Elysion: Roman (German Edition)
Beinen und schlaff herabhängenden Armen. Die andere Gestalt stand über die erste gebeugt. Im Widerschein machte Cooper Fentons strubbeligen Haarschopf aus und auch den Revolver, den er auf die sitzende Gestalt gerichtet hatte. Dass es Tom war, der saß, erkannte sie vor allem an der Körperfülle.
Für einen Moment dachte sie daran, schnell zurück zum Auto zu schleichen und einfach mit Stacy und Brent zu verschwinden. Leider drehte sich Fenton genau in diesem Moment zu ihr um. Seine Augen glänzten feucht.
»Scheiße«, jammerte er. »Es war nicht meine Schuld.«
Coopers Blick fiel wieder auf Tom, dessen mächtige Brust sich stoßweise hob und senkte. Irgendwie schien sein Hals im Verhältnis zum Gesicht seltsam dunkel. Das ganze Bild atmete Tod. Ihr Inneres sperrte sich gegen die nahe liegende Erklärung.
»O mein Gott«, ertönte es hinter ihr.
Cooper fuhr so heftig zusammen, dass sie sich beinahe die Zunge abgebissen hätte. Ruhig, altes Mädchen, sagte sie sich. Ein Blick über die Schulter bestätigte ihr, dass Stacy und Brent ebenfalls den Weg aus dem Wagen herausgefunden hatten.
»Ist er …?« Stacy vollendete die Frage nicht.
Es war Tom, der selbst die Antwort gab, wenn man die hässlich gurgelnden Laute aus seinem Mund eine Antwort nennen wollte. Nein, er war nicht … Jedenfalls noch nicht.
Cooper löste sich aus ihrer Erstarrung, näherte sich ihm vorsichtig und hockte sich schließlich vor ihn hin. Die dunkle Stelle an Toms Hals entpuppte sich als das, was sie befürchtet hatte. Eine frische Schusswunde, Ein- und Austritt waagerecht, jeweils etwas hinter der Kehle, was wohl der Grund war, dass der Mann sich überhaupt noch regte. Doch die Menge an Blut, die sich über sein T -Shirt bis auf den Boden verteilt hatte und immer noch weiter verteilte, sagte ihr, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Fassungslos drehte sie sich zu Fenton um.
»Was guckst du mich so an, du Rotzgöre?«, schrie er hysterisch. »Ich kann nichts dafür. Der Idiot hat am Lauf gezogen, als wir gerade gegen dieses Ding geknallt sind, und da ist die Waffe losgegangen.«
Er raufte sich die Haare, den Revolver immer noch in der rechten Hand. Ein Zittern ging durch Toms Körper.
»Verdammte Scheiße, was mach ich nur? Tu irgendwas«, schrie Fenton Cooper an, die nicht mehr tun konnte, als die Achseln zu zucken.
Aus der rohen Masse, die Toms Hals gewesen war, war wieder dieses hässliche Gurgeln zu hören. Sein auf Fenton gerichteter Blick bekam etwas Durchdringendes. Seine Lippen schienen Worte formen zu wollen.
»Was?« Fenton steckte den Revolver in den Hosenbund und kniete sich vor ihn hin. »Was willst du mir sagen, Kumpel? Du weißt doch, dass es nicht meine Schuld war, oder?«
»Schnauze, Mann. Er versucht zu reden«, fuhr ihm Cooper ins Wort.
Für einen Moment machte Fenton ein Gesicht, als wolle er sich auf sie stürzen. Cooper biss sich auf die Lippen. Ungute Erinnerungen an eine lang vergangene Szene in einer Waldhütte brodelten in ihr hoch und versetzten sie in milde Panik.
Ein feuchtes Glucksen von Tom brach die Spannung. Gemeinsam konzentrierten sie sich auf die Laute, die er mit sichtlicher Qual produzierte.
»McC-n, www …«
»Ja, McCann, Alter. Du wirst ihm sagen, dass ich nichts dafür kann, dass es deine eigene Schuld war, richtig?«
Cooper schüttelte still den Kopf. Als ob noch irgendein Zweifel daran bestand, dass dieser Mann im Sterben lag. McCann würde er jedenfalls nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Tom machte einen neuen Versuch. Die Anstrengung ließ ihm fast die Augen aus dem Gesicht quellen. Silbe für Silbe presste er die Worte hervor, offenbar unfähig, etwas anderes als Konsonanten zu bilden.
»McC-n, w-rds d-r b-s-rg-n, d kl-n-s rschl-ch.«
Aus Fentons Gesicht wich alle Farbe. Er sprang auf wie von der Tarantel gestochen, riss seinen Revolver aus dem Hosenbund und drückte ab. Alles passierte im Augenblick eines Atemzugs. Ein lautes Krachen. Die Kugel durchschlug Toms Stirn und bohrte sich in die dahinter liegende Ziegelwand.
Toms Blick verlor von einer Sekunde auf die nächste allen irdischen Sinn. Langsam neigte sich der schwere Körper zur Seite und kippte schließlich um. Blut und Gehirn hinterließen einen schmierigen Viertelkreis auf der Ziegelwand, wobei ein Geräusch entstand, das Cooper nie in ihrem Leben vergessen würde.
»Bist du wahnsinnig?« Brents Stimme.
Fenton fuhr zu ihm und Stacy herum.
»Du hast deinen Partner erschossen«, sagte Brent fassungslos. »McCann
Weitere Kostenlose Bücher