Elwin - Rosenwasser (German Edition)
gegen Fofendas schier unendliche dunkle Macht. Elwin schob sich zu Groohi vor. Der ließ in dem Moment blitzschnell seine Pfote los, legte den Arm um ihn und zog ihn fest an seine Seite. Elwin hielt den Atem an, so lange er nur vermochte, doch der Sturm ließ nicht nach und erlaubte ihm nicht, ihn zu überlisten. Groohi lag mit geschlossenen Augen da und wartete eine Gelegenheit ab, bis er den nächsten Schritt machen konnte.
Elwin überlegte, was sie tun konnten. So sehr er auch nachdachte, ihm fiel nichts ein. Sie waren zu schlecht ausgerüstet. Sie hatten keine Haken und Seile mitgenommen, was ihnen nun weiter helfen könnte.
Groohi drückte ihn zweimal kurz mit der Hand. Elwin blickte zu ihm, hatte Mühe, die Augen zu öffnen. Sein Freund deutete mit dem Kopf nach vorne. Elwin drehte den Kopf und versuchte, einen Blick zu erhaschen. Verschwommen sah er zwei schwarze Gestalten am Rosentor stehen. Sie gingen hin und her, knieten sich hin, hielten eine Hand als Blendschutz vor die Augen. Konnte man sie überhaupt von draußen, außerhalb des Tores, sehen? So wenig, wie er von innen zu erkennen vermochte. Groohi hatte ihm darüber nichts erzählt.
Elwin spürte Groohis Arm um sich, fühlte, wie der Freund ihn ganz nah zu sich heranzog, ihm etwas sagen wollte.
»Sie helfen uns«, hörte er ihn brüllen. »Sie reichen uns einen Ast.«
Gleich darauf schlug Elwin etwas Hartes auf den Rücken. Erschrocken drehte er sich um und sah einen langen glatten Ast neben sich. Schnell hob er den rechten Arm, fasste den Ast und zog ihn neben sich.
Groohi hatte nur auf diese Gelegenheit gewartet, zog die linke Hand aus der Fuge, stieß sich mit dem Fuß ab und bekam den Ast zu fassen. »Halt dich fest!«, brüllte er. »Sie ziehen uns heraus!«
Elwin griff mit der freien Pfote nach dem Ast. Die dunkle Macht war nun gnadenlos. Sie brüllte in den Ohren, zerrte an den Körpern. Eine falsche Bewegung, ein unbedachter Griff, und die schier unendliche Kraft würde zupacken und beide wie Steine gegen die Felsen werfen, begraben unter blühenden Rosen. Er musste den Beutel mit dem kostbaren Flakon unter den Körper legen, ihn schützen! Groohi hatte noch immer den Arm fest um ihn gelegt und zog ihn mit. Die Fremden halfen, zogen sie aus der Höhle der Qualen heraus. Elwin sammelte seine Kräfte, bewegte den rechten Arm und schob den Beutel schützend unter den Oberkörper. Verlöre er den Flakon, war alles umsonst.
Sein Herz schlug bis zum Hals. Wie lange dauerte es noch, bis sie diesen fürchterlichen Weg passiert hatten? Passiert? Nein, sie kämpften um ihr Leben, darum, überhaupt wieder herauszukommen. Eine Hand der Helfer tastete nach ihm, packte sein Ohr und zog. Elwin schrie auf, ließ den Ast los und schlug geschwind nach der Hand.
Der Helfer ließ von seinem Ohr ab und packte blitzschnell die Pfote. Es war eine kräftige Hand, die an ihm zerrte. Elwin rutschte über die Steine zum Ausgang. Die Augen konnte er nicht öffnen. Um ihn herum schrie die Macht in schrillen Tönen. Keine Worte, keine Stimmen, es war wie ein einziger Schrei.
Plötzlich löste Groohi den Griff um seinen Oberkörper. Elwin rutschte erneut weiter, aber etwas zog an seinen Beinen. Jetzt packte ihn jemand mit beiden Händen. Dann griff ein anderer unter seine Arme und zerrte ihn hinaus. Er hörte Stimmen, hektische Stimmen. Der Zug an seinen Beinen wurde stärker, schmerzvoller.
Jemand rief: »Der andere hat sich an ihm festgehalten!«
»Wir brauchen beide«, erwiderte die zweite Person kurzatmig.
Elwin schrie: »Lasst mich los!« Dann fiel er mit einem Plumps ins Gras. Plötzlich war es totenstill. Nur das Dröhnen in den Ohren und die Schmerzen in den Gliedern blieben, aber er wusste, sie waren draußen.
Der Flakon
Elwin öffnete die Augen, ein Schatten lag über ihm. Er wusste nicht, was geschehen war, spürte nur, dass er auf Zweigen und Blättern lag. Mit der rechten Pfote ertastete er den Beutel. Er musste nicht hinsehen, das Glas war unbeschädigt. Das trockene Laub neben ihm knisterte. Er blinzelte zur Seite, wo das Geräusch herkam, und sah einen sauber geputzten schwarzen Stiefel, an dem ein kleines rotbraunes Blatt haftete.
Elwin drückte sich vom Boden ab, kam auf die Knie, doch etwas Hartes stieß ihm in den Rücken und er fiel flach auf den Bauch. Er stöhnte, wollte sich umdrehen, doch jemand hielt ihn fest. Er drehte den Kopf ein wenig zur Seite und sah einen schwarz gekleideten Mann neben sich stehen, einen Fuß auf seinem
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