Elwin - Rosenwasser (German Edition)
Er setzte sich hin und betastete seinen Kopf. In den nächsten Tagen würde eine Beule hervortreten. Seine Beine und Füße waren unversehrt. Er schaute kurz ins Rosenportal und sah die Scherben des zerbrochenen Flakons. Die Steine waren trocken. Wie lange mochten sie hier gelegen haben?
Elwin ließ den Blick durch den Wald schweifen und versuchte, sich die vergangenen Minuten in Erinnerung zu bringen. Groohi jedoch ließ ihm keine Zeit.
»Wir müssen schleunigst hier fort. Fofenda steht vor der Pforte und hebt die Verwünschungen auf«, drängte Groohi und packte Elwin an einer Pfote.
»Wie lange dauert das noch?«, schimpfte ein Mann.
»Verdammt!«, schrie Fofenda. »Rago, unterbrich mich nicht ständig. Da muss ich dich und deine Männer erst mal wie eine Pfadfinderin hierher führen! Hättet ihr mich nicht aufgehalten, wären meine Verwünschungen längst aufgehoben. Ich vertraue dir, überlasse deinen Männern die Wache, und die sind so dumm und helfen den zweien heraus! Nicht auszudenken, wenn die mit dem Elixier geflohen wären! Du bleibst dort stehen und hältst deine Leute ruhig. Hast du mich verstanden?«
Der Angesprochene schwieg, wie auch die übrigen Männer. Fofenda wartete und pfiff. Zwei Krabunde erhoben sich aus dem Waldboden, drei weitere sprangen aus Bäumen herab und bildeten, mit dem Rücken zu ihr stehend, einen Halbkreis. Sie ließen Rago und seine Männer nicht aus den Augen. Fofenda beschrieb inzwischen mit den Armen wilde Kreise durch die Luft und sprach unverständliche Worte.
Die Freunde hatten angstvoll ihre Verfolger beobachtet. Elwin zitterte am ganzen Körper. »Sie kommen«, stotterte er, »die Krabunde werden uns in Stücke zerreißen.« Er sah seinen Freund an. »Groohi, bitte, nicht diese Krabunde!«
»Bin gleich soweit!«, hörten sie Fofenda rufen. Dann nahm sie ihre sonderbaren Beschwörungen wieder auf.
»Wir müssen in den Brunnen«, sagte Elwin, »hier sitzen wir in der Falle.«
»Im Brunnen auch«, erwiderte Groohi, voller Panik um sich schauend, »dort kommen wir niemals mehr lebend heraus.«
Elwin stand auf, packte die Platte, schob sie über den Rand und ließ sie hinabfallen. Der Stein zerbarst, das Echo hallte, Fofenda verstummte, um sogleich in hektischem Ton ihr Ritual fortzuführen.
»Wir müssen in den Brunnen«, flehte Elwin. »Groohi, uns bleibt keine andere Wahl, sie kommen gleich.«
Groohi schwieg. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn. Er suchte immer hektischer die Umgebung ab, obwohl er wusste, dass es keinen Ausweg gab.
Elwin lehnte sich über den Brunnenrand und rief: »Pletomuk! Hilfe!«
Groohi saß mit dem Rücken zum Brunnen, blickte Elwin entsetzt an, packte ihn und zog ihn neben sich. »Bist du wahnsinnig, Pletomuk zu rufen? Nimmt er uns mit in die Tiefe, sind wir für immer verloren. Versteht du nicht, Elwin? Dort unten werden wir sterben. Dort gibt es nichts zu essen, dort ist kein Leben.« Er schaute kurz zum Portal. Fofenda schrie atemlos, als sei auch ihr Leben gleich zu Ende. Groohi richtete sich entschlossen auf. »Lieber kämpfe und sterbe ich hier oben!«
»Niemand wird sterben«, sagte plötzlich Pletomuk neben ihnen. »Kommt mit in mein Reich, dort seid ihr sicher.«
Elwin sprang auf, sichtlich erfreut, Pletomuk zu sehen. Fofenda schwieg, wie der ganze Wald für einen winzigen Augenblick schwieg, und harrte der Ereignisse, die nun geschehen sollten.
Elwin stieg auf den Brunnenrand, reichte Groohi eine Pfote und beschwor ihn: »Groohi, dieser Kampf ist sinnlos. Wir vergeuden unser Leben in den Mäulern dieser Kreaturen. Es ist ein Kampf, den wir niemals gewinnen können. Wir helfen niemanden, nicht Longor und nicht den Feen.«
Die Luft begann zu knistern und brauste zu einem Sturm auf. Elwin blickte auf sein Fell, sah die Haare abstehen. Der blaue Himmel über dem Brunnen verfinsterte sich, die Bäume schlossen ihre Kronen. Der Wald um sie schien zu atmen. Bäume ächzten, Äste schwangen und warfen ihre Blätter ab. Rasch wuchsen neue, größere Blätter heraus. Sie sahen aus wie Hände und bewegten sich auch so.
Fofenda jauchzte und befahl: »Schnappt sie euch!«
Die hölzerne Pforte zerbrach splitternd, Fofendas wütende Monster sprangen auf den Brunnen zu.
Groohi war wie gelähmt, Angst beherrschte seinen Körper und ließ ihn nicht mehr klar denken. Elwin zog vergeblich an seinem Arm.
Da packte Pletomuk mit der rechten Hand Elwin und hob ihn in die Höhe. Anschließend beugte er sich über den Brunnenrand, griff
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