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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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durchstieß ihr Kopf wieder die Oberfläche. Sie zog Stacy erneut auf sich.
    Ein brüllendes Tosen hinter ihr ließ sie den Kopf herumreißen. Erst konnte sie nichts als schäumendes Wasser und neue Stromschnellen ausmachen. Doch dann sah sie es.
    Ein gutes Stück voraus, just neben einem halb ins Wasser gestürzten Baumstamm, gähnte in der felsigen Wand des Abhangs ein großes Loch, kreisrund und etwa mannshoch. Von einem Halbkreis aus verwittertem Beton eingefasst, also von Menschenhand geschaffen, um eine Art Kanal vom Fluss abzuzweigen. Dem Tosen und Schäumen am Rand des Lochs nach zu urteilen, ging es direkt dahinter steil nach unten.
    Cooper begann, panisch mit den Beinen zu schlagen. Vom Fluss mitgerissen zu werden, war schlimm genug, aber der Gedanke, dieses Martyrium in der unterirdischen Dunkelheit einer uferlosen, endlos langen Röhre zu erleben, machte sie fast verrückt vor Angst.
    Doch sosehr sie auch strampelte, die Strömung, die das abfließende Wasser des Kanals erzeugte, zog sie mit unwiderstehlicher Gewalt aus der Mitte des Flusses immer weiter herüber nach links, wo das schwarze Loch gähnte wie ein hungriger Schlund.
    Brent.
    Wo war nur Brent? Vielleicht könnte er …
    Sie riskierte einen Blick über die Schulter, auch wenn das bedeutete, vorübergehend wieder unter Stacys Gewicht zu versinken und Wasser zu schlucken. Weit hinter ihr tanzte Brents Kopf auf den Wellen, verschwand kurz hinter einer Stromschnelle, tauchte wieder auf. Er würde ihr nicht helfen können.
    Wie erwartet, wurde sie im nächsten Moment von der Strömung unter Stacy gedrückt, doch es gelang ihr, rechtzeitig nach Luft zu schnappen. Diesmal schaffte sie es ohne allzu große Atemnot zurück an die Oberfläche.
    Sie drehte sich wieder um, und der Schrecken fuhr ihr erneut in die Glieder. Das Loch war ein riesiges Stück näher gerückt. Dann fiel ihr erneut der abgestürzte Baumstamm direkt daneben auf. Er war offensichtlich vom Rand des Canyons heruntergefallen, aber das Wurzelwerk war zwischen zwei Felsen eingeklemmt, während die Baumkrone ins Wasser ragte. Wenn es ihr nur gelänge …
    Cooper schlug mit den Beinen, paddelte, strampelte.
    »Hilf mir, Stacy!«
    Sie wusste, dass ihre Bitte vergebens war. Stacys Kopf rollte vor ihrem Gesicht hin und her. Ihr nasser Schopf nahm Cooper den Atem und den Großteil ihrer Sicht.
    Der Baum rückte näher …
    Näher …
    Zu weit rechts …
    O mein Gott!
    Nur ein bisschen …
    Wieder näher …
    JA.
    Ein gewaltiger Ruck fuhr durch ihren Arm, als sie die freie Hand in das Geäst der Baumkrone krallte. Mit einer Kraftanstrengung, die kleine Sternchen vor ihren Augen tanzen ließ, zog sie sich und Stacy hinter zwei Äste, sodass ihre Körper dazwischen eingekeilt waren. Sie tat ein paar Atemzüge, bis wenigstens die Sterne vor ihrem Blickfeld wieder verschwunden waren, dann schaute sie sich um.
    Kaum zwei Armlängen neben ihr klaffte das Loch. Wie sie vermutet hatte, fiel das Wasser ein bis zwei Meter hinter der Öffnung in eine ungewisse Tiefe. Der Anblick jagte ihr einen weiteren Schauer über den Rücken.
    » COOOOOP! «
    Brent.
    Mit einer mörderischen Geschwindigkeit kam er auf sie zugerauscht. Cooper wollte sich schon mit Stacy von ihm wegdrücken, um nicht aus ihrer »Verankerung« gerissen zu werden, aber Brent war trotz aller Schwierigkeiten der letzten Tage ihr Freund und hatte ihr Dutzende Male das Leben gerettet. Sie streckte den freien Arm nach ihm aus.
    »Hierher, Brent! Schwimm hier rüber!«, schrie sie, doch ihre Stimme wurde vom Brausen des unsichtbaren Wasserfalls verschluckt.
    Brent aber hatte offenbar zumindest ihren Arm gesehen. Er strampelte mit aller ihm verbliebenen Kraft in ihre Richtung, während der Strom ihn unbarmherzig mit sich riss.
    Sein Kopf mit dem ausgestreckten Arm hüpfte und tanzte auf den Stromschnellen wie ein Gummiball. Cooper streckte ihren Arm so weit sie nur konnte, ohne Stacy loslassen zu müssen oder ihren eigenen Halt zu verlieren.
    Brent rauschte heran.
    Cooper hörte sich selbst schreien.
    Dann spürte sie eine Berührung und griff zu.
    Wieder riss es ihren Arm fast aus dem Gelenk. Für einen Moment bestand sie nur aus zwei Händen, die sich eisenhart an das krallten, was auch immer sie gerade festhielt. Dann wagte sie es, die Augen wieder aufzumachen.
    Brent hing buchstäblich an ihrer Hand, seine Füße schon von der Dunkelheit des Lochs verschluckt, die Augen schreckgeweitet. Sie sah, wie sich seine Lippen bewegten.
    Nicht

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