Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
Vom Netzwerk:
Baumwipfeln, manche davon mit schrill buntem Federkleid, wie man sie in dieser Gegend noch nie gesehen hatte.
    Cooper war froh über Brents Schweigen. Endlich hatte sie Zeit, ein wenig über die Ereignisse des vergangenen Tages nachzudenken. Insgeheim musste sie zugeben, dass sie sich mittlerweile regelrecht vor Brent fürchtete. Was er Monica angetan hatte, war einfach …
    Ihr fiel kein ausreichend angewidertes Adjektiv ein. Es war ja nicht nur so, dass er Monica getötet hatte, was schon schrecklich genug war. Sicher, Monica hatte sie in eine Falle gelockt. Aber musste man dabei nicht bedenken, was sie alles hinter sich gehabt hatte? Hätte Cooper entscheiden können, sie hätte das Mädchen vielleicht angebunden zurückgelassen. Irgendwo, wo ihr mysteriöser Komplize sie finden würde. Aber sie umbringen?
    Sie wusste, was Brent auf ihre Vorhaltungen geantwortet hätte, nämlich dass sie bei den Malachim nicht so zimperlich vorgehen würde. Aber das war etwas ganz anderes. Die Malachim waren Monster, und jedes Mal, wenn sie einen erwischt hatte, war es ein Kampf auf Leben und Tod. Eigentlich war es also Notwehr, wenn man davon absah, dass sie es waren, die Jagd auf die Malachim machten, nicht umgekehrt.
    Das eigentlich Bestürzende aber war, auf welche Weise Brent das Mädchen getötet hatte. Was immer der Teer mit ihm anstellte, er hatte es nicht mehr unter Kontrolle. Ja, es schien ihn irgendwie zu verändern. Obwohl er, zumindest wenn er die Wahrheit sagte, seit ein oder zwei Tagen keinen Teer mehr genommen hatte, war er fähig, ein Mädchen mit einer Wand zu verschmelzen, und er hatte es offenbar ohne die geringsten Skrupel getan.
    In einem allerdings hatte er recht. Er war nicht der einzige Freak unter ihnen. Es war nun überdeutlich. Durch ihr verletztes Auge konnte sie sehen, was der Malach tat, mit dem sie zusammengestoßen war. Und in diesem Augenblick schien ebendieser Malach bei Stacy zu sein. Ob er sie entführt hatte oder sie ihm freiwillig gefolgt war, war aus den blitzhaften Visionen, die sie immer wieder überfielen, nicht zu ersehen. Aber Tatsache war, dass auch Stacy auf dem besten Wege war, zu einem Monster zu werden, was sie irgendwie in eine ähnliche Kategorie einordnete wie Brent. Kein schöner Gedanke.
    »Woher soll ich wissen, ob du mich nicht einfach irgendwohin führst?«
    Seine Stimme war plötzlich so dicht neben ihr, dass sie erschrocken zusammenfuhr. Ihr Herz pochte wie wild, und sie musste einmal tief durchatmen, bevor sie antworten konnte.
    »Ich werde Stacy ganz sicher nicht ihrem Schicksal überlassen«, sagte sie trotzig. »Du vielleicht?«
    Brent lachte. »Und auf den besten Sex verzichten, den ich bisher im Leben hatte? Sicher nicht.«
    »Verschon mich mit Details«, bat sie.
    »Eifersüchtig?«
    »Träum weiter.«
    Gespräche wie dieses hatten sie in der Vergangenheit hundertfach geführt, aber früher hatte sie seine Prahlerei, seine wenig subtile Anmache und das abfällige Gerede hinter Stacys Rücken nicht ernst genommen. Ja, sie hatte sogar darüber lachen können. Nun fragte sie sich, ob sie ihn die ganze Zeit falsch eingeschätzt hatte. Vielleicht war es auch der Teer. Vielleicht veränderte er ihn nicht nur körperlich.
    »Verbindung und Monsterauge hin oder her. Lass uns diesen Malach einfach killen, wenn wir die zwei finden, okay? Kurzer Prozess.«
    Cooper seufzte.
    Da packte er sie auf einmal am Handgelenk und hielt sie fest. Erschrocken sah sie ihn an. Seine Augen glühten regelrecht. Cooper fühlte, wie seine Haut auf der ihren zu prickeln begann.
    »Lass das!«, schrie sie panisch und versuchte ihm die Hand zu entreißen, doch er hielt sie mit eisernem Griff. Täuschte sie sich, oder war seine Haut bereits ein paar Millimeter weit mit ihrer verschmolzen?
    »Lass mich los, Brent!«, schrie sie ein zweites Mal.
    Vielleicht war es sein Name, den sie diesmal hinzufügte. Jedenfalls verlor sein Blick plötzlich an Intensität, und er lockerte seinen Griff so weit, dass sie ihm die Hand entziehen konnte. Vorsichtig betastete sie die Haut am Gelenk, doch es war alles in Ordnung.
    »Was regst du dich so auf?«, fragte Brent. »Alles in Ordnung. Dein theatralisches Seufzen hat mir einfach nicht gefallen, aber … Okay, wir retten Stacy, setzen deinen komischen Malach-Bruder fest und holen die Medikamente, ja?«
    Zweifelnd sah sie ihn an. Konnte sie ihm noch trauen? Andererseits hatte sie kaum eine Wahl.
    Wortlos drehte sie sich um, nahm den eingeschlagenen Weg wieder auf

Weitere Kostenlose Bücher