langsam auf Elwin zu. Der Schatten glitt lautlos über die Erde, legte sich über Steine und Holz. Sein schwarzer Mantel war wie die Nacht selbst, ein Teil der Dunkelheit. Nur die schmutzigen Spitzen seiner schwarzen Stiefel verrieten ihn.
Elwin hatte weder den Schattenmann noch Naplus bemerkt und stand mit dem Gesicht zum Feuer. Er griff die nasse Fackel, streifte mit den Pfoten das Wasser ab und hielt sie in die Glut des Feuers. Die Fackel zischte und begann zu glimmen.
»Elwin! Vorsicht! Rechts neben dir! Der Schattenmann!«, schrie Sina, die alles beobachtet hatte.
Mit beiden Pfoten umfasste Elwin die Fackel, deren Ende endlich rotgelb brannte. Blitzschnell drehte er sich um und schlug mit dem Feuer durch die Luft. Der Schattenmann lachte kalt. Elwin sah den schwarzen Umhang, schlug noch einmal, doch sein Gegner wich zurück. Die Wachleute spurteten zum Feuer und zogen im Laufen ihre Messer. Naplus humpelte am Stock hinterher.
Der Schattenmann lachte mit eisiger Stimme. Er wähnte sich sicher und überlegen. Elwin sah den schwarzen Umhang des Schattens über den Boden gleiten und drohte ihm mit der brennenden Fackel. Der Schattenmann sprang zur Seite, sein Umhang wehte und gab einen Blick auf seine Stiefel und die Hose frei.
Elwin verstand: Es waren der Umhang und die Kapuze, die den Mann beinahe unsichtbar machten. Wieder schlug Elwin mit der Fackel. Rasch machte der Schattenmann einen Bogen um ihn und trat hinter Elwin. Doch der erkannte den unheilvollen Schatten, sah, wie er sich über den Boden legte und langsam auf ihn zukam.
Elwin umfasste mit beiden Pfoten fest die Fackel, drehte sich blitzschnell um und schlug nach dem Geheimnisvollen. Aber der Schattenmann hatte seinen Schlag erwartet und sprang zur Seite. Elwin schlug nochmals, das Feuer der Fackel fauchte. Der Schattenmann lachte wieder.
Auf einmal erhob sich hinter ihm ein brennender Ast und stand für einen Augenblick über dem Kopf des Mannes. Rotgelbes Feuer knisterte unheilvoll im Wind. Dann rauschte der Ast herab, krachte auf den Mann und zerbrach unter der Wucht des Schlages auf dessen Kopf. Stumm stürzte der Mann zu Boden. Sina stand hinter ihm, den Rest des zerbrochenen Astes in Pfoten.
Der Schattenmann stöhnte. Sein schwarzer Umhang entzündete sich an dem Feuer des brennenden Astes. Der Mann wälzte sich auf dem Boden, das Feuer verlosch. Er stützte sich auf die Hände, kam auf die Füße, schleppte sich zum Wald und wurde rasch eins mit der Dunkelheit.
Naplus starrte ihm mit offenem Mund nach. Dann schaute er zu Sina und sein Gesicht verfinsterte sich.
»Ergreift sie!«, befahl er zitternd vor Wut den beiden Wächtern.
Mit leerem Blick starrten sie ihren Chef an, als zweifelten sie an dessen törichtem Befehl. Die zarte Sina und ihr seltsamer Freund hatten gerade den sagenhaften Schattenmann besiegt! Was konnten sie da mit einem Messer in der Hand gegen diese Haromos ausrichten?
Elwin nutzte den Moment ihrer Unentschlossenheit und hielt die brennende Fackel mit beiden Pfoten wie ein Schwert vor sich.
»Weicht zurück und lasst eure Messer fallen, wenn euch euer Leben lieb ist«, drohte er.
Die Wächter wechselten Blicke, unschlüssig, was sie tun sollen.
»Ergreift sie!«, brüllte Naplus abermals. »Worauf wartet ihr?«
»Lasst die Messer fallen«, befahl Elwin mit tiefer Stimme und schlug drohend mit der Fackel. Ein Funkenschweif flog fauchend durch die Luft. Die Wächter legten die Messer auf den Boden und machten ihm Platz.
»Packt die Bande oder ich lasse euch in den See werfen!«, bellte Naplus außer sich vor Zorn.
Die eben erst aufgebrochenen Starks waren noch nicht weit gekommen. Sie hatten Naplus gehört und kehrten nun im Laufschritt zurück.
Elwin blickte auf den Weg hinunter zum Damm und rief: »Lauf, Sina! Sie kommen!«
Sina rannte los. Naplus schlug mit dem Stock nach ihr, aber Sina war so schnell, dass Naplus ihr kaum mit den Augen folgen konnte. Elwin freute sich über ihre Flucht. Die Wächter nutzten die Gelegenheit seiner Unaufmerksamkeit und hoben geschwind ihre Messer auf.
Elwin wollte Sina folgen, aber die Wächter waren schneller und versperrten ihm den Weg. Er schlug mit der Fackel um sich. Die Wächter wichen den Schlägen aus, duckten sich und stießen mit den Messern nach ihm. Naplus humpelte auf ihn zu, den erhobenen Stock in der Hand.
Für die Dauer eines Wimpernschlags schaute Elwin zur Seite, überlegte, wohin er fliehen sollte. Ein Wächter nutzte den
Weitere Kostenlose Bücher