Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
Vom Netzwerk:
Ihr Schmerzensschrei. Das schmale, blasse Ding, das auf den Boden fiel wie eine kleine Kerze, die aus ihrem Halter gefallen war. Stacys blutende Hand. Die hellroten Spritzer auf dem halbblinden Glas des Schaukastens. Es war, als ob sich die Welt in einen Horrorfilm verwandelt hätte.
    »Du Schwein!«
    Brent sprang auf McCann zu. Aber für den kampferprobten Clanboss war er kein Gegner. Der Knauf des Messers traf ihn mit brutaler Härte an der Schläfe, warf ihn aus der Bahn und ließ ihn neben Stacy gegen den Marmorfuß des Schaukastens prallen, wo er benommen auf dem Boden zu liegen kam.
    Erst dann ließ McCann Stacys blutende Hand los. Ungläubig wimmernd starrte sie auf den Stumpf, wo eben noch ihr kleiner Finger gewesen war. McCann wischte die Klinge an seiner Hose ab, dann drehte er sich zu Cooper um.
    »Morgen um die Zeit hast du mir den Teer von zwei Malachim gebracht, oder die Kleiderpuppe hier«, er wies mit dem Messer auf die jammernde Stacy, »verliert weit wichtigere Teile.« Er steckte das Messer wieder in die Beintasche. »Männer. Ohne Teer gibt es keine Jagd auf die Malachim, wie ihr wisst.«
    Zustimmendes Gemurmel in Coopers Rücken. »Dann besorgen wir uns selbst welchen!«, ertönte es von irgendwoher.
    »Du musst einer von den Neuen sein«, sagte McCann zu dem Rufer. »Die meisten hier wissen, dass wir das schon probiert haben. Aber Teer entsteht nur dann, wenn die Malachim mit der Spule getötet werden, die unsere kleine Miss Punk hier«, er wies auf Cooper, »entwickelt hat. Es ist schon schwer genug, einen Malach einfach nur zu erschießen. Aber dabei fällt nun mal leider kein Teer an.«
    »Warum nehmen wir ihr das Ding nicht ab?«
    Der Rufer war nach vorn getreten. Ein junger Kerl mit teigigem Gesicht und überlangen Armen, vielleicht Mitte zwanzig. Kurz flackerte wieder jener unberechenbare Zorn über McCanns Gesicht, den Cooper gerade erst zu sehen bekommen hatte. Aber diesmal hatte er sich schnell wieder im Griff.
    »Wie heißt du, junger Freund?«, fragte er.
    »Fenton«, antwortete der Junge, die Daumen großspurig hinter dem Gürtel gehakt.
    »Fenton«, murmelte McCann, ein vieldeutiges Lächeln auf den Lippen. Totes Fleisch, dachte Cooper.
    »Nun, lieber Fenton, eine glänzende Idee. Ist mir auch schon gekommen. Leider hatte das den Tod eines halben Dutzends Männer zur Folge. Gute Männer, keine vorlauten Grünschnäbel.«
    Fenton lief dunkelrot an.
    »Offensichtlich erkennen sie uns eher als Feinde, als diese halben Portionen hier«, fuhr McCann fort. »Wenn wir auf Teer sind, können wir ihnen im offenen Kampf gegenübertreten, aber wir können sie nicht überraschen und ihnen eine Falle stellen, um dann die Spule einzusetzen. Dieses Privileg ist offenbar alleine den dreien hier vorbehalten. Aber da dich das Thema so sehr interessiert, habe ich einen schönen Auftrag für dich. Du begleitest die drei hier zu ihrem Rattenloch, passt auf, dass sie brav sind und sich schleunigst an die Arbeit begeben. Tom?« Er sah den Metzgergesichtigen an. »Du gehst auch mit und achtest darauf, dass keiner Dummheiten macht.«
    Der Alte nickte ergeben.
    Seine Männer im Gefolge, schickte McCann sich an, die Lobby zu verlassen. Im Hinausgehen stieß er Cooper mit der Schulter an. »Du hast Glück, dass ich dich mag, kleine Lady«, flüsterte er, diesmal so, dass nur sie es hören konnte. »Sonst wäre es dein Finger gewesen.«
    Cooper starrte ihm nach. Dann blickte sie ihre Freundin an und erkannte, dass sie kurz davor war, das Bewusstsein zu verlieren.
    »Sie verblutet!«, rief sie den hinausstürmenden Männern verzweifelt nach.
    Zu ihrer Überraschung blieb McCann tatsächlich stehen.
    Drehte sich um.
    Kam mit langen Schritten auf sie zu.
    Schon wünschte sich Cooper, ihre Worte zurücknehmen zu können. Im Vorbeigehen riss er einem seiner glotzenden Männer eine Zigarre aus grünlichem Knaster aus dem Mund. Stacys halbherzige Flucht kam nicht über das Versuchsstadium hinaus.
    »Herrgott, ihr kleinen Leute!«, rief er, als er sie am Kragen zu sich zurückzog. »Könnt ihr euch denn niemals um euch selber kümmern?«
    Er rammte die sich windende, kreischende Stacy bäuchlings gegen die Regalwand und packte ihre blutende Hand. Dann nahm er einen tiefen Zug von der Zigarre, bis die Spitze hellgelb glühte.

    »Und wie geht’s jetzt weiter?«, fragte der Metzgergesichtige am Steuer. Er wurde Tom genannt, wie Cooper inzwischen erfahren hatte. Der alte Chevy rumpelte über allerlei kleinere

Weitere Kostenlose Bücher