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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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Verbindlichkeit vor.«
    »Ich verbiete es! Hörst du? Ich verbiete es!«, schrie sie außer sich vor Zorn.
    »Das ist irrelevant. Sie kommt ohnehin zu uns. Ich kann sehen, wo sie ist. Sie befindet sich nicht weit von hier am Ufer des Flusses.« Wieder raschelte es. »Ich werde ihr entgegengehen.«
    » NEIN! «
    Es raschelte so heftig, als würde es den ganzen Wald betreffen. David rang mit sich und seiner Angst vor Entdeckung. Schließlich fasste er sich ein Herz, richtete sich vorsichtig auf und riskierte einen Blick über den Rand.
    Gerade noch konnte er die Frau zwischen den Bäumen verschwinden sehen. Der Malach folgte ihr in einigem Abstand. Er schien es nicht besonders eilig zu haben.

    »Kann ich noch etwas zu trinken haben?«
    Jimmy überlegte, wie das kleine Mädchen hieß. Dunkelblonder Wuschelkopf. Braune Kulleraugen. Er konnte sich erinnern, ihre Eltern gesehen zu haben, damals bei seiner verhinderten Hinrichtung. Sie war ein halbes Jahr zuvor wegen Ungehorsam gegenüber den Malachim in ein »Waisenhaus« gesteckt worden. Jimmy wusste inzwischen, dass die meisten der kleineren Kinder, die sich in ihrer Gruppe befanden, aus diesem Erziehungslager kamen. Offenbar war es Patricks Idee gewesen, sie zu befreien und in seine Gruppe aufzunehmen. Jimmy konnte nicht sagen, dass er es für Patricks beste hielt.
    »Mara. Du heißt Mara Reardon, richtig?«
    Die Kleine strahlte übers ganze Gesicht.
    Seufzend öffnete Jimmy eine Kalebasse mit einem kleinen Rest Wasser und reichte sie ihr. Sie trank in gierigen Zügen, während sie einige der anderen Kinder in der Nähe mit neidischen Blicken bedachten.
    »Danke.« Sie gab ihm die leere Kalebasse mit einem schüchternen Lächeln und der Andeutung eines Knickses zurück. »Darf ich jetzt spielen gehen?«
    Jimmy starrte sie verwirrt an.
    »In dem Waisenhaus durften die nicht mal furzen, ohne dass die Leute des Pontifex ihnen das vorher erlaubt hätten«, flüsterte ihm Rasim zu, der neben ihm an der Wand des kleinen Häuschens saß.
    »Ja, natürlich«, sagte Jimmy. »Geh spielen.« Es fühlte sich unglaublich merkwürdig an, so etwas zu sagen.
    Jauchzend lief die Kleine davon.
    »Das war dein letzter Schluck«, stellte Rasim fest. »Wahrscheinlich überhaupt das letzte Wasser in unserem kleinen Camp.«
    Jimmy zuckte mit den Schultern. Er hatte es sich aufgehoben, hatte die ganze Nacht über keinen Schluck getrunken. Dabei war es nur die Hälfte der Ration gewesen, die er an alle anderen ausgeteilt hatte.
    »Vielleicht regnet es bald«, sagte er und verscheuchte eine Fliege von seinem ausgestreckten Bein.
    »Hm«, machte Rasim. »Sieht nicht so aus.«
    Tatsächlich war der Himmel wolkenlos, und zudem war die Sonne hier, wo keine Bäume Schatten spendeten, stechend heiß.
    »Die werden dir bald die Hölle heiß machen«, fügte Rasim hinzu und wies auf die Kinder, die vorhin Mara so neidisch angestarrt hatten und deren Blicke immer noch auf ihn und Rasim gerichtet waren.
    »Wie viel Essen ist noch da?«, fragte Jimmy.
    »Zweieinhalb Brotlaibe und nicht zu wenig von dieser Hammelkeule. Ganz schön salzig, wenn du mich fragst.«
    Rasim hatte eine unnachahmliche Art, den Finger in offene Wunden zu legen. Scheinbar bereitete ihm das eine Art innere Befriedigung. Jimmy beschloss, das nicht zu kommentieren.
    Draußen vor dem Zaun standen deutlich mehr Malachim als am Tag zuvor. Aber immer noch schienen sie sich in einem seltsamen Dämmerzustand zu befinden. Tatsächlich hatte seit Stunden keiner von ihnen eine nennenswerte Bewegung gezeigt. Kurz hatte Jimmy die wahnwitzige Idee erwogen, in der Hoffnung, dass dieser Zustand mehr als nur eine Art des Lauerns war, mit der Gruppe einfach durch sie hindurch zu flüchten. Allerdings konnten sie die beiden Zäune genauso wenig überwinden wie die Malachim. Das galt insbesondere für den mittleren Zaun, den mit dem »Strom«, von dem Patrick und Rasim gesprochen hatten. Dass dieser den Malachim gefährlich werden konnte, hatten sie schon gesehen.
    Jimmy und Rasim hatten aber auch herausgefunden, dass die mysteriöse Kraft dieses Zauns, die »Elektrizität«, auch anderen Lebewesen gefährlich werden konnte. Als die anderen Kinder abgelenkt gewesen waren, hatte Rasim eine Eidechse, die sie zuvor auf dem Gelände gefangen hatten, mit einem geschickten Wurf gegen einen der Drähte geschleudert. Bei der Berührung hatte es so was wie einen kleinen Blitz und ein seltsames Zischen gegeben. Dann war die Eidechse tot zu Boden gefallen. Keine

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