Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
Vom Netzwerk:
Hindernisse.
    »Links rum, die Flagstaff rauf«, antwortete Cooper missmutig, »ungefähr sechs Meilen, bis zum alten Naturkundemuseum.«
    Fenton saß auf dem Beifahrersitz und war damit beschäftigt, unablässig die Trommel seines Revolvers herausschnappen und mit einem Schwung seines Handgelenks wieder einrasten zu lassen.
    Der Motor des Wagens stotterte. Für einen Moment schien es, als hätte das Aggregat den Geist aufgegeben. Fluchend hieb Tom auf die Armatur ein. Was immer sie im Tank haben, dachte Cooper, mit Benzin hat es nicht viel gemein. Offensichtlich gingen auch McCann die Quellen für echten Sprit nach und nach aus.
    Draußen vor ihrem Fenster zog der ehemalige Güterbahnhof vorbei. Endlose Ketten rostiger Container, an denen Schlingpflanzen emporkletterten. Hier und dort die verblassenden Piktogramme vergangener Größe im fahlen Mondlicht.
    »Hab das Gefühl, die spielt irgendwie Verstecken mit uns, oder?«
    Fenton hatte recht. Bisher war es Cooper gelungen, ihren Unterschlupf vor McCann geheim zu halten, und wenn es nach ihr gegangen wäre, wäre das auch weiterhin so geblieben. Verzweifelt versuchte sie, den Zeitpunkt so lange wie möglich hinauszuzögern, in der Hoffnung, dass ihr noch irgendeine zündende Idee kam. Vielleicht könnte sie Tom und Fenton einfach ins Nirgendwo führen. Die ganze Stadt bestand fast ausschließlich aus leer stehenden Gebäuden. Sie konnten sich irgendwo absetzen lassen und so tun, als ob es ihr Zuhause wäre. Aber wenn die beiden dann darauf bestanden, sie nach drinnen zu begleiten? Der Schwindel würde schnell auffliegen.
    Sie sah Stacy an, die an Brent gelehnt zwischen ihnen saß. Immerhin war sie bei Bewusstsein, doch bei jeder neuen Erschütterung rollte ihr Kopf auf Brents Schulter vor und zurück. McCann hatte die Wunde an ihrer Hand verbrannt … kauterisiert, wie er es nannte. Tatsächlich blutete sie nicht mehr, aber der Anblick des grässlich versengten Kraters, der einmal die Wurzel ihres kleinen Fingers gewesen war, schnürte Cooper die Kehle zu. Sie versuchte sich zu sagen, dass es nicht ihre Schuld war. Seit dem Vorfall hatte Stacy sie nicht einmal angeschaut.
    »Hey, du Rotzlöffel.«
    Fenton hatte sich auf dem Vordersitz halb zu Cooper umgedreht und zielte mit dem Revolver an der Kopfstütze vorbei auf ihre Stirn. Cooper zog eine Grimasse. Er mimte einen Schuss, machte mit dem Mund ein entsprechendes Geräusch und grinste.
    »Hey, lass die Scheiße. Du weißt, was der Boss gesagt hat!«, schnauzte Tom, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Mit einem scharfen Ruck lenkte er den Wagen nach links. Irgendein lebendiges Hindernis wurde für einen Sekundenbruchteil im grellen Licht der Scheinwerferbatterie sichtbar, die auf dem Dach des Wagens montiert war, und verschwand dann laut jaulend in der Dunkelheit.
    »Scheißkojoten«, fluchte Tom.
    Eine Weile lang herrschte draußen Dunkelheit. Schemenhaft zeichneten sich die Umrisse einer langen Kette kleinerer Industriegebäude ab.
    »Schau mal da!«, rief Fenton.
    Cooper folgte seinem für Tom bestimmten Fingerzeig. Ein Stück voraus war ein helles Licht zu sehen, das schnell näher kam. Während ihr Wagen auf die Stelle zurollte, erkannte Cooper einen prähistorischen Laster, von dessen Ladefläche zwei Gestalten im Flutlicht eines mobilen Scheinwerfers Fässer und Planken abluden. Ein dritter Mann auf dem Dach der Fahrerkabine streckte einen Arm in den Himmel. Mehrere andere standen, mit schweren Waffen in den Händen, etwas abseits am Rand des Lichtkegels und folgten dem vorbeiziehenden Wagen mit misstrauischen Blicken. Cooper behielt die Szene im Auge, soweit ihr Hals es zuließ. Der plötzlich aufleuchtende Schweif einer Signalrakete, wohl von dem Typen auf der Fahrerkabine abgeschossen, bestätigte ihren Verdacht.
    »Markt?«, flüsterte Brent neben ihr.
    »Denke schon«, flüsterte Cooper zurück.
    Bald würde das Gelände von Neugierigen, Händlern und potenziellen Käufern wimmeln, die den »Organisatoren« einen Obolus für die Teilnahme zahlten. Cooper war selbst schon auf einigen solcher Märkte gewesen, an deren Rand die Leute oft die Gelegenheit ergriffen, zu feiern und ihren isolierten Alltag in einer verlassenen Stadt ein wenig zu vergessen. Die meisten fanden, wie dieser hier, nachts und vor allem spontan statt, um die Gefahr organisierter Überfälle zu reduzieren. Die einzige Möglichkeit, davon zu erfahren, bestand darin, jederzeit aufmerksam den Nachthimmel zu beobachten.
    Einige

Weitere Kostenlose Bücher