Elysion: Roman (German Edition)
Sekunden später war die Szenerie wieder in der Dunkelheit verschwunden.
Stacy wimmerte leise vor sich hin. Auch Coopers Auge machte die unruhige Fahrt zu schaffen. Immer wieder hatte sie das Gefühl, irgendwelche Bilder aufblitzen zu sehen, als würde ihr das lädierte Organ Streiche spielen.
»Ich wette, ich könnte es aus ihr rauskriegen«, sagte Fenton.
Tom warf ihm einen kurzen Blick zu. »Früher oder später wird sie uns sowieso sagen, wo es hingeht«, sagte er dann. »Also leg jetzt die verdammte Knarre weg, bevor irgendwer verletzt wird.«
»Nein, ich meine, wie man dieses komische Dings benutzt, um die Malachim zu erledigen.«
»Du hast gehört, was der Boss gesagt hat, also halt dich da raus.«
»Schätze, der Boss hätte bestimmt nichts dagegen, wenn wir zu Ende bringen, was diese Missgeburten hier vermasselt haben, Alter.«
»Und ich sage, lass die Finger davon«, sagte Tom.
Aber Fenton ignorierte den warnenden Unterton. Stattdessen spannte er zu Coopers Entsetzen mit sichtbarem Vergnügen den Revolverhahn. Ihr Herz pumpte Hitze über ihre Wangen. Für einen Moment drohte ihre Welt von einer bleiernen Schwärze ausgelöscht zu werden. In einer seltsamen Vision sah sie den Wagen, in dem sie gerade saß, aus der Außenperspektive auf sich zukommen. Die markante Sammlung der Dachscheinwerfer über dem dunklen Umriss des Gefährts war auf sie gerichtet wie die Augen irgendeines andersweltlichen Biests.
»Hey, hey, hey, komm runter!« Brents aufgeregter Protestruf zerriss den trügerischen Schleier vor Coopers Augen.
»Was tust du da, du Idiot? Gib das verdammte Ding her«, brüllte Tom seinen Beifahrer an. Während der Wagen gerade über eine Reihe Schlaglöcher rumpelte, griff er mit der Linken nach dem Lauf, der vor Coopers Gesicht wild hin und her zuckte. Irgendwie gelang es Tom, ihn zu packen und von Coopers Gesicht wegzuzerren, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Sie atmete tief durch.
»STOPP!«
Cooper wusste nicht, wer geschrien hatte, aber im gleichen Moment entdeckte auch sie die hoch aufragende Gestalt im Licht der Scheinwerfer. Wie ein riesiges Raubtier stand sie da, halb von dem mächtigen Steinbrocken verdeckt, der die Spur der Straße fast komplett versperrte. Im grellen Licht schien selbst auf das gute Dutzend Meter Entfernung jede einzelne Faser der hautlosen Muskeln deutlich erkennbar.
Bremsen kreischten auf. Dann ein ohrenbetäubender Knall, als das Auto das Hindernis mit einem gewaltigen Ruck rammte.
Coopers Schädel schlug hart gegen Fentons Kopfstütze …
3
Cooper betastete vorsichtig ihre Stirn. Bis auf eine schmerzende Schwellung schien sie nichts abbekommen zu haben. Zögerlich schlug sie das gesunde ihrer beiden Augen auf und musterte die Umgebung.
Neben ihr waren Brent und Stacy offensichtlich ebenfalls mit einer physischen Bestandsaufnahme beschäftigt. Fahrer- und Beifahrersitz waren leer, die vorderen Türen standen offen. Sie horchte angestrengt, aber das Klingeln, das der Knall in ihren Ohren hinterlassen hatte, übertönte alle Außengeräusche.
Im Licht der Scheinwerfer sah sie eine unverputzte Ziegelwand, vielleicht die Brandmauer eines Gebäudes. Augenscheinlich stand der Wagen quer zur Straße. Sie tastete nach dem Türgriff. Vorsichtig zog sie daran und spürte, wie der Riegel die Tür freigab.
Wo waren Tom und Fenton? Sie stemmte sich gegen die Tür, doch der Rahmen schien sich verzogen zu haben. Mit einer Hand an der Kopfstütze des Vordersitzes und der anderen an einem Haltegriff, holte sie Schwung für einen Tritt. Die Tür gab nach und schwang mit einem hässlichen Knarren auf. Offensichtlich schien ihr Gehör allmählich zurückzukehren.
Mühsam schälte sie ihre schmerzenden Glieder durch die Öffnung. Dann richtete sie sich vorsichtig auf. Nicht alle Scheinwerfer waren intakt geblieben, aber diejenigen, die noch ihren Dienst taten, warfen ihre Lichtkegel auf die Hauswand. Die Schnauze des Wagens stand keine anderthalb Meter von deren verwitterten Ziegeln entfernt. Außerhalb des Lichts konnte sie für den Moment nicht viel erkennen, aber auf ihrer Seite des Wagens war weder Tom noch Fenton zu sehen.
»Coop!«, rief Brent aus dem Inneren. »Was geht da draußen ab?«
»Scht. Halt die Klappe. Ich schau mich mal um.«
Vorsichtig tastete sie sich durch die Dunkelheit um das Heck des Wagens herum. Dann sah Cooper sie. Zwei Gestalten. Etwas abseits des Lichts. Eine von beiden schien an der Ziegelwand zu lehnen, sitzend, mit ausgestreckten
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