Elwin - Rosenwasser (German Edition)
zuvor in seine Tasse, in der Hoffnung, dort eine Antwort zu finden. Noel hatte alles gesagt und wartete nun auf die Entscheidung. Elwin wäre am liebsten aufgestanden und losgelaufen. Jedoch kam ihm unvermittelt Bossis Mahnung in den Sinn, auf andere zu hören und nicht zu übermütig zu sein. ›Du begibst dich in eine Gefahr, aus der du vielleicht nicht mehr zurückkehrst‹, hatte Bossi gesagt. Ob er diesen Wald kannte? Oder hatte er eine dunkle Vorahnung?
»Fofenda ist eine Fee. Warum soll sie unser Feind sein?«, fragte Elwin in das Schweigen hinein.
Noel und Groohi sahen auf.
»Feen sind in ihrem Wesen doch gut«, erklärte Elwin weiter.
Die beiden lächelten nur nachsichtig.
Elwin ließ sich nicht beirren. »Sie hat nun eine Chance, wieder in die Gemeinschaft der Feen aufgenommen zu werden. Und dann kann sie endlich ihren Wald verlassen.«
Nun lachten seine Freunde.
»Hört mich an«, forderte Elwin. »Wir sollten sie als Verbündete aufsuchen und um ihre Unterstützung werben. Ich meine, so haben wir vielleicht mehr Erfolg.«
Noel antwortete ihm. »Du kennst sie nicht, Elwin. Sie wird alles tun, um als alleinige Machthaberin, als Königin, zu herrschen. Gestern fragtest du, ob ich an dunkle Mächte glaube und ich bejahte. Fofenda ist diese dunkle Macht und sie herrscht erbarmungslos. Solltet ihr Fofenda begegnen, unterbreitet ihr ruhig den Vorschlag. Ich werde Königin Mala unterrichten. Ihr wird der Gedanke nicht gefallen, aber wenn es uns allen hilft ...«
Groohi unterbrach ihn. »Du hast es geschafft«, seufzte er.
Noel und Elwin sahen ihn verdutzt an. »Was meinst du damit?«, fragte Noel.
»Wenn Elwin einverstanden ist, gehen wir in den Wald.« Groohi sah Noel in die Augen. »Zufrieden?«
»Bist du dir sicher?«
Groohi winkte ab. »Lass mich nicht noch einmal darüber nachdenken, dann sage ich nämlich nein.«
»Und du, Elwin?«
»Bleiben wir hier, haben wir gleich verloren. Ich bin dabei.«
Noel war sichtlich erleichtert. »Glaubt mir, ich wünschte, dieses Gespräch hätte niemals stattfinden müssen. Hermolo sollte inzwischen von einer Erkundung zurück sein. Er wird in eurer Nähe fliegen und aus der Luft die Umgebung beobachten. Er ist noch immer unser bester Vogelkundschafter, außerdem kennst du ihn schon von früher. Seid ihr nicht bis zum Abend zurückgekehrt, werden Mannschaften nach euch suchen.«
Noel schaute die zwei abwechselnd an. »Passt auf euch auf. Heute Abend zur Versammlung könnte es eine Überraschung geben. Vielleicht wird uns Königin Mala besuchen.«
»Mala!«, rief Elwin verblüfft. »Wir kommen, gleich was geschieht. Halte uns bitte zwei Plätze an ihrem Tisch frei.«
Noel lachte, stand auf und wollte die Wohnung verlassen, aber Groohi eilte zur Tür und stellte sich vor ihn. »Möchtest du nicht wissen, warum ich zugestimmt habe?«, fragte er.
»Ich fürchte, ich kenne die Antwort«, antwortete Noel.
»Ich gehe, weil ich mir Vorwürfe mache. Noch nie in der Geschichte der Ehrenwächter wurde eine Schatzkiste gestohlen. So möchte ich meinen Namen in den Geschichten am Kamin nicht hören: Groohi und seine Freunde, die uns den Ärger einbrachten.«
Noel schlug ihm mit einer Hand auf die Schulter. »Mein lieber Groohi, die Leute werden sich am Kamin ganz andere Geschichten erzählen, Geschichten, von denen du nicht einmal träumst.«
Knisterfeu
Groohi sprach nach Noels Abschied kein Wort, sondern genoss erst mal das Frühstück. Er konnte noch so verärgert sein, beim Essen vergaß er seine Sorgen. Das hatte Elwin erwartet. Groohi trank seine Tasse Schokolade aus und sagte: »Koltin und seine Leute sind als aufmerksame Wachmänner bekannt, dafür schätzen die Bewohner sie. Dass die Wachen nur mit ihresgleichen sprechen, verschwiegen sind und alle anderen nicht beachten, dafür schätzt der Rat sie.« Groohi grinste und legte Elwin eine Hand auf die Schulter. »Du hast die Wachleute heute Morgen reingelegt. Was meinst du, wie die Leute lachen, wenn sie das erfahren.« Diese Antwort hatte Elwin nicht erwartet.
»Der Brunnen«, wechselte Groohi das Thema, »ist einfach zu erreichen, wenn man den Trick kennt. Man darf nur nicht das hölzerne Tor passieren, sonst kommt man nicht mehr hinaus.«
»Wegen Fofenda?«, fragte Elwin.
»Ja. Wir nehmen kein Gepäck mit. Ich werde mich rasch umziehen, in der Uniform sieht ja jeder, wer ich bin.« Groohi verließ die Küche, betrat sein Zimmer und war bereits zwei Minuten später fertig zum Aufbruch. »Gehen wir«,
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