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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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Waffe nach oben und nahm den Malach ins Visier.
    »Tu es nicht.«
    Es klang heiser. Ein Malach, der um sein Leben flehte? Nur klang es überhaupt nicht flehentlich. Während hinter ihr Brent und Stacy im ersten Schimmer des Sonnenaufgangs die Straße hinunterhasteten, blieb das Monster einfach nur stehen. Cooper zögerte einen Sekundenbruchteil. Sie wusste, dass ein Schuss nichts ausrichten würde, wenn der Malach ihn kommen sah. Aber wenn sie Glück hatte, würde ihn die Wucht der großkalibrigen Treffer ein paar wertvolle Sekunden aufhalten.
    Sie drückte ab.
    Der Schmerz durchfuhr sie wie ein Blitz aus glühendem Eisen. Erschrocken ließ sie die Waffe fallen und fasste sich an die Brust. Fast erwartete sie, Blut oder den offenen Krater einer Wunde zu ertasten, doch da war nichts.
    »Du kannst uns nicht töten.«
    Wieder die heisere Stimme. Cooper sah zu ihm auf. Als wäre er ihr Spiegelbild, hatte auch er die Hand auf seine Brust gelegt. Zwischen dem sehnigen Fleisch seiner Finger konnte sie das Loch in seiner Brust erkennen, das sich bereits wieder zu schließen begann. Sie hatte diesen Anblick schon so oft gesehen. Als ob sich zwei Bilder überlagerten, wie ein doppeltbelichtetes Foto, bis das Loch verschwunden war. Nur hatte sie das Gefühl der Heilung noch nie am eigenen Leib verspürt, so wie jetzt, als der Schmerz in ihrer Brust in eine Hitze überging und verschwand. Die gleiche Hitze schien sich auch über ihr Auge zu legen. Sie konnte förmlich fühlen, wie die Schwellung schwand und der Druck nachließ, der die ganze Zeit auf ihrem Augapfel gelastet hatte.
    »Siehst du?«
    Hatte er diese Worte gesprochen? Oder sie selbst? Sie war ganz sicher kurz davor, den Verstand zu verlieren. Wie von einer fremden Kraft angetrieben, erhob sie sich auf die Beine und begann zu rennen. Sie rannte und rannte. Wohin, wusste sie nicht.

    Stacy blieb stehen, so urplötzlich, dass es Brent, der sie die ganze Zeit hinter sich hergezogen hatte, so vorkam, als würde es ihm den Arm aus dem Schultergelenk reißen.
    »Ich kann nicht mehr«, keuchte sie.
    Brent bückte sich, stützte sich auf die Knie und tat ein paar tiefe Atemzüge. Nachdem er Stacy im Laufschritt durch die halbe Stadt gezerrt hatte, schrie sein Körper nach Sauerstoff.
    Schließlich richtete er sich wieder auf. Über dem unsichtbaren Horizont hinter der Skyline von Century City war die Sonne bereits aufgegangen. Er streckte den Zeigefinger aus. »Nur noch ein paar Meter«, sagte er. »Sieh, dort vorn ist es schon.«
    Eine halbe Meile vor der Spitze seines Fingers zeichnete sich auf einer Hügelkuppe vor dem morgenblauen Himmel das klobige Rechteck des alten Fabrikgebäudes ab, das sie bewohnten.
    »Komm schon.«
    Sie sah noch blasser aus als sonst. Der Finger. Brent konnte sich einen Blick auf die verletzte Hand nicht verkneifen. Es sah … wie aus? Er suchte nach einem passenden Adjektiv. Abstoßend war das Einzige, das ihm in den Sinn kam. Ein seltsames Gefühl schnürte ihm die Kehle zu. Scham? Nein, Mitleid. Das musste es sein. Ja, sie tat ihm leid. Nichts Neues eigentlich. Irgendwie hatte sie ihm schon immer leidgetan. In dieser Welt war sie so fehl am Platz wie ein Zierfisch im Piranha-Becken. Auf eine seltsame Weise schien der Verlust ihres Fingers das nur noch zu unterstreichen. Oft hatte er sich gewünscht, sie könnte ein bisschen mehr wie Cooper sein. Das wäre eine perfekte Mischung gewesen. Coopers Schneid gepaart mit Stacys Körper. Für einen Moment schwelgte er in dieser Phantasie.
    Irgendwo ertönte das laute Wuup einer Tüpfelhyäne. Die einzige Hyänenart, die auch tagsüber mitten in der Stadt jagte. Die Wirklichkeit hatte ihn wieder.
    Er zog Stacy am Oberarm, doch sie schüttelte ihn ab. »Wo ist Cooper?«
    »Keine Ahnung«, gestand er. »Irgendwo hinter uns, schätze ich. Sie kommt bestimmt bald nach.«
    »Ich hab Schüsse gehört«, sagte sie trotzig. »Vielleicht ist ihr was zugestoßen. Wir sollten zurück und nachsehen.«
    Für einen Moment war Brent verblüfft. Einfach so zurück zu dem Malach? Das sah ihr kaum ähnlich. Andererseits, wenn es um ihre Familie ging …
    Familie.
    Lächerlich. Vor allem, wenn Stacy davon sprach oder auch nur Andeutungen in diese Richtung machte. Als würde sich das Fabrikgebäude irgendwann nur auf ihren Wunsch hin in eine hübsche Vorstadtvilla verwandeln, in die Brent abends nach getaner Büroarbeit, mit Zeitung in der Hand und Pfeife im Mund, hineinkommen konnte, um zu fragen: »Hallo, Schatz. Was

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